Sprockhövel. Eine App macht herkömmlichen Taxis Konkurrenz, inzwischen auch in Sprockhövel. Uber will kooperieren – Sprockhöveler Taxi-Unternehmen reagieren.

Fahrtvermittlungen über die App Uber sind eine große Konkurrenz für lokale Taxi-Unternehmen. Immerhin bietet Uber grundlegend die gleiche Leistung und das meist günstiger. Obwohl es Uber noch gar nicht offiziell in Sprockhövel gibt, sind Fahrten damit dennoch möglich. Eine Zusammenarbeit lehnen die Sprockhöveler Taxi-Unternehmen aber ab.

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Uber ist in über 30 Städten in Deutschland aktiv. Sprockhövel gehört eigentlich nicht dazu. Dass die Uber App in Sprockhövel trotzdem genutzt werden kann, liegt an den umliegenden Städten. Wenn beispielsweise ein Uber in Wuppertal bestellt wird und bis nach Sprockhövel fährt, wird eine Fahrt ab Sprockhövel ohne lange Wartezeit möglich - und das deutlich günstiger als mit dem Taxi.

„Die Preise von Uber sind unfair.“

Sandra Breitenborn
Betreiberin des Sprockhöveler Taxiunternehmens Breitenborn

Eine Taxi-Fahrt von Sprockhövel nach Hattingen kostet im Normalfall etwas über 20 Euro, Uber bietet die gleiche Strecke teilweise schon für 14 Euro an. Solche Preise seien viel zu niedrig und würden die Kosten nicht decken, findet Jörn-Hendrik Gutt, vom gleichnamigen Mietwagenanbieter in Sprockhövel. Auch Sandra Breitenborn, Betreiberin des Sprockhöveler Taxiunternehmens Breitenborn, findet die Preise „unfair“. Herkömmliche Taxis müssten zudem mehr Voraussetzungen, wie eine Alarmanlage und ein Taxameter erfüllen, erzählt sie im Gespräch. Auch die Pflicht, jeden möglichen Auftrag anzunehmen, haben Uber-Fahrer im Gegensatz zu Taxi-Unternehmen nicht.

Was ist Uber und wer legt Taxipreise fest

Ursprünglich 2009 als Limousinen-Service gegründet, ist die US-amerikanische App Uber heute eine der beliebtesten Fahrtvermittlungsmöglichkeiten. Etabliert hat sich der Service durch nebenberufliche Fahrer, die ihre privaten Autos nutzen. In Deutschland brauchen die Fahrerinnen und Fahrer allerdings einen Personenbeförderungsschein, dementsprechend handelt es sich bei Uber-Partnern um angestellte Fahrer von Mietwagenunternehmen, die mit Uber zusammenarbeiten. Auch herkömmliche Taxis kann man über die App bestellen.

Die Taxi-Tarife werden für den Ennepe-Ruhr-Kreis vom Kreistag festgelegt. Im Juni 2024 waren die Preise zuletzt erhöht worden. Im Ennepe-Ruhr-Kreis gab es in den vergangenen gut zehn Jahren damit vier Tarifanpassungen.

Anders als Taxis dürfen Uber-Fahrzeuge nicht herangewunken werden und müssen nach jedem abgeschlossenen Auftrag zum Betriebssitz (zum Beispiel in Wuppertal) zurückfahren, sofern sie unterwegs keinen neuen Auftrag per App bekommen. Ob sie das auch machen, zweifelt Jörn-Hendrik Gutt an. Und trotzdem: Da herkömmliche Uber-Fahrzeuge sich nicht an festgelegte Tarifpreise halten müssen, bleibt ihr Angebot oft günstiger.

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In einigen Städten gibt es zwischen lokalen Taxiunternehmen und Uber bereits Kooperationen. Die Taxis kann man dort über die Uber-App rufen. Die Preise unterliegen allerdings auch den kommunalen Taxi-Tarifen und -Voraussetzungen. Anders sieht es bei den für Uber tätigen Mietwagenunternehmen aus.

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Uber plane auch in Kleinstädten sein Angebot auszuweiten, dafür setzen sie auf lokale Mietwagen- und Taxiunternehmen, so ein Unternehmenssprecher. Auf der eigenen Website erklärt Uber, dass Taxiunternehmen durch diese Zusammenarbeit eine neue Zielgruppe erschließen und Ubers Reichweite nutzen könnten. In der Taxi-Branche stößt das jedoch auf viel Kritik. Verbände warnen davor, sich „den Feind ins Bett zu holen“.

Freie Taxis stehen an der Straße, das Taxischild leuchtet
Herkömmliche Taxis bekommen von Uber Konkurrenz © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Uber habe bereits versucht, Kontakt mit Jörn-Hendrik Gutt aufzunehmen, aber eine Zusammenarbeit will der gelernte Busfahrer auf keinen Fall. „Die Arbeit, die wir leisten, soll auch vernünftig entlohnt werden“, meint er. Für Sandra Breitenborn kommt eine Kooperation auch nicht infrage. Sorgen, dass sie in der Zukunft vom Markt gedrängt werden könnte, hat sie nicht. „Wir haben Stammgäste, nicht wegen der Preise, sondern weil man sich auch nett unterhält“, meint sie.

Schwierig, spontan ein Taxi zu bekommen

Lachend erzählt sie: „Ich muss gestehen, ich bin letztens selbst mit Uber gefahren“. Lange Zeit habe sie geglaubt, dass es Uber in Sprockhövel gar nicht gäbe – bis sie ein Auto mit dem Schriftzug in ihrer Straße gesehen habe. Ihr Taxiunternehmen liefe aber trotzdem gut. Die Nachfrage nach Taxis in Sprockhövel sei nach der erneuten Tariferhöhung zwar gesunken, aber ihre Fahrerinnen und Fahrer seien durch Krankenfahrten trotzdem ausgelastet. Ähnlich geht es auch dem Unternehmen Gutt. Vor allem unter der Woche sei es schwierig, spontan eine Fahrt zu bekommen, weil das Sprockhöveler Unternehmen meist ausgebucht sei.

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