Sprockhövel/Essen. Ein psychisch kranker Mann aus Sprockhövel droht Amok zu laufen und seinen Nachbarn zu enthaupten. Jetzt steht er vor dem Landgericht in Essen.

Dieser Facebook-Eintrag hat für große Angst gesorgt: Vor etwas mehr als einem Jahr hat ein Mann aus Sprockhövel unter anderem diese Zeilen gepostet: „Die Gedanken um einen Amoklauf tanzen seitdem ich sechs bin. Jetzt hat die Schule wieder angefangen. Ich möchte nicht Kinder mitnehmen.“ Seit Montag (18.11.) beschäftigt der Fall das Essener Landgericht.

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Der Beschuldigte ist 37, Alkoholiker und psychisch schwer krank. Polizei und Rettungsdienste kennen ihnen seit Jahren. Allein am 27. Juli vergangenen Jahres soll er 20-mal den Notruf gewählt haben. Die Krankenwagen-Besatzung rückte mehrmals aus – machte sich dann wieder tatenlos auf den Rückweg.

„Kann sein, dass ich ihn enthaupte“

Bei der Polizei soll später sogar eine Morddrohung eingegangen sein. Am Telefon soll der 37-Jährige dabei angeblich folgende Sätze über einen seiner Nachbarn gesagt haben: „Kann sein, dass ich ihn morgen enthaupte. Ich habe mehrere Macheten, ich habe Schießgewehre – alles parat.“

Die Beamten waren damals sofort zu seiner Wohnung ausgerückt. Eine echte Gefahr hat aber offenbar nicht bestanden.

Im Griff des Alkohols

„Ich will nur meine Ruhe haben“, sagte der 37-Jährige zum Prozessauftakt. Er habe dem Mann nie etwas antun wollen. Dass der Drohanruf nicht richtig war, wisse er auch: „Mir ist klar, dass man das nicht macht.“

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Es ist der Alkohol, der den Mann aus Sprockhövel seit der Jugend fest im Griff hat. Alle Versuche, davon loszukommen, sind fehlgeschlagen. „Das ist eine Kopfsache“, erklärte er den Richtern. Tage ohne Promille gibt es in seinem Leben kaum noch. Auch am Abend vor dem Prozess will er noch getrunken haben.

Zerrüttetes Elternhaus

Wenn man ihm glaubt, dann kommt der 37-Jährige aus einem völlig zerrütteten Elternhaus. Die Mutter Alkoholikerin, der Vater angeblich eine „Naturkatastrophe“. Der Typ sei „zum Kotzen“ gewesen, so seine Worte.

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Dabei hatte es in seinem eigenen Leben gar nicht so schlecht angefangen. Die großen Probleme begannen erst in Klasse elf – auf dem Gymnasium. Nach drei Anläufen gab er endgültig auf. Nicht wegen der Noten, sondern aus Prüfungsangst. Danach bestimmte der Alkohol sein Leben.

„Geräusche fressen mich auf“

In dem Facebook-Eintrag vom 17. August vergangenen Jahres hat er sich dann offenbar seine ganze Wut und Verzweiflung von der Seele geschrieben. „Ich halluziniere momentan extrem“, heißt es da. „Geräusche fressen mich auf, infiltrieren mein Gehirn.“

Nach dem Amoklauf-Hinweis folgen dann auch noch diese Sätze: „Ich kann die jungen, infantilen Stimmen nicht mehr hören. Da muss etwas getan werden. Ich möchte NRW roden.“

Wut auf Jugendsprache

Was er damit gemeint hat, ist nicht ganz klar. „Ich möchte, dass der Dialog in den Foren aufhört“, sagte er den Richtern. Auch die Jugendsprache, die dort benutzt werde, könne er nicht ertragen. Das gleiche gelte für komplizierte Worte, die falsch geschrieben und benutzt würden.

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Nach eigenen Angaben leidet der Sprockhöveler unter extremen Kontroll- und Ordnungszwängen. „Ich habe schon in der Schule meine Hefte im Tornister geordnet – mit einem Zentimetermaß.“

Bestrafung nicht möglich

Bestraft werden kann er aufgrund seiner psychischen Erkrankung nicht. Er gilt als schuldunfähig. Die Richter müssen nun darüber entscheiden, ob er auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden muss – zum Schutz der Allgemeinheit. Mit einem Urteil ist voraussichtlich Ende des Monats zu rechnen.