Sprockhövel. Anwohner beobachteten in der vergangenen Woche den robusten Einsatz einer Gärtnertruppe am Starenweg in Sprockhövel. Hier die Hintergründe.

Bemerkenswert, wie unterschiedlich die Menschen ticken: In der Berichterstattung dieser Zeitung waren einige Male Anwohner des Starenwegs in Niedersprockhövel zu Wort gekommen, die kritisierten, wie wenig die Hattinger HWG ihrer Pflicht nachkomme, wucherndes Grün auf Gehsteigen und Spielplätzen im Bereich ihrer Siedlung zu beseitigen. Es geht aber auch anders herum: Jetzt hagelt es Kritik an den Gärtnern der Wohnungsgenossenschaft, weil zurzeit rigoros Sträucher und Gebüsch zurückgeschnitten werden.

Die Schmidts genießen ihren Garten

Ulrike und Udo Schmidt genießen die Aufenthalte in ihrem Garten. Der Blick von ihrer Wohnung an der Hattinger Straße richtet sich dann zum Wohngebiet Starenweg, wo die Häuser von viel Grün eingefasst sind. Und das Ehepaar erlebt hier Vögel, viele Vögel, unterschiedliche Arten, eben wie auf dem Präsentierteller. Besonders Ulrike Schmidt hat über die Jahre eine gewisse Expertise erworben und kann ermessen, welche Vielfalt da zu beobachten ist: „Wir haben Grünfinken, Distelfinken, verschiedene Meisenarten, Rotkehlchen, Gartenrotschwänzchen, Dompfaffen, Buntsprechte und Buchfinken“, berichtet Udo Schmidt.

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Doch dann, in der letzten Woche, der Schrecken: „Wir traute unseren Augen nicht. Schweres Gerät machte die Büsche und Bäume am Ende des Starenwegs nieder“, sagt Schmidt. Zwar sind derzeit dort keine Vögel beheimatet, aber sie werden im kommenden Frühjahr auch keinen Platz für den Nestbau mehr finden. „Wir haben uns sehr geärgert, denn alle Pflanzen wurden rigoros bis auf eine Höhe von rund 20 Zentimeter gestutzt, sie werden hier keine Möglichkeit mehr zum Jagen oder fürs Nest finden.“

Gärtner der HWG rückten mit schwerem geröt am Starenweg an.
Gärtner der HWG rückten mit schwerem geröt am Starenweg an.

Die Schmidts kennen diese Praxis, aus der Landwirtschaft, aber auch bei der Pflege des so genannten Straßenbegleitgrüns durch Straßen NRW, wo am Ende große Flächen entlang der Landesstraßen bis auf den Boden gerodet sind. In ihrem Fall am Starenweg ist es jedoch die Hattinger Wohnungsgenossenschaft HWG, die in der vergangenen Woche ihre Gärtner mit schwerem Gerät nach Sprockhövel geschickt hat. Schmidts Verdacht: „Die haben so heftig gekürzt, um fünf Jahre Ruhe zu haben.“

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Dabei ist es nach Angaben von HWG sozusagen eine freiwillige Leistung, sich überhaupt noch um die Wege und Anlagen um die Häuser zu kümmern, denn sie hat alle verkauft. „Unsere Gärtner hatten mehrere Aufträge, sich in der vergangenen Woche dort zu kümmern“, sagt Laureen Brandt von der HWG-Unternehmenskommunikation. Zunächst sei es die Verkehrssicherungsverpflichtung, der die HWG hier nachkomme. „Gehwege müssen frei sein, kein Passant darf durch wucherndes Grün und Äste verletzt werden“, sagt Brandt.

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In der Zeit von Oktober bis Ende Februar ist es gestattet, Bäume und Büsche zurückzuschneiden, betont die HWG-Sprecherin. Außerdem habe die Aktion auch einen wichtigen pflegerischen Aspekt: „Unsere Gärtner haben betont, dass die Gewächse nicht nur in den Spitzen, sondern sehr stark zurückgeschnitten werden müssen, damit die Pflanzen danach umso stärker wieder wachsen können.“

Für fünf Jahre Ruhe haben

Die Naturschützer vom Nabu haben auch eine Meinung dazu. „Wir betrachten die Problematik nicht schwarz-weiß“, sagt der Ortsbeauftragte für Sprockhövel, Jürgen Döbert. Natürlich müssten Sicherungsarbeiten auf Kosten von Pflanzen und Tieren möglich sein. Diese Sicht treffe auch auf den Starenweg zu. „Aber am Ende ist es auch eine Frage des Maßes“, sagt Döbert. Ein Radikalschnitt sein nicht unbedingt nötig, „aber die HWG möchte wahrscheinlich für die nächsten fünf Jahre ihre Ruhe haben.“