Sprockhövel/Hattingen. Sie hätten Klimaprobleme verhindern können, glaubt die neue Grüne Jugend in Hattingen & Sprockhövel. Sie fordern Busse ohne Umsteigen und mehr.
Noch ist die Truppe gegen die AfD-Erfolge bei der Europawahl in Hattingen und Sprockhövel überschaubar - zehn junge Leute sind es, die die Jungen Grünen gegründet haben. Doch im Gespräch mit dem dreiköpfigen Vorstand wird deutlich: Die Ambition ist da, insbesondere bei jungen Wählern Überzeugungsarbeit zu leisten, dass sie mit ihrem Kreuz bei der AfD massiv gegen eigene Interessen verstoßen.
Der Wahlabend war ein Fiasko
Für Richard Jost, Bastian Emaas und Liv Stahlhut war der Wahlabend am 9. Juni ein Fiasko: Keine Partei hat so viel in der Wählergunst verloren wie die Grünen, keine Partei hat so viel dazu gewonnen wie die „Alternative für Deutschland“ (AfD). „Und beim Blick in die Analyse, wie unsere Generation gewählt hat, wurde es noch schlimmer, denn hier dominiert die AfD klar“, sagt Richard Jost.
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Jost ist 19, studiert Jura und kommt aus Hattingen, der Sprockhöveler Emaas ist 22 und Student der Nachhaltigen Entwicklung, Liv, ebenfalls aus Sprockhövel, geht mit ihren 15 Jahren noch ins Gymnasium. Die Jungs sind Mitglied bei den Grünen, Liv sympathisiert mit ihnen. Alle drei verständigten sich darauf, dass dem Rechtsruck auch in ihren Städten eine politische Jugendorganisation der Grünen entgegengestellt werden müsse. Also gründeten sie stadtübergeifend die Jungen Grünen Hattingen/Sprockhövel.
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Ob sie zufrieden sind mit der Arbeit der Parteifreunde in der Ampel? Stellung beziehen sie zur wachsenden Kritik an grünem Regierungshandeln eigentlich nicht. „Klar ist aber auch: Wenn wir schon viel früher an der Regierung beteiligt gewesen wären, hätten wir heute kaum diese massiven Klimaprobleme“, sagt Richard Jost. Auch die Abhängigkeit von russischer fossiler Energie wäre mit den Grünen nicht so ausgeprägt gewesen. Er appelliert an die jungen Menschen in Hattingen und Sprockhövel: „Wenn ihr euch einsetzt für eine konsequente Klimapolitik, hat das Einfluss auf die Lebensqualität aller in Zukunft.“
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Das Kampfgebiet aber ist natürlich das Kommunale, die Themen liegen quasi auf der Straße. „In Zeiten von immer mehr Krisen und sozialer Ungleichheit empfinde ich die Lebensmittelverschwendung als ein großes Problem. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass in Hattingen und Sprockhövel die Zusammenarbeit der lokalen Wirtschaft und Institutionen wie der Hattinger und Haßlinghauser Tafel besser unterstützt wird.“ Er sieht auch die Städte in der Pflicht: „Wenn die ehrenamtliche Unterstützung der Tafeln nicht ausreicht, sollten die Verwaltungen Geld für Stellen locker machen.“
Kommunikation und Nahverkehr
Anderes Thema: Kommunikation. „Zwar gibt es in Sprockhövel frei verfügbares WLAN, allerdings ist es vor allem an öffentlichen Plätzen wie den Busbahnhöfen sowie der Haupt- und Mittelstraße häufig superschlecht“, kritisiert Liv Stahlhut.“ Stichwort ÖPNV: „Von Sprockhövel zu den Unis in Bochum und Wuppertal ist es mit der Buslinie SB67 nicht weit. Um aus Hattingen zur Uni zu kommen, ist allerdings immer mindestens ein Umstieg nötig. Eine Direktverbindung würde hier eine sinnvolle Abhilfe schaffen“, fordert Bastian Emaas.
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Wie wollen sie die jungen Menschen erreichen? Die Jungen Grünen wollen auf der Straße ansprechbar sein, im späteren Jahr wollen sie eine Podiumsveranstaltung organisieren, auf der Fachleute über die Gefahr des Rechtsextremismus informieren. Auch die Beteiligung an Demos in Nachbarstädten ist geplant. Vor allem aber versuchen die Jungen Grünen ihre Klientel mit den Themen über die sozialen Medien zu erreichen, Facebook und Instagram.
Kontakt zur neuen Gruppe
Wer mitmachen will, geht über die Homepage von Bündnis 90/Die Grünen in Hattingen und Sprockhövel und sucht dort den Kontakt zur neuen Jugendorganisation. „Interessierte müssen nicht Mitglied der Grünen werden, und auch bei uns ist das erste Jahr beitragsfrei“, sagt Emaas.