Oberhausen: Seltener Auftritt der Prinzessin im Karneval

Oberhausen. Die „Müllschlucker“ haben im Ebertbad Oberhausen ausgelassen gefeiert. Jecken setzen auf mehrdeutige Kulissen und begrüßen einen besonderen Gast.

An Kostümen haben die Jecken in Oberhausen in der laufenden Karnevalssession schon so ziemlich alles gesehen. Ungewöhnlichste Verkleidung bislang: Florian Silbereisen (mintfarbender Anzug, unerschütterliche Fröhlichkeit) und Helene Fischer (Blonde Perücke, Mikrofon in der Hand). Am Samstagabend stand eine schräge Verkleidung wiederum den gesamten Abend auf der Bühne: eine große Mülltonne.

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Das Kinderprinzenpaar wird traditionell von der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) betreut. In diesem Jahr ziehen die Vonderner Mini-Regenten Emily und Max durch die Oberhausener Narrensäle. Auch bei der GOK-Prunksitzung waren sie zu aGst.

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Ja, sind die Scherze im Ebertbad Oberhausen denn reihenweise für die Tonne? Keineswegs, die Liricher Karnevalsgesellschaft (LKG) „Die Müllschlucker“ setze bei ihrer mit mehreren hundert Jecken gut besuchten, aber nicht ganz ausverkauften Kostümsitzung einfach nur auf eindeutige Symbole. Der Vereinsvorsitzende Daniel Gebert hatte den Abfallbehälter zu seiner eigenen Bütt umfunktioniert. Praktisch, das fassähnliche Vortragspult ist nämlich wiederverwendbar. Nachhaltigkeit, Helau!

Tonnenweise Frohsinnn: Bei der LKG „Die Müllschlucker“ steht eine Mülltonne auf der Bühne. Am Samstag feierten die Jecken im Oberhausener Ebertbad ihre launige Kostümsitzung. Der Verein ist eng mit der Müllverbrennung verbunden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Ob der erste Kalauer des mehr als fünfstündigen Mammutprogramms recycelt war, lässt sich nicht abschließend klären. Jedenfalls meinte Redner Ne Bonte Pitter zunächst: „Wer Pornos schaut, erhält ein falsches Bild unserer Gesellschaft. So schnell erscheint kein Handwerker!“ Okay, das klingt schon ein wenig nach Biotonne.

Karneval in Oberhausen: Müllschlucker - erst Bürgerprotest, dann Brauchtum für die Belegschaft

Bei schmissiger Karnevalsmusik der rheinischen Stimmungsband „Bel Air“ und der sogar aus dem wenig närrischen Hamburg angereisten Kapelle „Big Maggas“ musste man im Schunkelvolk sogar eine zünftige Polonaise erwarten.

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Nur echt mit Kappe: Sänger Hape Jonen schunkelte sich in Oberhausen mit etlichen Stimmungshits durch das gut aufgelegte Ebertbad-Publikum. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Warum die Wertstoffkette bei dem Oberhausener Karnevalsverein so wichtig ist und die Tonne überhaupt auf der Bühne steht, konnte Moderator Hagen Hoffmann schnell erklären: „Die Müllschlucker haben sich 1972 gegründet, als die große Müllverbrennungsanlage in Lirich gebaut wurde.“ Allerdings zunächst nicht als Betriebsvergnügen, sondern durchaus als launiger Bürgerprotest. „Anwohner kritisierten als Jecken den mancherorts nicht genehmen Neubau. Der daraus folgende Verein startete mit 7 DM Budget in der Vereinskasse.“

Viele bunte Kostüme: Zwerge und Burgherren durften gemeinsam anstoßen. Im Ebertbad Oberhausen war der überwiegende Teil der Jecken verkleidet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

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Schon wenig später wuchsen „Müllschlucker“ und Gemeinschafts-Müll-Verbrennungsanlage Niederrhein (GMVA) jedoch zusammen. Der Verein trug das Brauchtum auch in die Belegschaft. Noch heute zählt die Müllverbrennung zu den Unterstützern der aktiven Müllschlucker. Das GMVA-Logo ziert oft die Karnevalsorden. Das noch immer genutzte Firmengebäude an der Liricher Straße prägt mit seinen Schloten selbst die Bühnenkulisse im Ebertbad.

Karneval in Oberhausen: Mallorca-Songs und Kohleprinzessin auf der Bühne

Eine Allianz, die es in Oberhausen mehrfach gab: Die Großfirma Babcock unterstützte die Karnevalsgemeinschaft „Dampf drauf“. Die Hüttenwerke in der heutigen Neuen Mitte Oberhauen waren eng mit der KG Weiss-Grün Hoag verbunden. Beide Großunternehmen gibt es in der Stadt längst nicht mehr. Die tapferen Narrenvereine dagegen schon.

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In Erinnerung versuchte sich bei der amüsanten Kostümsitzung auch Entertainer Josef Hassing, der wasserfallartig schwadronierte, Oberhausen als „bestes Publikum der Welt“ lobhudelte und einen bekannten Mallorca-Song von Peter Wackel in eine Handwerkerhymne umdichte: „Aber Mais drauf! Hexeln ist nur einmal im Jahr.“ Auch darauf muss man erst mal kommen.

Feier doch eene mit! Das Ebertbad Oberhausen war zur Kostümsitzung der LGK „Die Müllschlucker“ nicht ganz ausverkauft. Die Stimmung kochte mehr als fünf Stunden trotzdem beachtlich hoch. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die vereinseigenen Tanzgarden zeigten sich bei Show- und Gardetanz vielfältig und fast schon zum Finale beäugten die Narren schließlich noch eine Rarität: Die Kohleprinzessin der historisch interessierten „Interessengemeinschaft Preußisches Rheinland“ marschierte mit einem revierverbundenen „Glück auf“ auf die Bühne. Sie gehören zwar nicht zum „offiziellen Karneval“, gestalten aber mit einer rein weiblichen Spitze den „freien Karneval in Oberhausen“ zeitgemäß mit. Auch darauf einen Tusch!

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