Oberhausen. Der Karneval in Oberhausen startet mit Spitzen gegen die zerbrochene Ampel und US-Präsident Trump. Ein Schlagersänger bleibt bewusst unerwähnt.
Eigentlich wirkt schon der Termin wie ein Witz. Hoppeditz-Erwachen, und damit Karnevalsauftakt, am Tag vor dem Elften im Elften? Auf solchen Schabernack können auch wirklich nur die Oberhausener kommen. „Stimmt nicht“, entgegnen die Organisatoren des heiteren wie scharfzüngigen Startschusses. Auch wenn Hochburgen wie Köln und Düsseldorf erst am Montag das „Alaaf“ und „Helau“ ganz offiziell zur Stadtsprache erklären, ist Karneval auch dort schon rund um den Schnapszahltermin mit der Schnapszahluhrzeit erlaubt. Wohl bekomm‘s!
Und so feierten mehrere hundert Närrinnen und Narren in einem komplett gefüllten Festzelt und auf dem gut besuchten Friedensplatz schon am Sonntag den Beginn der fünften Jahreszeit. „Damit mehr Arbeitnehmer mitmachen können“, hieß es in der Begründung. Der Feiertag ist in Oberhausen eben doch nicht Feiertag. Bei manchem Chef hört der Spaß auf.
Aufgeweckt war sie trotzdem, die Rede von Hagen Hoffmann, der nicht Punkt 11.11 Uhr, aber kurz danach, symbolisch aus einem Lebkuchenhaus schlüpfte, das der Redner zuvor aus alten Kartonagen im Keller gebastelt hatte.
Selbst ist der Hoppeditz, eine Blaupause für den lokalen Karneval, bei dem in Zeiten knapper Kassen die Eigenleistungen noch schwerer ins Gewicht fallen als in den Jahren zuvor. Glücklich also jeder Verein, der nicht nur feierfreudige, sondern auch genügend anpackende und finanzierende Mitglieder in seinen Reihen weiß.
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Seine Rede musste die närrische Galionsfigur vorher von 25 auf zehn Seiten kürzen. Auch das geplante Comeback-Konzert des umstrittenen Schlagersängers Michael Wendler in der Rudolf-Weber-Arena fiel dem Rotstift zum Opfer. Der Rednerschreiber pragmatisch: „Das war am Ende einfach nicht wichtig genug!“ Der Konzert-Plan sorgte zuletzt für bundesweite Aufmerksamkeit.
Karneval in Oberhausen 2024: Gut besuchtes Festzelt auf dem Friedensplatz
An Lachern soll es in der Session 2024/2025 in Oberhausen trotzdem nicht mangeln. Vor der Prinzenkürung von Thorsten Eckrich (Stadtprinz Thorsten I.) am kommenden Samstag, 16. November, in der großen Luise-Albertz-Halle, gehörte Hoppeditz Hoffmann zunächst das Rampenlicht. Er grüßte Rheinländer wie Westfalen und sezierte feine Unterschiede: „Ich grüß‘ Deutschlandfreunde und Patrioten / aber nicht die National-Idioten.“ Nach der Absage an Extremisten bekam die gescheitere Ampel-Koalition in Berlin ihr Fett weg: „Ich grüß’ die Kleinen und die Großen / Grüß‘ Christian Lindner und die anderen Arbeitslosen.“
„Auf den vergammelten Fahrgeschäften ist weiter nix los / Anstatt Obst, wächst da Unkraut bloß!“
Internationale Politik schallte auf dem Friedensplatz: „Die Bekloppten in den USA rufen laut Hurra, Hurra / der Kobold mit dem roten Haar ist wieder da / Wenn ich in die Zukunft seh / tut mir echt der Magen weh / Da hilft auch kein Kamillentee.“ Nach dem Abgesang auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und dessen Wahlkampfhelfer wie Elon Musk wanderte die Hoppeditz-Kritik schnell nach Oberhausen.
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Die gesamte Rede ummantelte thematisch ein Märchenwald. Da passte es, dass es im hiesigen Sterkrader Wald weiter kräftig knirscht. „Weil die Autobahn im Wege / holt man flott die Motorsäge. Doch das Schicksal nimmt so schnell nicht seinen Lauf / denn die Bürger passen auf!“ Auch das Hochwasser in Alstaden aus dem vergangenen Winter ist nicht vergessen. „Der Deichgraf reitet bei Hochwasser durch die Nacht / und war plötzlich aufgebracht / Der Ruhrdeich war stark verhunzt / Die Zuständigen hatten mal wieder geschlunzt / Und den Schaden, ungelogen / Kühen in die Hufen geschoben.“
Karneval in Oberhausen 2024: Hoppeditz-Kritik über Fahrradstreifen und Müllberge
Die Hängepartie beim Großprojekt von Karls Erlebnis-Dorf im ehemaligen Centro-Park macht den Hoppeditz wütend: „Auf den vergammelten Fahrgeschäften ist weiter nix los / Anstatt Obst, wächst da Unkraut bloß.“ Beim Straßenverkehr steigt der Puls: „Auf dem roten Fahrradstreifen / tat zuerst ein Bus mich streifen.“ Dazu ärgern wild geparkte E-Roller und innerstädtische Müllberge. Nicht alles passte in einen Reim.
Launig referierte Hagen Hoffmann gut 20 Minuten und zeigte sich hinterher zufrieden: „Die Gäste haben aufmerksam zugehört, wie schon lange nicht mehr.“
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