Oberhausen. Ein liegender Krieger, der sich wieder erhebt: Das Weltkriegs-Denkmal in Oberhausen-Biefang verfällt. Doch seine Restaurierung wird jetzt geplant.

Der Oberhausener Stadtteil Biefang will sein Kriegerdenkmal retten, das vom völligen Verfall bedroht ist. Die Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Biefang hat das Team der Gedenkhalle eingeschaltet und jetzt einen ersten, gut besuchten Workshop organisiert, um Ideen für die Restaurierung zu erarbeiten.

Das Denkmal stammt aus dem Jahr 1928. Der Oberhausener Bildhauer Julius Bonando hat es erschaffen. Es erinnert an die toten Soldaten der Weltkriege und zeigt eine nackte liegende Kriegerfigur, die ein Kurzschwert oder einen Dolch in der Hand hält und offenbar dabei ist, sich gerade wieder zu erheben. Die Figur befindet sich auf einem großen Sockel. Und hier beginnt schon das Problem: Sowohl dieser Sockel als auch die Figur selbst sind vom Zahn der Zeit arg angeknabbert worden. Beim Material des Denkmals handelt es sich um Kunststein, der in keinem guten Zustand mehr ist.

„Starke substanzielle Schäden finden sich an der Figur des liegenden Kriegers. An beiden Armen, besonders stark aber am rechten, das Schwert haltenden Arm, aber auch am linken Bein sind starke Rissbildungen vorhanden“, heißt es in einem ausführlichen Gutachten des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) aus dem Juni 2022. Ursache sei wahrscheinlich eine rostende Armierung, bei der durch Rostsprengung das Material auseinandergedrückt werde. Einige Teile der Figur sind derzeit mit Kabelbindern gegen ein weiteres Auseinanderfallen und Abbrechen gesichert.

Experte plädiert für eine ergänzende Infotafel mit QR-Code

BIG-Chef Jörg Schröer und BIG-Sprecherin Ute Weyen wollen diesen Verfall nicht länger hinnehmen. Und viele Biefanger Bürgerinnen und Bürger sehen das genauso. Das wurde bei einem Workshop in der Königschule deutlich. Clemens Heinrichs vom Team der Gedenkhalle skizzierte kenntnisreich die Geschichte des Denkmals und wies dabei auch darauf hin, dass der sich wieder erhebende Krieger durchaus als Teil eines gewissen Revanchismus gesehen werden kann, der sich in jenen späteren Jahren der Weimarer Republik stark ausbreitete. Der Experte plädiert für eine ergänzende Infotafel mit QR-Code am künftig restaurierten Denkmal, um es zeitgeschichtlich einzuordnen.

Workshop zum Denkmal mit Jörg Schröer und Carmen Zurawski (beide BIG) sowie Referent Clemens Heinrichs (Gedenkhalle).
Workshop zum Denkmal mit Jörg Schröer und Carmen Zurawski (beide BIG) sowie Referent Clemens Heinrichs (Gedenkhalle). © BIG Biefang | Sven Siebenmorgen

Doch noch ist es nicht so weit. Erst einmal muss die teure Restaurierung selbst gesichert werden. Dazu muss der Kunststein fachgerecht und vorsichtig gesäubert sowie aufbereitet werden. In drei Themengruppen sammelten die Workshop-Teilnehmer konkrete Gestaltungsideen dafür. Das kommende Froschfest am 6. September steht ebenfalls im Zeichen des Projektes: Alle Festerlöse und Überschüsse fließen in die Denkmal-Restaurierung.

Denkmal ist ein Lebensbegleiter für viele Biefanger Bürgerinnen und Bürger

Beim Workshop ist deutlich geworden, wie sehr sich viele Biefanger für das Monument am Rathenauplatz interessieren. Es ist ein Lebensbegleiter, stand immer dort und prägt den Stadtteil mit. Einige ältere Teilnehmer erinnerten sich an das Denkmal während ihrer Kinder- und Jugendzeit. Auf der Rückseite hat sich einst offenbar eine Tafel mit den Namen gefallener Weltkriegs-Soldaten aus Biefang befunden, die dann wohl einfach übertüncht worden ist. Eventuell kann diese Tafel im Zuge der Restaurierung wieder hergestellt werden. Manche Bürger haben in zurückliegenden Jahren vor Ort auch schon einmal behutsam selbst Hand angelegt, um den Krieger und seinen Sockel von Moos und Unkraut zu befreien. Es ist allerdings auch immer wieder zu Vandalismus und Schmierereien an dem Denkmal gekommen, teils mussten sogar Hakenkreuze entfernt werden.

Kenntnisreicher Referent: Clemens Heinrichs (Gedenkhalle) erläuterte die Geschichte des Oberhausener Denkmals, das 1928 eingeweiht worden ist.
Kenntnisreicher Referent: Clemens Heinrichs (Gedenkhalle) erläuterte die Geschichte des Oberhausener Denkmals, das 1928 eingeweiht worden ist. © BIG Biefang | Sven Siebenmorgen

Im Jahr 2028 feiert das Monument sein 100-Jähriges. Jörg Schröer wünscht sich, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt die Restaurierung gelungen ist. Der Sozialdemokrat will nun Kontakte in die Politik und zur Verwaltung zu diesem heimatgeschichtlichen Thema knüpfen und das Projekt schnellstmöglich verwirklichen. Auch mögliche Spender, etwa Unternehmen, sollen angesprochen werden, ob sie sich finanziell beteiligen.

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