Oberhausen. Im Pumpwerk Oberhausen wird das Abwasser der Emscher-Region über 40 Meter in die Höhe geliftet. Emscher-Touristen bestaunen die Hochleistungs-Technik.
Zahlreiche Menschen aus der gesamten Region haben jetzt in Oberhausen die Gelegenheit genutzt, exakt 41,9 Meter in die Tiefe zu schauen. Denn dort befindet sich die Pumpen-Ebene des Emscherpumpwerks Oberhausen.
Bei dieser technischen Anlage handelt es sich um einen Abwasser-Lift der Superlative: Zehn über sieben Tonnen schwere Hochleistungsmotoren treiben die Pumpen an, die sich in einer Tiefe von 41,9 Metern befinden, weil dort der Abwasserkanal Emscher (AKE) ankommt und hier ein letztes Mal auf ein höheres Niveau angehoben wird, bevor die Reise des Abwassers weitergeht zur Kläranlage Emscher-Mündung.
Die zehn Oberhausener Pumpen heben das Abwasser mit einer Leistung von 800 bis 1200 Litern pro Sekunde aus der Tiefe an. Die gesamte Förderleistung beträgt rund 16.000 Liter – pro Sekunde! Das entspricht etwa 100 Badewannen, wie Christoph Habich, Betriebsleiter für die westliche Emscher, bei einer der Führungen den staunenden Teilnehmern erläutert. Ein so groß dimensioniertes Pumpwerk ist hier, an der Kurfürstenstraße in Oberhausen-Biefang, notwendig, weil der AKE bei einem Gefälle von 1,5 Promille ansonsten in rund 80 Metern Tiefe an der Kläranlage Emscher-Mündung in Dinslaken ankommen würde.
Ja, das Interesse an diesen Führungen ist riesengroß: Am jüngsten Wochenende hat die Emschergenossenschaft insgesamt 26 solcher Unterwelt-Exkursionen mit je zwölf Personen unter fachkundiger Führung angeboten. Die Emschergenossenschaft feiert ihr 125-Jahre-Jubiläum und setzt zu diesem besonderen Geburtstag auf öffentlichkeitswirksame Aktionen und Angebote an vielen Punkten im Emschergebiet, wie Pressesprecher Ilias Abawi vor Ort in Oberhausen erläuterte.
Pumpwerk verbraucht so viel Strom wie 6000 bis 7000 Haushalte
Über viele Treppenstufen leitet Christoph Habich die Emscher-Touristen in die Tiefe des Pumpwerks, immer wieder gibt es detailreiche technische Erläuterungen und dazu viele genaue Nachfragen aus dem Publikum. Ebenfalls beeindruckend: Das Pumpwerk verbraucht so viel Strom wie 6000 bis 7000 Haushalte. Seine Pumpen müssen stets zuverlässig laufen; ihr Zustand wird fortlaufend online überprüft. Schwingungs-Sensoren weisen mit ihrer sensiblen Mess-Technik frühzeitig darauf hin, falls eine der Pumpen nicht mehr ganz „rund“ läuft. Auf diese Weise können die Techniker frühestmöglich eingreifen und größere Komplettausfälle verhindern. Eine beachtliche Bewährungsprobe habe das Werk bereits beim Weihnachtshochwasser 2023 bestanden, erklärt Fachmann Christoph Habich. „Die Pumpen haben diese Herausforderung gemeistert!“
Zur Erleichterung aller Emscher-Touristen erfolgt die Rückreise an die Erdoberfläche mit dem hauseigenen Lift, der keine Etagen, sondern die jeweilige Tiefe auf seinem Display anzeigt. Von 41,9 Meter geht es zurück ans Oberhausener Tageslicht. Einige Teilnehmer nutzen noch die Chance, bei sonnigem Spätsommerwetter einen Blick auf das benachbarte Areal des Holtener Bruchs zu werfen, dessen große Wiesenflächen sich bereits zum Vogelparadies gewandelt haben.
Diese Wiesen dienen künftig als Emscher-Aue und riesiges Überschwemmungsgebiet für den renaturierten Fluss. Der Emscherdeich ist bereits entsprechend verlegt worden. Auf ihm sind jetzt Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Unter ihm verläuft nun der Abwasserkanal Emscher, der auf dieser Route die letzte Etappe bis zum Klärwerk Emscher-Mündung zurücklegt.
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