Oberhausen. Bunte Blubberblasen, japanische Süßigkeiten und internationale Zeichner: Selbst erfahrene Manga-Fans staunten in Oberhausen über eine Neuerung.

Schon vor der Luise-Albertz-Halle wird‘s bunt. Aus einer großen Wasserpistole rauschen fortlaufend Seifenblasen. Ihr Besitzer trägt zwar einen Armeeanzug mit Schutzweste. Doch an den Helm sind flauschige Schlappohren genäht. Ganz normale Eindrücke bei der Comic- und Mangaconvention am Samstag in in Oberhausen. Die Szene hält Hof.

Hunderte Fans asiatischer Mangas, internationaler Comics und der Popkultur drumherum haben sich zum Szene-Treffen verabredet: Sie wollen sich austauschen, Fanartikel kaufen und bunteste Cosplay-Kostüme zeigen. Das Konzept gehört nicht nur in der Manga-Hochburg Düsseldorf mit seiner großen japanischen Community zum Alltag. Auch Oberhausen taucht spielend in fantasievolle Welten ab.

Manga Convention in Oberhausen: Selbstgebastelte Kostüme schonen den Geldbeutel

Am Hauptbahnhof mischen sich Trägerinnen und Träger von pinken Haaren und knallgelben Westen mit zum Bus eilenden Besuchern des Centro-Weihnachtsmarkts. Mancher Comic-Fan grinst wie Monkey D. Ruffy, einer Figur aus der beliebten Netflix-Reihe „One Piece“. In der Stadthalle sind dann zwar hunderte Fans unterwegs, aber stressiges Geschiebe bleibt hier aus.

Taktischer Blubberblasen-Trupp: Viele Cosplay-Freunde basteln ihre Kostüme selbst zusammen. Die Convention-Teilnehmer „Pantuffel“ und „Schmierpfote“ wollen mit Seifenblasen überzeugen.
Taktischer Blubberblasen-Trupp: Viele Cosplay-Freunde basteln ihre Kostüme selbst zusammen. Die Convention-Teilnehmer „Pantuffel“ und „Schmierpfote“ wollen mit Seifenblasen überzeugen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Wir wollen einfach nur Spaß verbreiten“, sagt auch der Blubberblasen-Verbreiter vom Eingang. Im wahren Leben arbeitet er als Elektriker, sein ebenfalls kostümierter Kollege als Logistiker. Nun schlüpfen die beiden 28-Jährigen in andere Rollen. Ihren bürgerlichen Namen müssen sie nicht nennen. Schließlich werden sie sowieso nur unter ihren Spitznamen „Pantuffel“ und „Schmierpfote“ angesprochen.

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Das Duo sammelt vor Ort Anregungen für Kostüme und bittet andere Fans zu einem „Schere, Stein, Papier“-Duell, für das es kleine Preise wie Mini-Figuren gibt. „Pantuffel“ vereint über seine Instagram-Seite im Internet viele Gleichgesinnte. Persönliches Fachsimpeln mache aber bei Conventions mehr Spaß, meint er. „Da sind wir old school!“

Manga Convention in Oberhausen: Cosplay-Walk statt Wettbewerb - „Den Stress nehmen“

Zuvor trat „Pantuffel“ wie bei einer Spezialeinheit im finsteren Kampfanzug auf. „Das empfand ich als zu martialisch.“ Nun hat er den „Taktischen Blubberblasen-Trupp“ gegründet. Die Seifenblasen-Dosen trägt „Pantuffel“ wie Patronen-Gürtel um den Oberkörper. Vieles ist selbstgemacht. Fertige Tarnanzüge und Westen kosten mehrere hundert Euro. So können für ein hochpreisiges Outfit bis zu 2500 Euro zusammenkommen. Sein Tipp: Gebrauchtwaren- oder Armeeläden nutzen. „In Kostümshops wird‘s meist teurer“, sagt er.

Etliche Outfits stammen aus japanischen Comics, Mangas oder Videospielen. Hunderte Besucherinnen und Besucher erschienen zur Oberhausener Convention fast ausnahmslos verkleidet.
Etliche Outfits stammen aus japanischen Comics, Mangas oder Videospielen. Hunderte Besucherinnen und Besucher erschienen zur Oberhausener Convention fast ausnahmslos verkleidet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bei der Convention schaut keiner verwundert auf die schrillen Kostüme, die oft aus Mangas, Comics und Videospielen stammen. „Die Szene ist offen und freundlich“, wissen sie in den mit 90 Austellern belegten Stadthallen-Gängen. Gekauftes trifft auf Selbstgenähtes. Natürlich starten auch Vergleichsshows für Cosplay-Könner.

Nate aus Mönchengladbach kostümiert als Angel Dust aus „Hazbin Hotel“. Manga- und Cosplay-Fans aus der Region schauten am Samstag in Oberhausen vorbei.
Nate aus Mönchengladbach kostümiert als Angel Dust aus „Hazbin Hotel“. Manga- und Cosplay-Fans aus der Region schauten am Samstag in Oberhausen vorbei. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Doch hier wagt die Oberhausener Convention eine kleine Revolution - den „Cosplay Walk“. „Wir nennen es bewusst nicht Wettbewerb“, sagt die Organisatorin, die sich „Asukatze“ nennt. „Wer wollen keinen Stress aufbauen. Wer möchte, läuft einfach nur über die Bühne. Bei vielen Wettbewerben müssen die Teilnehmer performen, also etwas vorführen.“ Das kommt an: 30 Mutige machen spontan mit.

Manga Convention in Oberhausen: „Genshin Impact“ und „Spy X Family“ sind angesagt

Was ist angesagt? Das Abenteuerspiel „Genshin Impact“ auf jeden Fall. Der Action-Comedy-Manga „Spy X Family“ ebenfalls. Auch internationale Gäste sitzen an den Tischen, auf denen manchmal Manga-Figuren, japanische Weingummistangen in bunten Farben oder Thermobehälter für Tee und Kaffee mit Herr-der-Ringe-Motiven stehen. Randy Valiente zeichnet sorgsam an einem Batman, der hoch zu Ross die Welt rettet. Der Künstler stammt aus der philippinischen Hauptstadt Manila. „Man ist hier nah dran an den Fans. Jeder kann Fragen stellen. Ich erkläre gerne meine Technik.“

Sally Lalla (l.) zeigt die Werke von Randy Valiente (r.). Der bekannte Zeichner stammt von den Philippinen. Er hat schon für berühmte US-Comics wie „Army of Darkness“, „Re-Animator“ und „Vampirella“ gearbeitet.
Sally Lalla (l.) zeigt die Werke von Randy Valiente (r.). Der bekannte Zeichner stammt von den Philippinen. Er hat schon für berühmte US-Comics wie „Army of Darkness“, „Re-Animator“ und „Vampirella“ gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bei berühmten amerikanischen Comics wie „Army of Darkness“, „Re-Animator“ und „Vampirella“ hat Randy Valiente schon mitgewirkt. Vor wenigen Wochen signierter er bei der Frankfurter Buchmesse seinen neuesten Streich „Sinning Killing“. „Ich hoffe, dass ich eine deutschsprachige Fassung ergänzen kann.“ Wie viel Zeit ein Profi für eine DIN4-Zeichnung benötigt, sei ganz unterschiedlich. „Das können vier Stunden sein. Oder auch ein kompletter Tag.“

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