Oberhausen. Am Centro Oberhausen ist bei minus 8 Grad die neue „Eiswelt“ gestartet. Unter spektakulären Eisskulpturen befinden sich Objekte aus dem Revier.
Diese Schau ist wirklich cool! Das liegt nicht unwesentlich an der Umgebungstemperatur. Minus 8 Grad sind notwendig, um die Skulpturen aus 300 Tonnen Eis und Schnee dauerhaft bei Laune zu halten. Martin de Zoete hat sich die neue Eiswelt-Schau neben dem Centro Oberhausen inhaltlich ausgedacht. Für den studierten Architekten ist das Klima im temporären Ausstellungszelt kein Thema. „Kälte? Das ist doch gar nicht so kalt!“, sagt der Niederländer mit einem Schmunzeln und zieht demonstrativ den Reißverschluss seiner gelben Arbeitsjacke ein wenig nach unten.
Martin de Zoete ist sozusagen der Mastermind frostiger Ideen: Der künstlerische Leiter hat sich die bis zum Sonntag, 2. März 2025, gastierende Großausstellung ausgedacht. Er werkelte mit dem Computer an 3D-Modellen. Er hat viel gerechnet, verworfen und neu auf den Weg gebracht. Denn nach seinen Anleitungen haben sich 35 Künstlerinnen und Künstler aus den USA, Portugal, Estland oder Tschechien die 500 aus Belgien angelieferten, blasenfreien Eisblöcke schließlich vorgeknöpft. „Damit das Objekt sichtbar wird, nutzen wir zuerst die Kettensäge, dann folgen Meißel, Spezialmesser und Eispickel.“
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Falls etwas schief geht, eine Eisfigur zum Beispiel beim sensiblen Werkeln versehentlich Gliedmaße verliert, ist der Künstler trotzdem nicht arm dran. „Schäden lassen sich mit einem Bügeleisen korrigieren. Gefrierendes Wasser ist für uns der beste Kleber.“
Centro Oberhausen: „Eiswelt“ zeigt Förderturm, Kohlekumpel und tanzenden Strommast
Der Eisexperte schaut nicht gerne auf die Uhr. Wie viele Stunden in einem Objekt stecken, lässt sich schwer sagen. „Die Künstler helfen sich gegenseitig. Alles ist ein fließender Prozess.“ Und das mit dem Fluss, dieser Kalauer sei erlaubt, klappt ausnahmsweise auch bei minus 8 Grad Raumtemperatur.
„Schäden an den Eisskulpturen lassen sich mit einem Bügeleisen korrigieren. Gefrierendes Wasser ist für uns der beste Kleber.“
Als Oberthema haben sich die Veranstalter eine Weltreise gewünscht. Martin de Zoete hat die bis zu acht Meter hohen Meisterwerke aus Eis in verschiedene Kontinente unterteilt. „Das gehört zur Dramaturgie.“ Die Terrakotta-Armee steht neben Teilen der chinesischen Mauer und verspielten Tempelbauten. Elvis tanzt vor der Hotelkulisse aus der amerikanischen Glücksspielstadt Las Vegas. Und direkt am Eingang dürfte Besuchern aus dem Revier schnell warm ums Herz werden.
Neben einem meterhohen Förderturm, den man als coole Hommage an die Essener Zeche Zollverein betrachten kann, ist auch Oberhausen vertreten. Martin de Zoete hat sich den tanzenden Strommast vom Ufer des Rhein-Herne-Kanals vorgeknöpft und die schwofende Skulptur in Eis gemeißelt. „Ich habe nach einem passenden Objekt aus der Region gegoogelt und bin schnell auf den Zauberlehrling gestoßen. Ein Glückstreffer, der sich bestens eignet.“
Centro Oberhausen: Bei minus 8 Grad - Künstler trinken heißes Wasser mit Ingwer und Zitrone
Dass auch Kohlekumpel, die es bekanntlich unter Tage eher mit schweißtreibenden Temperaturen zu tun hatten, einmal als frostige Kunstwerke taugen, gehört zu den Überraschungen der kurzweilig anmutenden Eisskulpturen-Schau.
Für die großen Skulpturen benötigen die Künstler schon mal Kräne und Leitern. Das Auf und Ab hält automatisch warm, sagt der Eiswelt-Experte. Auch das Hantieren mit der Kettensäge lasse einen die Kälte nicht spüren. „Wenn Künstler an feinen Details arbeiten und über eine längere Zeit stillhalten müssen, sieht das schon ganz anders aus.“
Jeder habe da so seine Technik. Einige würden dick eingepackt eine längere Zeit problemlos meistern. Andere gönnen sich jede Stunde im Foyer ein Heißgetränk. Hier befindet sich auch für Besucherinnen und Besucher ein kleines Café. „Die Künstler trinken bei der Arbeit fast ausnahmslos heißes Wasser mit Ingwer und Zitrone. Das härtet ab.“
Die Eisskulpturen-Ausstellung öffnet sonntags bis donnerstags von 10 bis 18, freitags und samstags von 10 bis 20 Uhr. Die temporäre Halle befindet sich an der Centroallee zwischen Bilfinger und der Shell-Tankstelle (Arena-Seite). Eintritt: zwischen 13,50 und 17,50 Euro.
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