Oberhausen. Was ist Ihr Geheimrezept, Nina König? Die 41-jährige Oberhausenerin ist Inhaberin der St. Antonius Apotheke. So sichert sie ihre Zukunft.

Nina König ist glücklich. Sie hat die St. Antonius Apotheke mitten in der City von Oberhausen von ihrem Vater übernommen. „Trotz aller Hürden“, wie die 41-jährige Oberhausenerin selbst sagt. Denn sie weiß: „Das Risiko ist hoch.“ Entsprechend wagen immer weniger Apothekerinnen und Apotheker den Schritt in die Selbstständigkeit. Auch in Oberhausen ist die Anzahl der Apotheken von Jahr zu Jahr weiter auf aktuell 41 geschrumpft. Doch Nina König hat sich etwas einfallen lassen, um ihre Zukunft zu sichern.

Hier an der Goebenstraße ist die Oberhausenerin groß geworden. Den Laden kennt sie wie kaum eine andere. Sie mag die Arbeit bis heute, „weil sie sinnvoll ist, weil mir der Kontakt zu Menschen so viel Freude macht, weil ich helfen kann“. Rosarot ist der Himmel für sie dennoch nicht. Die Lage ist ernst. Nach Angaben der Apothekerkammer Nordrhein schließen seit 1999 immer mehr Apotheken. Während Ketten die ein oder andere Filiale übernehmen, schmeißen viele Alleininhaber resigniert das Handtuch.

Auch Nina König ist Alleininhaberin dieser einen Filiale - „und die will ich unbedingt erhalten“. Mit nur noch drei Teilzeitangestellten hält sie sich über Wasser. Ab Februar 2025 kommt eine approbierte Apothekerin dazu. Approbation bedeutet soviel wie uneingeschränkte Berufserlaubnis. Das ist wichtig. Denn wenigstens eine ausgebildete Apothekerin, ein ausgebildeter Apotheker muss während der Öffnungszeiten anwesend sein, auch während der Notdienste. „Die kann ich ja nicht alle alleine übernehmen“, sagt die Mutter zweier Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren.

Auch teure Medikamente stellen die Apotheken vor Herausforderungen

Was ihr das Überleben erschwert? „Vor allem die seit zehn Jahren nie erhöhte Vergütung“, sagt sie energisch. Alles andere sei in teils schwindelerregende Höhen geschossen. „Personalkosten, Energiekosten sind da nur zwei Beispiele.“ Nina König erläutert: „Unsere Apothekenvergütung beträgt den Einkaufspreis des Medikamentes plus 8,35 Euro, plus drei Prozent vom Medikamentenpreis, minus 2 Euro Zwangsrabatt an die Krankenkasse.“ Auch dieser Zwangsrabatt sei kürzlich wieder erhöht worden, „von 1,77 auf 2 Euro“. Um Gewinne zu erzielen, müssen viele Medikamente über die Ladentheke gehen. „Am besten im mittleren Preissegment, denn auch die ganz teuren stellen uns vor große Probleme.“ Weshalb?

„Weil wir die vorfinanzieren müssen und das kann sich heute kaum noch jemand leisten.“ Mittel für eine Chemotherapie bei Krebs, bestimmte Hepatitismedikamente, die drei- bis viermal im Monat eingenommen werden müssten, kosteten schnell zehntausende Euro. „Bis die Krankenkassen das erstattet haben, sind Wochen vergangen.“ Deshalb würden immer mehr Apotheken diese Patienten sogar abweisen. Ein weiterer herber Rückschlag für die Branche: „Seit Februar 2024 ist es uns verboten, mit dem Großhandel bessere Konditionen auszuhandeln, dabei war das die letzte Möglichkeit für uns, wenigstens etwas profitabler arbeiten zu können.“

Dazu kommt die fast übermächtige Konkurrenz im Internet. „Vor allem Anbieter aus den Niederlanden machen uns das Leben schwer.“ Während die heimische Apotheke ihren Kunden keine Rabatte gewähren darf, locken die Niederländer mit Gutschriften und niedrigeren Preisen. „Aber die müssen ja auch keine derartig hohen Gewerbesteuern wie wir hier vor Ort bezahlen.“

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Und nun? Nina König hat investiert, in Fortbildungen und einen abgeschlossenen Impfraum. Dort sind nun unter anderem auch Grippe- und Corona-Impfungen möglich, können Blutzucker, Vitamin-D-Spiegel und Cholesterin-Werte überprüft werden. „Das wird wirklich gut angenommen“, freut sich die Chefin. Gegen den fast übermächtigen Online-Handel hat sie sich ebenfalls etwas einfallen lassen: Ab sofort ist sie mit einer eigenen App auf dem Markt. „Wer bis 16 Uhr darüber bei uns bestellt, bekommt seine Medikamente noch am gleich Tag in ganz Oberhausen nach Hause geliefert.“ Und das mit der notwendigen Transportsicherheit, die etwa für Insulin so wichtig ist. „Denn da muss auch unterwegs unbedingt die Kühlung stimmen.“

Auch eine Versandhandelserlaubnis hat Nina König bereits beantragt, für Medikamente, die keine besonderen Transportbedingungen benötigen. „Damit wir die unseren Kundinnen und Kunden künftig auch per Post zuschicken können.“ Seit April 2024 ist die St. Antonius Apotheke außerdem in die Cannabis-Versorgung eingestiegen. Das heißt: „Wer dieses Mittel bei schwerer Migräne, Schlaflosigkeit oder zur Behandlung von starken Schmerzen verschrieben bekommt, kann es bei uns erhalten.“ Mit Extraserviceleistungen wie diesen und der persönlichen Beratung direkt vor Ort hofft Nina König, ihre kleine Filiale auch langfristig sicher in die Zukunft führen zu können.

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