Oberhausen. Die Zahl der Apotheken geht zurück. Vertreter erhöhen deshalb den Druck und kündigten Protest an. Karte zeigt leere Stellen in Oberhausen.

In einigen Stadtteilen von Oberhausen gibt es sie gar nicht mehr – Apotheken. Während die Innenstadt noch üppig versorgt ist, wird es an den Rändern der Stadt schon eng. In Königshardt und in Holten gibt es jeweils nur noch eine Apotheke, ganz im Norden ist sogar ein Loch, das zeigt eine Karte dieser Redaktion. Die Daten stammen von der Apothekerkammer Nordrhein. Sie macht Druck auf die Regierung und kündigt weitere Proteste an.

Vor zehn Jahren gab es noch 48 Apotheken in Oberhausen. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 waren es nur noch 41. Im vergangenen Jahr hatte wieder eine Apotheke geschlossen. Die Zahl der Apotheken ging seit 2013 somit um fast 15 Prozent zurück. Ein Trend, der sich im ganz Nordrhein widerspiegelt und laut Apothekerkammer seit 1999 besteht. Im vergangenen Jahr schlossen im Kammerbezirk Nordrhein 48 Apotheken, dem gegenüber standen nur 14 Neueröffnungen. Das macht 34 Apotheken weniger. Das darf so nicht weitergehen, Berlin muss endlich gegensteuern – aber bisher ist da nichts in Sicht“, sagt Kammer-Präsident Dr. Armin Hoffmann.

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Oberhausen: Apotheken-Sprecher fordern Anpassung an Inflation

Die Nöte der Apotheken sind nicht neu. Immer wieder protestieren sie für ein Lohnplus. Denn nach Aussagen von Lukas Heuking, Sprecher der Apotheken in Oberhausen, wurden die Gehälter bislang nicht angepasst. „Das Honorar ist völlig abgekoppelt von der Inflation“, sagt Heuking. „Es geht nicht darum, dass wir mehr wollen als uns zusteht, sondern, dass das Honorar an die Inflation angepasst wird.“ So verdienten Apotheken an Rezepten relativ wenig, weil die Vergütung nicht angepasst worden sei. Dabei sei das eines der Haupttätigkeitsfelder von Apotheken.

Lukas Heuking ist Sprecher der Apotheken in Oberhausen.
Lukas Heuking ist Sprecher der Apotheken in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Eine der Folgen: Apotheken geht der Nachwuchs aus. Das wirtschaftliche Risiko, eine Apotheke zu leiten, wird von vielen als zu hoch erachtet. „Schließlich haften Apotheker mit ihrem Privatvermögen“, sagt Lukas Heuking. Gehe es der Apotheke schlecht und sie müsse in letzter Konsequenz aufgegeben werden, drohe ein Apotheker „Haus und Hof“ zu verlieren. Das hohe Risiko schreckt daher viele Nachwuchskräfte ab. Apotheken, die keinen Nachfolger finden, müssen also schließen.

Apothekerkammer Nordrhein: Präsident attackiert Lauterbach

Das sieht auch Dr. Armin Hoffmann von der Apothekerkammer Nordrhein so. Rund ein Drittel der Inhaberinnen und Inhaber öffentlicher Apotheken in Nordrhein sei 60 Jahre oder älter. „Das bedeutet, dass wir dringend junge Approbierte brauchen, die bereit sind, diese Apotheken früher oder später zu übernehmen“, sagt Hoffmann. Dafür müsse aber mehr Geld ins System. Der Kammer-Präsident greift in seinem Statement SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach an. Kein Gesundheitsminister habe bisher den Abwärtstrend aufgehalten: „Auch die jüngsten Pläne aus Berlin werden die Abwärtsspirale nicht aufhalten. Mehr noch, Lauterbachs Ideen haben das Potenzial, das bewährte System zu zerstören. Sie sorgen schon jetzt für enorme Verunsicherung bei den Kollegen. Ich bin enttäuscht, dass gerade ein Sozialdemokrat die Versorgung vor Ort so dermaßen ruiniert und große Kapitalgesellschaften gestärkt werden. Apotheken ohne Apotheker, keine adäquate Verbesserung der Vergütung – Lauterbachs bisherige Initiativen und Pläne sind unzureichend und gehen an der Realität vorbei.“ Die Apothekerkammer Nordrhein rechnet daher mit weiteren Protesten in diesem Jahr.