Oberhausen. Das Bestattungswesen wandelt sich. Statt Sarg- sind oft Urnengräber angesagt. Dadurch sinkt der Flächenbedarf. Was mit dem freien Platz passiert.

Vor vielen Jahren noch waren Erdbestattungen auf den Friedhöfen die Regel und Urnenbeisetzungen die Ausnahme. Doch inzwischen hat sich längst ein Wandel eingestellt, derzeit finden nur noch etwa 15 Prozent der Verstorbenen in einem Sarg die letzte Ruhe, die meisten Toten werden eingeäschert und in einer Urne beigesetzt. Durch diese Entwicklung brauchen Friedhöfe deutlich weniger Fläche als in der Vergangenheit. Das wiederum stellte die Stadt Oberhausen vor die Frage, was sie mit Freiflächen künftig machen soll.

Friedhöfe in Oberhausen: Bäume statt Gräber

Zunächst einmal noch zu den Zahlen: Alle fünf städtischen Friedhöfe haben zusammengerechnet eine Fläche von rund 600.000 Quadratmetern. Voraussichtlich werden auf Dauer rund ein Viertel, etwa 140.000 Quadratmeter, nicht mehr gebraucht. Um den Wandel im Bestattungswesen zu verdeutlichen, noch eine weiteres Zahlenwerk: In jüngster Zeit gab es pro Jahr durchschnittlich 1272 Beisetzungen, davon waren 988 Urnen- und 284 Erdbestattungen.

Das Konzept, das die Servicebetriebe Oberhausen entwickelt haben, geht nun auf die veränderten Bedingungen ein. Das Papier berücksichtigt aber auch, dass für neue Bestattungsformen wie ein Garten der Erinnerung ausreichend Flächen reserviert bleiben. Unter Berücksichtigung solcher Vorgaben haben die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) als zuständiges Unternehmen der Stadt nun für die Friedhöfe Areale ausgewiesen, die vor allem zwei Zwecken dienen sollen: Zum einen sollen hier Öko-Wiesen entstehen, um die biologische Vielfalt von Flora und Fauna zu fördern, zum anderen sind sie als Ausgleichsflächen gedacht. Solche braucht die Stadt, wenn sie selbst Bauten errichtet wie beispielsweise die sechszügige Gesamtschule im Knappenviertel.

Die Belegungsrechte aller Grabstätten auf den Friedhöfen der Stadt Oberhausen bleiben erhalten

Für jeden einzelnen Friedhof haben die Servicebetriebe aufgelistet, wie der Wandel vonstatten gehen soll. Dabei ist sowohl Dezernent Michael Jehn als auch SBO-Betriebsleiter Florian Reeh ein Grundsatz besonders wichtig hervorzuheben: Auch wenn im Umfeld von Gräbern Blumenwiesen entstehen, an den vereinbarten Belegungsrechten für die rund 32.000 Grabstätten werde nicht gerüttelt.

Unter anderem sehen nun die Pläne für den Westfriedhof vor, die Ökowiesen im Schulterschluss mit dem NABU anzulegen, um den Klimaschutz zu fördern und das Artenstreben zu bremsen. Darüber hinaus ist auch an eine Zusammenarbeit mit dem Imkerverband gedacht, der dort Bienenstöcke aufstellen kann. Dafür soll er übrigens auch Platz auf dem Ostfriedhof bekommen. Bienenfreundliche Wiesen wiederum sind für den Alstadener Friedhof angedacht.

Auf dem Westfriedhof in Oberhausen sollen auch Bienenstöcke ihren Platz finden, in Zusammenarbeit mit dem Imkerverband.
Auf dem Westfriedhof in Oberhausen sollen auch Bienenstöcke ihren Platz finden, in Zusammenarbeit mit dem Imkerverband. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Auf dem Westfriedhof erweitert die Stadt Oberhausen die jüdischen Grabfelder

Aber noch einmal zurück zum Westfriedhof: Das Papier der SBO hebt hier zwei Punkte hervor, die im Zusammenhang mit der Flächennutzung stehen: Derzeit wird in enger Abstimmung mit der jüdischen Gemeinde das Gräberfeld für jüdische Verstorbene erweitert. Bis Ende Dezember soll das Vorhaben voraussichtlich abgeschlossen sein. Ferner wollen die Servicebetriebe die Trauerhalle in Teilen umbauen, damit dort ein Kolumbarium Platz finden kann.

Für den Friedhof an der Landwehr heißt es wiederum, der neue Teil werde langfristig nicht mehr gebraucht, komme als öffentliche Grünanlage in Betracht. Auf dem Nordfriedhof ist schon ein Teilbereich entwidmet, der nun der Freiwilligen Feuerwehr Königshardt zur Verfügung gestellt wird, um dort einen neuen Standort zu errichten.

Gemeinsame Beisetzung von Mensch und Tier auf allen Friedhöfen der Stadt Oberhausen möglich

Schließlich listet die SBO auch im Einzelnen auf, auf welchem Friedhof welche der neuen Bestattungsformen einen Platz finden wird. Beispielsweise soll es Gemeinschaftsgräber für Särge auf dem Alstadener Friedhof geben oder Obstbaumbestattungen auf dem Nordfriedhof. Die Beisetzung von Mensch und Tier in einem Grab will die Stadt dem Papier zufolge wohl auf allen fünf Friedhöfen ermöglichen.

Mehr zum Thema Bestattungen