Oberhausen. Bewohnte Problemhäuser gibt es nach Ermittlungen der Rathaus-Teams in Oberhausen nicht mehr. Bei einem Möbelhaus prüft man aber eine neue Härte.
Die SPD war verwundert, die CDU zufrieden: Nach einem Bericht aus dem Oberhausener Rathaus, der in den Bezirksvertretungen beraten wurde, gibt es in Oberhausen nach den Ermittlungen der städtischen Bediensteten keine großen Schwierigkeiten mit völlig heruntergekommenen Wohnhäusern („Problemimmobilien“ oder „Schrotthäuser“ genannt). Bei Geschäftsgebäuden kommt es aber auf den Einzelfall an. Beim größten Ärgernis in Sterkrade, dem ehemaligen Möbelhaus Finke am Neumarkt, schließt man aber im Rathaus mittlerweile Zwangsmaßnahmen gegen den Eigentümer nicht mehr aus.
Rechtlich als Problemimmobilien eingestuft sind Gebäude oder Grundstücke, die entweder verwahrlosen (Vermüllung, Rattenplage, Brand- oder Einsturzgefahr) oder nicht angemessen genutzt werden. Die SPD hatte im Rathaus um einen Bericht zu diesem Thema gebeten. Immer wieder tauchen solche Häuser in der Berichterstattung auf, so beispielsweise das Europahaus in der Innenstadt von Alt-Oberhausen.

Beim Horrorhotel griff das schärfste Mittel: der Abriss
Jahrelang Schlagzeilen hat das sogenannte „Horrorhotel“ an der Kapellenstraße in Osterfeld gemacht, ehe es im Frühjahr 2022 abgerissen wurde. Das Gebäude war damals ein heimlicher Star der „Lost-Place“-Fans auf Youtube und anderen „Social-Media“-Diensten. Sechs Jahre hat es gedauert, ehe der Abriss als schärfstes Mittel der Stadtbediensteten zum Zuge kam. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat ihn nicht gestoppt. Aber bis heute versucht man im Rathaus vergeblich, die Abrisskosten von rund 250.000 Euro beim Eigentümer einzutreiben. So teilt das Rathaus auf Nachfrage mit.
Im dem Problemimmobilien-Bericht taucht kein einzelnes Gebäude namentlich auf. Auch nicht das Möbelhaus Finke, das seit 2015 leer steht. Es stellt wohl derzeit auch keine Gefahr dar, indem es von Ratten heimgesucht, einsturz- oder brandgefährdet ist. Aber hier wird natürlich eine hervorragende Innenstadtfläche völlig unter Wert (nicht) genutzt - und verfällt. Bemühungen der Stadtspitze, den Eigentümer Segmüller aus Bayern dazu zu bewegen, dort endlich etwas zu ändern, sind im Sande verlaufen.
Möbelhaus Finke: den Eigentümer unter Zugzwang setzen

Auf Nachfrage teilt das Rathaus mit, inzwischen auch andere Möglichkeiten zu prüfen, als nur mit dem Inhaber zu reden. So könnte ein Bebauungsplan dort die gewünschten Wohnhäuser vorsehen und Segmüller unter bestimmten Voraussetzungen gezwungen werden, das Möbelhaus dafür abzureißen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dort ein Sanierungsgebiet auszuweisen, um städtebauliche Missstände beheben zu können. Auch das kann den Eigentümer unter Zugzwang setzen.
In dem Problemimmobilien-Bericht des Rathauses heißt es, alle zuständigen Abteilungen hätten sich 2018 zusammengesetzt: die Ordnungsbehörde, die Feuerwehr, die Bauaufsicht, die Wohnungsaufsicht, das Gesundheitsamt, sogar das Jobcenter. Man habe 31 schwierige Gebäude im Stadtgebiet festgestellt. 17 davon waren bewohnt, 14 nicht. Dann sei man die Probleme angegangen, habe erst gebeten, Müll und Schimmel zu beseitigen, Flure als Rettungswege nicht mehr zuzustellen oder die Elektroinstallation zu sanieren. Habe das nicht geholfen, habe man das angeordnet und bei Weigerung ein Zwangsgeld angedroht. Ergebnis: Bewohnte Problemhäuser gibt es derzeit nach Darstellung der Fachleute in Oberhausen aktuell kein einziges mehr.
Problemhaus in Osterfeld steht weiter unter Beobachtung
Im August 2019 hatte die Redaktion berichtet, dass es im Haus Vestische Straße 20 in Osterfeld bemerkenswert schlimm zugeht. Dazu teilt das Rathaus auf Nachfrage mit, die damals festgestellten Mängel, Schimmel, eine defekte Heizung und zerstörte Scheiben, seien komplett behoben. Inzwischen hätten zugemauerte Keller und Brennbares im Treppenhaus die Beamten erneut auf den Plan gerufen, zuletzt Anfang November 2024. Die defekte Haustür, defekte Briefkästen und beschädigte Fenster müssten noch repariert werden.
Vor allem Schimmel gab es im Eckhaus Vikariestraße 1 in Osterfeld im November 2021. Vor dem Bericht dieser Redaktion hatte die Wohnungsaufsicht dort aber keinen Grund zum Einschreiten gesehen. Auf die Frage, ob dies danach der Fall gewesen sei, heißt es jetzt, man schreite erst ein, wenn Schimmel ein bestimmtes Ausmaß überschreite. Der Vermieter habe aber die Quelle der Feuchtigkeit behoben.
Bei Problemimmobilien liegen CDU und SPD weit auseinander

An der Vikariestraße fiel auf, dass es im Keller einen Durchgang zum Nachbarhaus gab, in das damals eine Kindertagespflegegruppe neu eingezogen war. Dort lagen Rattenköder aus. Der Genehmigung für die Kindertagespflegegruppe hätten gesetzliche Vorschriften nicht entgegengestanden, heißt es dazu.
Die Arbeitsgruppe im Rathaus einzurichten, sei die Idee der SPD gewesen, erklärte Hubert Cordes in Sterkrade. „Kann man die Objekte nicht aufkaufen und sanieren?“, fragte er. In Duisburg wurden reihenweise Häuser für amtlich unbewohnbar erklärt und geräumt.
Die Antwort auf diese Frage gab kein Beamter oder Angestellter, sondern der Bezirksvertreter und Ratsherr Holger Ingendoh (CDU): „Die Befüchtungen der SPD haben sich nicht bewahrheitet.“ Dass dort die Stadt als Investor auftrete, sei nicht zielführend. Bei Schimmel wegen Undichtigkeiten, so Ingendoh, könne das Rathaus ja schnell handeln. Ansonsten wüssten Hauseigentümer schon selbst, was für ihr Haus am besten sei.
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