Oberhausen. Gleich im Sechserpack und schon in der Vorwoche stimmt Oberhausens Filmpalast aufs Gruselfest ein. Ein Trump-Biopic kann man da ruhig mitzählen.

Horrorfans sollten nicht nur über stabile Mägen verfügen, sondern auch über Entscheidungsfreude: Denn mit einer wahren Gruseloffensive sorgt Oberhausens Lichtburg für die Qual der Wahl. Oder die Verehrer von Freddy Krueger, Joker und Konsorten gönnen sich gleich eine ganze Kinowoche zur Einstimmung auf ihren höchsten Festtag: Halloween. Die reiche Auswahl im Filmpalast an der Elsässer Straße 26 würde es glatt möglich machen, sich an jedem Countdown-Abend bis zum 31. Oktober einen schaurig-schönen Abend mit Popcorn zu gönnen - wenn der Magen mitmacht.

Einstieg in den Countdown: Alpträume mit Freddy Krueger

Für den Oldie im Aufgebot gibt‘s nur einen Termin: Nur am Freitag, 25. Oktober, um 20.45 Uhr zeigt die Lichtburg „A Nightmare on Elm Street Part 2“. Die Säbelfinger von Robert Englund metzeln wieder - und die Filmkritiker des Jahres 1986 hatten ihren Spaß an süffigen Verrissen: „Beim seltsam kurzweiligen Nightmare 2 wird kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen“, erkannte das „Filmstart“-Magazin. „Dennoch muss man den Filmemachern hinter Freddys zweitem Streich ihre Risikobereitschaft hoch anrechnen – ein solches Wagen und Scheitern wäre heute undenkbar.“ Positiver formuliert: Viel Horror für kleines Budget - und zwar in amerikanischer Originalfassung.

Horror im Dauereinsatz: Der letzte Tanz mit „Venom“

Bei „Venom - the Last Dance“ stehen Horrorfans alle Optionen offen, denn allein in der Lichtburg gibt‘s das Spektakel gleich dreimal an jedem Wochentag, sowohl in 2D als auch in 3D. Tom Hardy verwandelt sich also bei jeder sich bietenden Gelegenheit in jenes Monster, gegenüber dessen Schreckens-Look selbst H. R. Gigers Bestie aus der „Alien“-Reihe schon fast sympathisch wirkt. Und natürlich haben Tempo und Effektezauber im Vergleich zur Sci-Fi-Apokalypse von 1979 enorm zugelegt. Wer dann noch die 3D-Brille aufsetzt, sollte sich gut im Kinosessel festkrallen.

In großer Robe vor fiesen Filmplakaten: „Smile“-Star Naomi Scott während der Hollywood-Premiere von „Smile 2 - Siehst du es auch?“
In großer Robe vor fiesen Filmplakaten: „Smile“-Star Naomi Scott während der Hollywood-Premiere von „Smile 2 - Siehst du es auch?“ © Getty Images for Paramount Pictures | Phillip Faraone

„Smile 2“ und die finstere Seite des Glamour

„Smile“ mit seiner glamourösen Popstar-Heldin namens Skye (Naomi Scott) kommt nicht vom ersten Moment an wie Gruselkino daher, legt dann aber mächtig zu. Für Skye steht die nächste weltumspannende Tournee an. Doch wirklich ungestört kann sie sich nicht auf diesen Kraftakt vorbereiten, denn um sie herum passieren immer seltsamere Dinge, die sie an den Rand des Wahnsinns treiben und es ihr schließlich unmöglich machen, sich nicht den bösen Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen. Im Untertitel fragt „Smile 2 - Siehst du es auch?“ Auch diesen Horror-Thriller gibt‘s täglich während der gesamten Vor-Halloween-Woche, in der amerikanischen Originalfassung aber nur am Montag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr.

Grusel-Kaspereien mit „Beetlejuice Beetlejuice“

Für „Beetlejuice Beetlejuice“ (nur echt mit der doppelten Anrufung) läuft dagegen die Zeit ab: Die letzte 18 Uhr-Vorstellung gibt‘s bereits am Sonntag, 27. Oktober, in der Lichtburg. Tim Burtons geschmacksverirrte Kaspereien und der ganz tiefe Griff in den Fundus uralter Geisterbahnen hat inzwischen deutlich mehr vom knallbunten mexikanischen „Dia de los muertos“-Trubel als von einem echten Schauerstück: Immerhin steckt eine ganze Garde Großschauspieler hinter den superschrägen Masken - von Michael Keaton in der Titelrolle über Winona Ryder und Monica Bellucci bis zu Willem Dafoe.

Der Gruselspaß beginnt als Dachboden-Idyll: Jenna Ortega (li.) und Winona Ryder zählen zum großen Staraufgebot in Tim Burtons „Beetlejuice Beetlejuice“.
Der Gruselspaß beginnt als Dachboden-Idyll: Jenna Ortega (li.) und Winona Ryder zählen zum großen Staraufgebot in Tim Burtons „Beetlejuice Beetlejuice“. © Warner Bros. Entertainment GmbH/dpa | Parisa Taghizadeh

Der wahre Horror: Lehrjahre eines Faschisten

Wenn ein präseniler Faschist allen Ernstes in wenigen Tagen in den USA wieder an die Macht gelangen könnte, dann ist der wahre Politbetrieb eigentlich genug des Horrors: „The Apprentice - the Trump Story“ präsentiert neben einem noch unbedarften Millionenerben Donald Trump vor allem den skrupellos-verkommenen Rechtsverdreher, zu dessem eifrigsten Schüler in den 1970er Jahren der junge Immobilienspekulant wurde. Von diesem Roy Cohn (eine ganz große Rolle für Jeremy Strong) lernt der reiche „Lehrling“ alle miesen Tricks und Selbstrechtfertigungen bis hin zu geschmeidig vorgetragenen rassistischen Parolen. Synchronisiert zeigt die Lichtburg die Lehrjahre eines Anti-Demokraten jeweils um 20.30 Uhr, im US-Original am Montag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr.

Küsschen von den Horrorclowns: Lady Gaga und Joaquin Phoenix während der Hollywood-Premiere von „Joker: Folie a deux“.
Küsschen von den Horrorclowns: Lady Gaga und Joaquin Phoenix während der Hollywood-Premiere von „Joker: Folie a deux“. © Invision/dpa | Jordan Strauss

Grusel und Musical gleich „Grusical“

Nach dem „Kleinen Horrorladen“ mussten doch sehr viele Jahre vergehen, bis sich jemand wieder mit Hingabe an die Kombination von Grusel und Musical wagte: Als „Grusical“ in diesem Sinne glänzt „Joker - Folie a deux“ bereits seit Anfang Oktober in sämtlichen Filmpalästen. Wie sich die blutbekleckerten Lady Gaga und Joaquin Phoenix mit verschmierten Clowns-Make-Ups ansäuseln, das hat sogar nostalgischen Charme: Denn sowohl Joker als auch Harley Quin schwelgen vor und nach ihren Untaten in den Evergreens des Great American Songbook.

Spieglein, Spieglein: Demi Moore vor ihrer Verwandlung im pseudo-feministischen Schocker „The Substance“.
Spieglein, Spieglein: Demi Moore vor ihrer Verwandlung im pseudo-feministischen Schocker „The Substance“. © Metropolitan Filmexport/dpa | Christine Tamalet

Der Arthouse-Schocker: Demi Moore schluckt „The Substance“

Eine europäische Regisseurin kann mit Schock- und Ekel-Effekten nur so um sich spritzen: Wenn sie ihr Krassheiten-Allerlei gekonnt als Feminismus verkauft, dann landet Coralie Fargeat mit „The Substance“ auf den großen Filmfestivals und in den Arthouse-Programmen. Demi Moore als Elizabeth rettet diese „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“-Variante des 21. Jahrhunderts. So birgt denn der Brachial-Feminismus der französischen Regisseurin reichlich fiesen Körperhorror im Stil eines David Cronenberg: Definitiv kein „Frauenfilm“, sondern ein Außenseiter-Kunststück am Rande des Grusel-Genres: Die zweieinhalbstündige „Substanz“ verabreicht die Lichtburg am Dienstag und Mittwoch, 29. und 30. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr.