Oberhausen. Die Umsätze reichen einfach nicht mehr aus: Tobias Lederer gibt sein Geschäft, das Mutter Gerlinde vor 50 Jahren gegründet hat, auf.

Schon wieder schließt ein Geschäft an der Oberhausener Marktstraße - für immer. Tobias Lederer gibt den Tabak-, Lotto- und Schreibwarenladen auf, den seine Mutter Gerlinde vor fast 50 Jahren eröffnet hat. Mittlerweile ist sie 80 Jahre alt und krank. Er als Diplom-Kaufmann hat erkannt: Die Umsätze reichen einfach nicht mehr aus.

Kunden bedauern die Schließung des Oberhausener Geschäftes

In welcher Zeit das Geschäft seinen Anfang nahm, lässt sich gleich schon beim Betreten des Ladenlokals erraten. Ein großer Teil des Inventars, von Regalen bis hin zu Theke und Schränke, kommt noch in einem bräunlich gefärbten Dekor daher, wie es während der 70er Jahre Mode war. Die Stammkundschaft weiß dieses Etwas an Tradition zu schätzen und findet es jetzt um so bedauerlicher, dass Ende September auch das Ende des Geschäfts bedeutet.

„Sehr, sehr schade“, sagt ein älterer Herr bei einem Besuch vor Ort. „Ich wohne gleich um die Ecke, bin hier seit vielen Jahren ständig, um meinen Lottoschein abzugeben und Zeitschriften zu kaufen“, sagt der Senior und schüttelt mit dem Kopf, als er ergänzt: „Immer mehr Läden verschwinden.“

Oberhausener Laden kämpft gegen härter werdende Online-Konkurrenz

Dass Tobias Lederer mit seinen 45 Jahren keine Zukunft mehr für das Ladenlokal sieht, liegt auch weniger an Leuten, wie dem älteren Mann. „Wir erleben nämlich einen deutlichen Rückgang an Kunden, die bei uns etwas kaufen wollen“, sagt der Oberhausener. Auch ein solches Geschäft kämpft mit der immer härter werdenden Online-Konkurrenz.

Beispiele hat Lederer einige parat. Das gesamte Tabakzubehör können sich die Leute für kleineres Geld im Netz holen, vom Zigarettenetui über den Aschenbecher bis hin zum Feuerzeug. Vorbei sind die Zeiten, als noch das gute alte Zippo in der Vitrine lag, das gibt es anderswo deutlich günstiger. Auch mit Pfeifen war mal ein Geschäft zu machen, heute hat Tobias Lederer eher nur noch eine kleine Auswahl an einfachen und günstigen Modellen vorrätig. E-Zigaretten sind online auch meist preiswerter, „wobei die Leute natürlich aufpassen müssen, dass sie nicht an illegale Ware geraten.“

Auch das Fahrkartengeschäft ist in dem Oberhausener Laden rückläufig

Darüber hinaus bekommt er auch die rückläufigen Verkaufszahlen einiger Zeitschriften und Zeitungen zu spüren. Manche Titel funktionieren nicht, andere kaum noch. Schließlich hat ihm auch das Deutschlandticket zugesetzt. Der Verkauf läuft über die Stoag. Fahrkarten, die sonst noch ein wenig Geld in die Kasse spülten, bringen so gut wie nichts mehr ein.

Tabak Lederer schließt nach fast 50 Jahren
Ob Tabakzubehör oder Zeitschriften: Tobias Lederer kämpft mit stark rückläufigen Umsatzzahlen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Selbst Lotto ist auch nicht mehr das, was es mal war. In den Weiten des Internets locken manche Angebote. Auch hier ist Vorsicht geboten, sagt Lederer, damit ein Lottofan nicht auf Unlauteres hereinfällt.

Gemeinsame Freude mit Lottogewinnerin aus Oberhausen über sechs Richtige

Die 6 aus 49 waren im Übrigen seit den Anfängen von Tabak Lederer ein fester Bestandteil. „Das gehörte für meine Mutter einfach mit dazu.“ Zu den schönen Erinnerungen für Tobias Lederer zählt es, dass einer Kundin in der Tat mal das Glück hold war und sie sechs Richtige hatte. Für eine Million hat es zwar nicht ganz gereicht, aber die Freude über einen sechsstelligen Betrag, die war dann doch riesig.

Der Kontakt zu den Menschen, den wird er demnächst durchaus vermissen, sagt der Geschäftsmann. Seiner Mutter war der auch immer wichtig. Sie hatte zunächst im Lotto- und Schreibwarenladen ihres Bruders am Hauptbahnhof mitgearbeitet, wollte aber dann wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen. Nach Zwischenstationen kam sie schließlich zur Marktstraße. „Damals war auch noch jeden Tag Markt. Unser Laden hatte von Beginn an um 7 Uhr auf“, weiß der Sohn. Bei der Öffnungszeit ist es bis heute geblieben.

Seit Corona ist die Laufkundschaft in dem Oberhausener Ladenlokal immer mehr zurückgegangen

Laufkundschaft in den Morgenstunden gibt es auch heute noch ziemlich, aber ab Mittag und Nachmittag sieht es recht mau aus. „Das hängt sicherlich mit der gesamten Attraktivität der Marktstraße zusammen“, vermutet Tobias Lederer. Bis zu Beginn der Corona-Pandemie schien sich der Standort auch noch einigermaßen zu rechnen. Doch seitdem der Laden in den Lockdown-Phasen nachmittags geschlossen war, wollte sich das Geschäft nicht mehr so recht erholen.

Längere Zeit hat Tobias Lederer mit der Entscheidung gehadert, was nun aus dem Geschäft werden soll. Doch vor kurzem hat er dann doch schweren Herzens den Entschluss gefasst, den Laden aufzugeben und beruflich neue Wege in seinem gelernten Beruf zu gehen. Der Oberhausener hat auch jemanden gefunden, der die Geschäftsräume übernimmt, voraussichtlich werden Lotto und Zeitschriften dazu gehören. Doch die Einzelheiten soll dann der Nachfolger selbst kundtun. Derweil räumt der Tobias Lederer alle alten Papiere zusammen, im Laufe der Jahre hat sich manches angehäuft.

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