Oberhausen. Kunden staunen: Provisorische Pfosten zeigen allen schon jetzt, wie die künftigen Poller die Marktstraße der Oberhausener Innenstadt verändern.

Diese Fakten sitzen. Rot-weiß leuchten die provisorischen Poller auf der Marktstraße, die ab sofort verhindern, dass Autos noch illegal durch die Oberhausener Fußgängerzone fahren können. Sicherer soll es schon jetzt dadurch werden. Doch ist das wirklich so? Eine Bestandsaufnahme.

Diese BMW-Fahrerin hat es kalt erwischt. Sie ist offenkundig von den Pfosten überrascht worden. Denn eben noch hatte sie ausgeholt und wollte mit Schwung nach links von der Paul-Reusch-Straße in die Marktstraße einbiegen. Doch dann ein abrupter Stopp vor den Pfosten. Ein irritierter Halt, der Blick suchend zur Apotheke. Die Fahrerin winkt hektisch eine Fußgängerin aus dem Weg und braust auf der Suche nach einem Parkplatz davon.

Eine Mitarbeiterin der benachbarten ABC-Apotheke erzählt: „Das ist kein Einzelfall.“ Bevor die provisorischen Poller montiert waren, seien regelmäßig Pkw direkt vor die Apotheke gefahren. „Am liebsten wären die vermutlich sogar bis vor unsere Theke gerollt.“ Das sei nun nicht mehr möglich. „Und das ist zum Schutz der Fußgänger auch gut so.“ Manche Verkehrsteilnehmer würden sich einfach nicht an die Regeln halten. „Da musste wirklich etwas geschehen.“

Rat der Stadt stimmt den Pollern mit großer Mehrheit zu

Der Rat der Stadt hat es begriffen und am Montag (1. Juli 2024) in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause mit großer Mehrheit durchgewinkt, was im Vorfeld lange beraten worden war: Gegen die Stimmen von AfD und FDP, dafür mit der ganzen Unterstützung von CDU, SPD, Linken, Grünen und BOB ist der Poller-Wall in der City nun eine beschlossene Sache. Das bedeutet: Auf der Marktstraße wird künftig die Zufahrt von der Stöckmannstraße zur Goebenstraße mit versenkbaren Pollern geregelt. An weiteren Knotenpunkten werden Stilpfosten den Durchgangsverkehr in der Fußgängerzone zwischen der Paul-Reusch- und der Friedrich-Karl-Straße verhindern. Bis die endgültige Anlage steht, sorgen aber schon jetzt die provisorischen rot-weißen Pfosten für den neuen Schutz.

Für viele Autofahrer dürfte das eine gewaltige Umstellung sein. Auch zwischen den Stuhlreihen der Außengastronomie am Café Extrablatt sind bereits Poller angebracht. Autos sind wirklich zwischen den Stuhlreihen gefahren? „Ja, tatsächlich ist das passiert, nach 20 Uhr sind auswärtige Besucher mit ihren Autos da schon mitten durch gefahren“, erzählt Kellnerin Jenny kopfschüttelnd.

Die rot-weißen Pfosten verhindern jetzt schon einmal provisorisch, dass Autos auf die Marktstraße in Oberhausen fahren können.
Die rot-weißen Pfosten verhindern jetzt schon einmal provisorisch, dass Autos auf die Marktstraße in Oberhausen fahren können. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Eine Oberhausenerin, die in dem Café gerade eine kleine Pause macht, bekommt das Gespräch mit und wirft ein: „Im Haus gegenüber wohnen behinderte Menschen, die überqueren die Marktstraße im Rollstuhl.“ Sie hätte sich schon lange Sorgen gemacht, ob die nicht eines Tages von den Autos „einfach über den Haufen gefahren“ würden. „Das war doch kein Zustand mehr“, meint die 67-Jährige.

Händler hoffen auf reibungslose Zulieferung

Passantin Hildegard Störmer kann da nur zustimmen. Sie zeigt auf die Stöckmannstraße und erzählt: „Von dort fuhren viele einfach über die Marktstraße, nur weil das ein paar Meter kürzer ist.“ Oft genug ging es viel zu dicht an den Fußgängern vorbei. „Eine schlimme Sache war das vor allem für Seniorinnen und Senioren oder Familien mit Kindern“, ergänzt ihre Freundin Adolfina Wimmer. Sie ist selbst auf den Rollator angewiesen. „In unserem Alter kann man doch gar nicht mehr so schnell reagieren.“ Vorbeieilende Fußgänger nicken zustimmend. Die beiden Freundinnen erzählen von unendlichen Parkreihen an den Wochenenden auf der Marktstraße. „Die stellen ihre Fahrzeuge da einfach vor den Geschäften ab, um es nicht so weit zu den Restaurants zu haben.“ Auch deshalb kommen die Poller in Oberhausen – so scheint es jedenfalls – durchweg gut an.

„Bleibt nur zu hoffen, dass die Zulieferung auch weiterhin reibungslos klappt“, wirft dann aber doch noch eine Verkäuferin aus einer Boutique ein. Dabei denke sie allerdings weniger an die jetzigen vorübergehenden Schutzwälle, „sondern eher an die deutlich umfangreicheren Bauarbeiten für die endgültigen Hindernisse“.

Allein die versenkbaren Poller kosten rund 100.000 Euro. Dazu kommen etwa 30.000 Euro für die Stilpfosten und die dafür erforderlichen Tiefbauarbeiten. Da diese Kosten im Haushalt für 2024 gar nicht berücksichtigt worden sind, hofft die Stadt nun darauf, dass sich durch Einsparungen – etwa durch günstigere Ausschreibungen oder möglicherweise notwendig werdende Maßnahmenverschiebungen an anderer Stelle – irgendwo ein zusätzlicher Topf ergibt. Nur dann könnte die neue, endgültige Zufahrtsregelung noch 2024 umgesetzt werden, heißt es in der Ratsvorlage. Falls nicht, sollen die benötigten Mittel auf alle Fälle im Rahmen der Haushaltsplanung für 2025 angemeldet werden. Wie auch immer. Ein Zurück zum Autoverkehr in der Fußgängerzone wird es nicht geben. Bis die endgültige Anlage kommt, bleiben jetzt die provisorischen Pfosten.

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