Oberhausen. Nach Peter Wackel meidet Mickie Krause im Gagen-Streit das Festival „Oberhausen feiert“. Ikke Hüftgold springt ein und knöpft sich Kollegen vor.
Ein bisschen Frieden brachte Grandprix-Siegerin Nicole der Schlagerszene in den 1980er-Jahren. Davon hätte das beliebte Party-Festival „Oberhausen feiert“ im Vorfeld sicher auch die eine oder andere Note gebrauchen können. Am Samstag meldet der Veranstalter beim zehnstündigen Party-Marathon neben dem Centro Oberhausen rund 2000 feiernde Fans. Bierbecher schwappen, Fans zupfen an Megapark-Shirts und klatschen bis die Handcreme versagt. Aber bitte, zicke-zacke!
Anders als in den Vorjahren gab es beim Fröhlich-Festival aber diesmal ungewohnte Störgeräusche, mit der Pointe, dass einer der populärsten Künstler, Mallorca-Star Peter Wackel („Malle ist nur einmal im Jahr“), seinen Auftritt auf der Liegewiese des Aquaparks kurzfristig absagte.
Als das Festival am Samstagnachmittag gerade zwei Stunden läuft, erfolgt der nächste Paukenschlag: Der ebenfalls angekündigte Hochkaräter Mickie Krause („Schatzi, schenk mir ein Foto“) postete auf Facebook: „Oberhausen feiert leider ohne mich!“
Oberhausen feiert: Mickie Krause informiert während des Festivals über Absage
Kein bisschen Frieden, aber warum eigentlich? In beiden Fällen geht es um die Gagen oder genauer, wie diese vom Oberhausener Veranstalter Star-Event ausbezahlt werden sollen. Der beliebte Schlagersänger Mickie Krause schreibt: „Da die vertraglich vereinbarten Leistungen trotz zweier Mahnschreiben an den Veranstalter nicht eingehalten wurden, kündigen wir hiermit den oben genannten Vertrag fristlos zum heutigen Tag.“ Dabei nennt er das Datum, 30. August, also den Freitag vor der Veranstaltung.
Ähnliche Worte wählte Peter Wackel einige Tage zuvor auf seiner Internet-Homepage: „Wir werden uns am 31. August nicht in Oberhausen sehen, da der Veranstalter trotz mehrmaliger Aufforderung die Gage nicht bezahlt und inzwischen nicht mal mehr auf die Nachrichten meines Managements reagiert.“
„Ich sammle für Spritgeld!“
Das Management von Peter Wackel sagt auf Anfrage unserer Redaktion, man habe durchaus versucht der Gegenseite entgegenzukommen. „Wir müssen aber rechtzeitig planen, gehen in Vorleistung, müssen Flüge buchen und haben Produktions- und Anfahrtskosten.“
Veranstalter Andre Kusch entgegnet, dass er darum gebeten habe, die Gage nicht wie üblich vorab, sondern am Veranstaltungstag vor oder nach dem absolvierten Auftritt zu zahlen. Der Grund sei ein überraschend zögerlicher Vorverkauf. Der Veranstalter hoffe daher auf ein Entgegenkommen. Dies sei aber abgelehnt worden, sagt Kusch, obwohl es das Festival seit Jahren gebe und die betroffenen Künstler durch ihn bereits mehrfach gebucht wurden.
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Ähnlich äußert sich Festival-Moderator Frank Neuenfels in einer Pause. Uns sagt er: „Ich schätze beide Kollegen. Ich denke aber, dass man gerade auf Social Media in seiner Wortwahl etwas aufpassen sollte. Der Veranstalter hatte ja ein Angebot unterbreitet. Ich kann die Entscheidung aus Sicht der Künstler nachvollziehen, kann es aber persönlich wenig verstehen.“
Oberhausen feiert: Ikke Hüftgold springt ein und kritisiert seine Schlagerkollegen
Verhärtete Fronten! Davon bekommt man auf dem Festival-Gelände am Samstag zunächst wenig mit. In der ersten Reihe haben sich die Fan-Clubs versammelt. Mehrere Frauen recken „Tim Peters Ultras“-Schals empor. Tragen lässt sich der Stoff bei sommerlichen Temperaturen allerdings kaum. Es sei denn, es würden sich Spätfolgen des absolvierten Mallorca-Urlaubs bemerkbar machen.
Die Festival-Routine endet plötzlich als hinter den Kulissen ein Mann im roten Kapuzenpullover eintrifft: Partyschlager-Schwergewicht Ikke Hüftgold produzierte zuletzt die alternative EM-Hymne „Pyrotechnik“ mit TikTok-Phänomen „Balkonultra“ und eingängige Feten-Hits wie „Ich schwanke noch“ und „Bumsbar“. Der Schlagermann, der wie Mickie Krause mit Perücke rockt, ist kurzfristig eingesprungen.
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Hüftgold hat tatsächlich eine andere Sicht auf die Dinge als seine Kollegen Peter Wackel und Mickie Krause, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion wenige Minuten vor seinem Auftritt schildert: „Wenn ein Veranstalter in Schieflage gerät, nicht genug Tickets verkauft und seine Gage nicht im Vorfeld zahlen kann, bin ich der Letzte der sagt: Ich geh‘ jetzt zum Anwalt! Lasst die Veranstalter leben. Andre Kusch hat den Leuten, die da jetzt abgesagt haben, so viel Geld gebracht. Ich springe für einen überschaubaren Geldbetrag ein, bin hier als Zeichen der Loyalität. Ich werde den Leuten auf der Bühne zeigen, dass es ohne Wackel und Krause geht.“
Auch auf der Bühne stichelt der Schlagermusiker, der bürgerlich Matthias Distel heißt und Ikke Hüftgold als Satire-Figur sieht, gegen die Genre-Kollegen. Hüftgold wird zunächst als Mickie Krause angekündigt, doch die erste Reihe hat längst gemerkt was läuft und skandiert „Ikke, Ikke“-Rufe.
Oberhausen feiert: Frenzy, Jörg Bausch und Tim Peters sorgen für Mallorca-Feeling
Hüftgold ist es dann auch, der die Fans über die Krause-Absage informiert, viele haben es noch nicht mitbekommen: „Mickie Krause konnte sich das Spritgeld nicht leisten, um nach Oberhausen zu fahren.“ Hüpfgold verkündet ironisch, er wolle ein Paypal-Konto einrichten, um für Krause und Peter Wackel zu sammeln.
Ansonsten nimmt das Festival heiter seinen Lauf: Jörg Bausch tritt nach seinem in den März 2025 verlegten Solo-Konzert in der Arena Oberhausen wieder vor seine Fans und versprüht „Lust am Leben“.
Sängerin Frenzy ist Dauergast im „Bierkönig“ von El Arenal und kredenzt ihren neuen Song „Lampen an“, der zuletzt die Million-Schallmauer bei Spotify durchbrechen konnte. Sie sagt kurz vor der Weiterreise nach Dinslaken: „Ich kann mich auf die Leute im Ruhrgebiet einfach verlassen. Es geht nicht besser: Die Leute freuen sich auf einen und singen ganz von alleine mit.“
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