Oberhausen. Eine Turbinenfirma muss ihren Standort in Mülheim aufgeben und ist froh, in Oberhausen Büros und Hallen gefunden zu haben. Sie sucht Personal.

Ein weltweit tätiges Unternehmen hat sich in Oberhausen niedergelassen. Bei der Firma handelt es sich um einen Turbinenspezialisten, der hier vor Ort 50 Mitarbeiter beschäftigt, aber noch weitere Fachkräfte einstellen will.

Die Ethos Energy GmbH war bis vor wenigen Monaten noch im benachbarten Mülheim ansässig. „Doch da konnten wir nicht bleiben“, sagt Geschäftsführer Florian Schindelmann. Und das aus einem einfachen Grund: Der Standort lag in ehemaligen Siemens-Hallen, die für ein neues Logistikzentrum abgerissen werden. Um in größtmöglicher Nähe einen geeigneten und gleichwertigen Ersatz zu finden, klapperte die Firmenleitung das westliche Ruhrgebiet ab. Das sollte sich als ein schwieriges Unterfangen erweisen. Wenn überhaupt Angebote eintrudelten, erfüllten sie kaum die Ansprüche an Gebäudestandards und -größen.

Ethos Energy
In dem Warenlager hält Ethos Energy Ersatzteile vor, um Turbinen warten zu können. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Über das Büro von Ruhrwert Immobilien „hatten wir schließlich im Gewerbegebiet im Lipperfeld Erfolg“, sagt der Geschäftsführer. Dort standen moderne Hallen und Büros mit einer Fläche von 3500 Quadratmetern leer, in denen einst die Modekette Colloseum ihren Hauptsitz hatte. Vermieter ist der Nachbar, die Firma Neickenpartner Licht & Werbetechnik. „Das Gebäudeensemble kommt sehr ansprechend daher, bietet ausreichend Platz für unsere Beschäftigten und verfügt über eine passende Lagerhalle“, sagt Schindelmann sichtlich zufrieden. Ausreichend Außenflächen, eine gute Verkehrsanbindung und das Einkaufszentrum Centro sind für ihn weitere Pluspunkte der neuen Adresse.

Inzwischen steuert Ethos Energy von der Oberhausener Zentrale aus seine Geschäfte. „Unsere Kernaufgabe besteht darin, Gasturbinen zu pflegen und zu warten“, erklärt der Firmenchef. Auftraggeber sind Stromversorger und Betriebe, die mit Gaskraftwerken Energie erzeugen. Die Unternehmen sind in Deutschland, in Frankreich, in Österreich oder auf dem Balkan beheimatet. Inzwischen gehört auch die Öl- und Gastindustrie von Kasachstan dazu.

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Einen eher kleinen Teil der Turbinen wartet Ethos Energy im Werk selbst, ansonsten erfolgt der Check beim Kunden vor Ort. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Während gut zwei Drittel der Belegschaft in Oberhausen die jeweiligen Einsätze minuziös plant und vorbereitet, ist das übrige Drittel ständig auf Achse. „Denn die Wartungen sind nun mal nur vor Ort möglich“, erklärt Schindelmann. Ein solcher Trupp rückt dann mit entsprechender Ausrüstung an, hat Ersatzteile, Werkzeuge und Geräte an Bord, die für jeden Einsatz eigens zusammengestellt werden. Die Arbeiten selbst sollen zügig ablaufen. Denn die Turbine muss für die Wartung vom Netz genommen werden, aber jeder Tag, den sie still steht, kostet sie den Betreiber viel Geld. Um die Anlage wieder auf Vordermann zu bringen, gehen durchaus mehrere Wochen ins Land. Wie lange es genau dauert, hängt, ähnlich wie beim Auto, davon ab, ob eine kleinere oder größere Inspektion ansteht. Richtschnur sind die Empfehlungen, die Hersteller für eine angemessene Pflege der Anlagen herausgeben.

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Zum Oberhausener Gewerbegebiet im Lipperfeld gehören Büros und Hallen, die die Turbinenfirma gemietet hat. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ausschlaggebend für eine Wartung sind darüber hinaus die Wünsche des Kunden. Wenn er beispielsweise bestimmte Module ausgewechselt haben will, weil er sich davon eine bessere Leistung verspricht, setzen die Fachleute von Ethos Energy die entsprechenden Bauteile ein. Ansonsten prüfen die Mitarbeiter die Turbinen auf „Herz und Nieren“, entfernen Ablagerungen auf den Rotoren, checken, inwieweit die Abstände der Turbinenlaufschaufeln zum Gehäuse noch stimmen, und achten darauf, ob die Anlage im wahrsten Sinn des Wortes auch wirklich rund läuft.

Während sich jetzt Ethos Energy derzeit noch um Gaskraftwerke jeden Alters kümmert, gehört nach Einschätzung von Schindelmann die Zukunft solchen Kraftwerken, in denen Turbinen mit Wasserstoffverbrennung im Einsatz sind. Dazu komme es aber erst, wenn Wasserstoff als Energieträger in ausreichendem Maß vorhanden sei. Um darauf vorbereitet zu sein, müsse bereits jetzt die Turbinentechnologie weiter nach vorne gebracht werden. Es geht darum, den Wirkungsgrad der Anlagen zu verbessern und ihre Lebensdauer zu verlängern. Solche Schritte sind für Schindelmann entscheidend, damit die Energiewende gelingt.

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Die Glastüren in dem frisch angemieteten Gebäude tragen den Namen des neuen Mieters. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Sich neue Märkte zu erschließen, ist Ethos Energy in der Vergangenheit immer wieder gelungen, hat doch das Unternehmen stets weitere Kunden dazu gewonnen. Deshalb will die Firma zusätzlich Fachkräfte einstellen. Das Unternehmen sucht unter anderem Turbinenschlosser, Projektmanager sowie Mitarbeiter für die Verwaltung und den Einkauf.

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Zu dem Standort im Oberhausener Gewerbegebiet „Im Lipperfeld“ gehören auch noch reichlich Außenflächen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zu den Aufgaben der Bürokräfte gehört es, den Warenbestand des Lagers im Blick zu haben, damit für die Einsätze auch stets alle notwendigen Ersatzteile vorrätig sind. Während der weitaus größte Teil der Aufträge beim Kunden vor Ort erledigt wird, prüfen Fachleute von Ethos Energy auch vereinzelt Geräte in Oberhausen. Dabei handelt es sich in aller Regel um Anlagen, die ursprünglich als Triebwerke für die Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt werden. Um die großen Turbinen in der Oberhausener Halle besser transportieren zu können, lässt Schindelmann eigens einen Kran einbauen. Zugleich schließt er damit eine Lücke in der Ausstattung und lässt Mülheim endgültig hinter sich, wo ein solcher Kran von Anfang an vorhanden war.

Stichwort: Ethos Energy

Das Unternehmen Ethos Energy hat weltweit rund 4000 Beschäftigte und ist in über 100 Ländern tätig. Der Hauptsitz liegt im schottischen Aberdeen. Während Ethos in Deutschland für die Wartung von Gasturbinen sorgt, gibt es in anderen Ländern noch weitere Schwerpunkte. Dazu gehören Techniken für die Industrie, den Energiemarkt, Öl- und Gasunternehmen und die Luftfahrt.

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