Oberhausen. Die frühere Oxea hat turbulente Monate hinter sich. Jetzt steht der Verkauf bevor. Was es bedeutet, dass gleich Führungskräfte von Bord gehen.
Seit Monaten erlebt das Chemiewerk OQ Chemicals (früher Oxea) in Oberhausen unruhige Zeiten. Zwischenzeitlich schien in diesem Jahr die Zukunft der Chemieproduktion am seidenen Faden zu hängen. Mittlerweile zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab, soll doch ein Käufer die im rheinischen Monheim sitzende Firma übernehmen. Sie gehört derzeit noch dem Sultanat Oman. Überraschend hat in dieser Phase aber Oliver Borgmeier, Chef der Unternehmensleitung, das international agierende Chemieunternehmen verlassen.
Bekannter Sanierer gehört der Geschäftsleitung des Oberhausener Chemiewerks OQ an
Auf Anfrage bestätigte Sprecherin Ina Werxhausen, dass Borgmeier „im gemeinsamen Einvernehmen aus dem Unternehmen ausgeschieden ist“. Die Spitzenposition hatte er seit Ende 2018 inne. Er war „Chief Executive Officer“ (CEO), was mit der Rolle eines geschäftsführenden Vorstandsmitglieds gleichgesetzt werden kann. Der Chefposten werde erst einmal nicht nachbesetzt, erklärte die Sprecherin. Wer diese Aufgabe demnächst übernehme, das „obliege dem künftigen Käufer“.
Gleichwohl behält das Unternehmen zwei Geschäftsführer: Zum einen handelt es sich um Hans-Joachim Ziems, der im Mai in die Firmenleitung berufen wurde. Der einst selbstständige Unternehmer mit 7000 Beschäftigten zählt zu den bekanntesten Sanierern Deutschlands und hat zuletzt den kriselnden Automobilzulieferer Leoni in die Spur gebracht. Er soll auch vorübergehend die Leitung von OQ übernehmen.
Zum anderen kommt neu als Finanzvorstand Elmar Geissinger hinzu. Vor ihm hatte Silvia Weppler diesen Posten inne. Der Finanzexperte war in der Vergangenheit für Unternehmen wie den Arzneimittelhersteller Ratiopharm, den Kfz-Zubehör-Spezialisten ATU und den führenden Holzproduzenten Pfleiderer tätig. Vor ihm war Silvia Weppler für diese Aufgabe zuständig.
Chemiewerk OQ in Oberhausen legt nach Talsohle gute Zahlen vor
Erklärtes Ziel sei es, das Unternehmen „gut unterzubringen“, erklärt Werxhausen. Man stehe einem Eigentümerwechsel positiv gegenüber. Zum Stand der Verkaufsgespräche wolle sich das Unternehmen aber momentan nicht äußern. Das operative Geschäft von OQ Chemicals laufe sehr gut. Bereits vor einigen Monaten hieß es, dass das Unternehmen die Talsohle durchschritten habe. Für das erste Quartal 2024 gelang es nach Unternehmensangaben, recht gute Zahlen vorzulegen, die sich dann auch für die nächste Zeit abzeichneten.
Seit zu Ostern die Besitzer aus dem Sultanat Oman eine bereits zugesagte Finanzspritze von 200 Millionen Euro zurückgezogen hatten, herrschte Krisenstimmung in der Monheimer Verwaltungszentrale - und erst recht an dem Oberhausener Standort des Chemiewerks mit 800 Beschäftigten. Versuche, dass der frühere Eigentümer, die amerikanische Finanzinvestmentfirma Advent mit Sitz in Atlanta (USA), das Unternehmen zurückkaufen würde, blieben erfolglos.
Anfang Juli sorgten dann die Kreditgeber des Chemiewerks für gute Nachrichten. Sie stellten ein Extra-Darlehen von 75 Millionen Euro bereit und sicherten zu, die Vertragslaufzeit für die alten Schulden zu verlängern. Die Sorge stand im Raum, dass die Finanziers den Geldhahn zudrehen würden. In einem internen Brief schrieb Ziems daraufhin, dass die Zwischenfinanzierung und die Schuldenverlängerung die Grundlage bilden, um einen „strukturierten Verkaufsprozess beginnen“ zu können.