Mülheim. Die Friedrich-Wilhelms-Hütte baut in Mülheim extrem harte Stahlteile für die Rüstungsindustrie. In welchen Panzern die Hightech-Elemente stecken.

  • „Der beste Panzerstahl der Welt“ – so bezeichnete Verteidigungsminister Boris Pistorius die Produkte der Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte.
  • Der besonders harte Stahl wird in mehreren Panzermodellen verbaut.
  • Die Mülheimer Hütte ist zu einem wichtigen Standort der Rüstungsindustrie geworden.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat am vergangenen Samstag die Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim besucht – und zeigte sich im Nachgang beeindruckt von dem Traditionsbetrieb, der mittlerweile mehrheitlich zum Rüstungskonzern KNDS Deutschland (früher bekannt als Krauss-Maffei Wegmann) gehört. Im Werk an der Friedrich-Ebert-Straße werden unter anderem Panzerteile aus extrem hartem Stahl produziert – für Pistorius eine „Schlüsseltechnologie“ der deutschen Industrie.

Verbaut werden die hoch spezialisierten Produkte aus der Hütte in mehreren Panzern, die auch von der Bundeswehr eingesetzt werden. Viele Details gibt die Firma dazu nicht bekannt, hergestellt werden in Mülheim in erster Linie Bauteile für die Wannen der Militärfahrzeuge. Diese müssen besonders hart sein, da sich dahinter die Besatzung befindet.

Pistorius nannte bei seinem Besuch die Kampf- beziehungsweise Schützenpanzer Leopard und Puma, den Radpanzer GTK Boxer sowie Panzer- und Radhaubitzen. In diesem Artikel stellen wir die Fahrzeuge kurz vor, in denen der in Mülheim gegossene Stahl verbaut sind. Quelle für die Beschreibungen sind Angaben der Bundeswehr, des Verteidigungsministeriums oder des Herstellers KNDS.

Kampfpanzer Leopard

Ein Kampfpanzer Leopard 2A6 der Bundeswehr bei einer litauisch-deutschen Militärübung im Jahr 2023.
Ein Kampfpanzer Leopard 2A6 der Bundeswehr bei einer litauisch-deutschen Militärübung im Jahr 2023. © dpa | Mindaugas Kulbis

Der Leopard 2 ist laut Beschreibung der Bundeswehr einer der modernsten Kampfpanzer der Welt. Seine Hauptwaffe ist eine 120-Millimeter-Glattrohrkanone. Damit kann der Leopard Ziele in einer Entfernung von mehreren tausend Metern stehend und fahrend bekämpfen. Seine maximale Kampfentfernung beträgt 5000 Meter. Seine Besatzung besteht aus vier Soldaten und Soldatinnen – einem Kommandanten, einem Richtschützen, einem Ladeschützen und einem Fahrer.

Der Kampfpanzer Leopard 2 kann mithilfe eines Unterwasserfahrschachtes nach kurzer Vorbereitung Gewässer bis zu vier Metern Tiefe durchfahren. Mithilfe der Feuerleitanlage im Turm kann der Richtschütze während der Fahrt und im Stand Ziele bekämpfen. Neben Deutschland nutzen den Leopard mindestens 14 weitere Nationen in verschiedenen Varianten. Er wird von den Rüstungsunternehmen KNDS und Rheinmetall gebaut.

Schützenpanzer Puma

Ein Schützenpanzer der Bundeswehr vom Typ Puma fährt während einer Vorführung über den Übungsplatz.
Ein Schützenpanzer der Bundeswehr vom Typ Puma fährt während einer Vorführung über den Übungsplatz. © dpa | Philipp Schulze

Durch die stabilisierte Waffenanlage kann der Schützenpanzer Puma wie der Kampfpanzer Leopard 2, mit dem er zusammenwirken soll, auch aus der Bewegung heraus treffsicher feuern. Den Puma zeichnen nach Angaben der Bundeswehr vor allem Beweglichkeit, Feuerkraft und der Schutz seiner Besatzung aus. Im Gegensatz zum Vorgängermodell, dem Marder, sei der Puma ein Hightechfahrzeug voller Elektronik. Integrierte Führungssysteme sorgten dafür, dass Kommandantin oder Kommandant des Panzers auch mit den abgesessen kämpfenden Panzergrenadieren vernetzt ist und Informationen austauschen kann.

Der Puma geriet in der Vergangenheit immer wieder wegen Lieferverzögerungen in die Schlagzeilen, er soll den Marder nach und nach ablösen. Der Panzer ist mehr als sieben Meter lang und wiegt bis zu 43 Tonnen (je nach Ausstattung). Er wird ebenfalls gemeinschaftlich von KNDS und Rheinmetall entwickelt und produziert.

Radpanzer GTK Boxer

Zwei Boxer GTK der Bundeswehr sichern eine Kreuzung während des Afghanistan-Einsatzes.
Zwei Boxer GTK der Bundeswehr sichern eine Kreuzung während des Afghanistan-Einsatzes. © KNDS Deutschland | KNDS Deutschland

Den Boxer gibt es in insgesamt vier bei der Bundeswehr eingeführten Versionen: Gruppentransportfahrzeug, Führungsfahrzeug, schweres geschütztes Sanitätskraftfahrzeug und als Fahrschulfahrzeug. Das Militärfahrzeug hat einen Allradantrieb und kann auf Straßen und im Gelände fahren. Er ist geschützt vor Beschuss mit mittleren Kalibern, Minen sowie weiteren „unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen“, so die Bundeswehr in ihrer Beschreibung.

Als Gruppentransportfahrzeug können darin maximal zehn Personen transportiert werden. Seine Bewaffnung besteht aus einer Granatmaschinenwaffe mit einem Kaliber von 40 Millimetern oder einem schweren Maschinengewehr mit einem Kaliber von 12,7 Millimetern. Er wird von Artec hergestellt, einem Gemeinschaftsunternehmen von KNDS und Rheinmetall.

Panzerhaubitze

Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr fährt während der Übung „Wettiner Heide“ auf einem Übungsplatz.
Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr fährt während der Übung „Wettiner Heide“ auf einem Übungsplatz. © dpa | Philipp Schulze

KNDS stellt mehrere Artilleriefahrzeuge her, darunter die Panzerhaubitze 2000. Sie ist ein 155-Millimeter-Rohrwaffensystem auf einem gepanzerten Kettenfahrzeug zur indirekten Feuerunterstützung – laut Bundeswehr ist sie eines der modernsten Artilleriegeschütze weltweit. Sie schafft dabei mit ihren Feuerwaffen große Entfernungen: Mit der Standardmunition erreicht die Haubitze Schussentfernungen von 30 Kilometern, mit reichweitengesteigerter Munition sind sogar 40 Kilometer möglich. Es gibt verschiedene Varianten der Haubitze, in der zwischen drei und fünf Soldaten als Besatzung sitzen können.

Die Panzerhaubitze ist eine Marke von KNDS, aber auch hier steuert Rheinmetall laut eigener Aussage wesentliche Bauteile zu. Pistorius sagte beim Termin in Mülheim nicht genau, für welche Haubitzen der Stahl aus Mülheim verwendet wird, es spricht aber viel dafür, dass er auch in der 2000 steckt – denn sie ist das Standard-Geschütz der Bundeswehr-Artillerie.

Radhaubitze

Eine Radhaubitze RCH 155 des Panzerherstellers KNDS feuert bei einer Präsentation auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow ein Geschoss ab.
Eine Radhaubitze RCH 155 des Panzerherstellers KNDS feuert bei einer Präsentation auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow ein Geschoss ab. © dpa | Kay Nietfeld

Auch für Radhaubitzen werden laut Boris Pistorius wichtige Teile in der Mülheimer Hütte verbaut. Die im Bild gezeigte Radhaubitze RCH 155 wird von KNDS in Kassel produziert und wurde erst im vergangenen Jahr erstmals ausgeliefert. Die Artillerie-Radhaubitze ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine Kombination aus automatisierter Artillerie-Feuerkraft und geschützter Radmobilität.

Das Rüstungsunternehmen, zu dem auch mehrheitlich die Mülheimer Hütte gehört, habe dabei das bewährte Fahrmodul des Radpanzers GTK Boxer und die Waffenanlage der Panzerhaubitze 2000 in einem weltweit einzigartigen vollautomatischen Waffensystem vereint. Haubitzen dieser Art gingen auch in die Ukraine.

Verteidigungsminister Boris Pistorius besucht die KNDS FWH Castings GmbH
Die Stahlkocher in der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim stellen die Panzerteile her. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

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