Mülheim. Unter einer A40-Brücke in Mülheim sollen Tauben vertrieben werden. Eine Tierschutz-Initiative befürchtet schwere Folgen für die Nachbarschaft.
- Die Tauben unter der A40-Brücke an der Mühlenstraße in Mülheim sollen vertrieben werden.
- Die Tierschutz-Initiative „Ruhrpott-Tauben“ hält die Vergrämungsmaßnahme für völlig wirkungslos.
- Sie befürchtet, dass sich die Tauben-Population massiv vermehrt und unkontrolliert in der Nachbarschaft ausbreitet.
Die Autobahn-Unterführung an der Mühlenstraße in Mülheim-Dümpten ist für Menschen ein eher ungemütlicher Ort: Düster ist es hier, zugig – und dreckig. Dafür sind vor allem die Tiere verantwortlich, die es sich unter der Brücke sehr wohl gemütlich gemacht haben. Seit vielen Jahren nisten hier Stadttauben, die von vielen Menschen im Stadtteil als Ärgernis wahrgenommen werden, weil sich der Kot auf dem Gehweg verteilt. An diesem Zustand wird sich nun etwas ändern: Denn die zuständige Autobahn GmbH will die Vögel von dem Standort vertreiben.
Das Bauwerk, auf dem die A40 verläuft, soll in den nächsten Tagen mit einem Gitter versehen werden, damit die Tauben ihre Nistplätze in einer Nische unter der Brücke nicht mehr erreichen. „Die vorbereitenden Maßnahmen laufen bereits“, teilte ein Sprecher des bundeseigenen Unternehmens mit. „Ein genauer Starttermin ist abhängig davon, ob sich noch Jungtiere im Bauwerk befinden.“ Auf Sitzmöglichkeiten der Tiere, das sind zum Beispiel Betonvorsprünge, sollen Spikes angebracht werden, damit sie sich auch dort nicht mehr niederlassen. „Die Maßnahme wird durch eine externe biologische Baubegleitung überwacht“, so der Sprecher weiter. In Absprache mit dem Mülheimer Veterinäramt soll sichergestellt werden, dass der Arten- und Tierschutz eingehalten wird.
A-40 Brücke in Mülheim: Tauben-Initiative spricht von „Scheinlösung“
Massive Kritik an dem geplanten Vorgehen äußert Melanie Jansen von der Initiative „Ruhrpott-Tauben“. Sie hält das für eine „Scheinlösung“ und „reine Symbolpolitik“. Die Tierschützer sind seit drei Jahren an dem Standort tätig. Sie tauschen regelmäßig die Eier der Vögel gegen Attrappen aus und haben nach eigenen Angaben den Bestand von anfangs mehr als 300 Tauben auf derzeit 110 verringert – völlig kostenlos für alle Behörden. Mit einer langen Leiter und einer Art Kescher kommen die Freiwilligen an fast alle Eier ran, nur wenige sind in dem gut zwei Meter tiefen Spalt unzugänglich. Auf den künstlichen Eiern brüten die Tauben bis zu zwei Wochen weiter, ohne etwas zu merken.
„Wir sind sehr enttäuscht, dass unsere Arbeit so mit Füßen getreten wird“, sagt Jansen. Sie geht davon aus, dass sich die Situation durch die Maßnahme keineswegs verbessert. „Die Anzahl der Tauben wird nun wieder unkontrolliert in die Höhe gehen. Zu Lasten der Tiere und der Dümptener Bürger.“ Die Vögel seien standorttreu und würden sich in der unmittelbaren Umgebung neue Brutplätze suchen. Da Stadttauben generell nicht in Bäumen nisteten, kommen dafür zum Beispiel geeignete Plätze an Häusern infrage, wo sie dann auch ihren Kot hinterlassen. „Im Winter selten genutzte Balkons sind eine Möglichkeit“, erklärt Jansen, die betont: „Die Tiere verschwinden nicht, weil die Hohlräume verschlossen werden.“
Tauben pflanzen sich in schnellen Abständen fort, sie brüten bis zu siebenmal im Jahr und bekommen normalerweise zwei Junge. Davon überleben zwar nicht alle, doch laut den Tierschützern werde die Population innerhalb weniger Monate explodieren, wenn sie die Eier nicht mehr austauschen können. Für den Verein ist klar, dass er seine Arbeit in Dümpten einstellen wird, wenn sich die Tauben nicht mehr an einem zentralen Ort versammeln. Als Kompromiss hätte sich Jansen vorstellen können, die Spalte schrittweise zu verschließen, um die Population nach und nach weiter einzudämmen.
In der Bezirksvertretung 2 ist das Thema schon im November 2023 diskutiert worden. Die SPD hatte damals einen Antrag gestellt, weil die Verschmutzung durch die Tauben „über jedes erträgliche Maß“ hinausgehe. Die Sozialdemokraten forderten eine außerplanmäßige Reinigung der Bürgersteige als kurzfristige Lösung sowie eine Prüfung, wie der Dreck in Zukunft vermieden werden könnte. Nach einem Beschluss setzte sich die Stadt mit der Autobahn GmbH in Verbindung, mit der Bitte, Maßnahmen gegen den Taubendreck zu ergreifen. Herausgekommen ist die Vergrämung.
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