Mülheim. Mülheimer Studentinnen zeigen Schülerinnen, was den deutschlandweit einzigartigen Frauenstudiengang Maschinenbau ausmacht. Fängt Lena (16) Feuer?

Merles Vater ist Ingenieur. „Trotzdem wusste ich lange nicht, was ein Ingenieur eigentlich macht“, sagt die 25-Jährige lachend. Mittlerweile studiert sie im 9. Semester Maschinenbau an der Hochschule Ruhr West (HRW), mag Mathe, Mechanik und Konstruktionslehre – und weiß, warum sich ein Windrad dreht oder ein Auto fährt. „In unserem Studium lernt man Hintergründe kennen. Man erfährt zum Beispiel, wie bei einem Auto die Kupplung funktioniert“, berichtet sie.

Wie können wir Probleme des Alltags lösen, welche Maschinen müssen wir dafür entwickeln? So lautet laut Denise Sarholz (Projektleiterin, HRW) eine zentrale Frage für Maschinenbauerinnen und Maschinenbauer. Merle findet diese Aufgabe spannend. Deshalb hat sie von Medizintechnik zu Maschinenbau gewechselt – und dabei bewusst den Frauenstudiengang Maschinenbau gewählt (den in Deutschland nur die HRW anbietet). „Jungs werden von ihren Vätern eher zum Schrauben in den Keller mitgenommen, sie kennen sich in dem Bereich meist etwas besser aus als Mädchen. Ich fand es gut, dass man im Frauenstudiengang diesen Rückstand aufholen und erstmal entspannt Grundwissen erwerben kann.“

Vier Semester lang sind die jungen Frauen in Mülheim unter sich und lernen unbeschwert

Denn Maschinenbau ist immer noch Männersache: „Im normalen Studiengang sind 80 bis 90 Prozent der Studierenden Jungs. Im Frauenstudiengang haben wir die gleichen Module, sind aber eine kleine Gruppe und können intensiver arbeiten“, berichtet Merle. Vier Semester lang sind die Mädels unter sich, danach kommen sie dann mit den „normalen“ Maschinenbau-Studierenden zusammen. „Da konnte man dann schon auf einiges Wissen vertrauen, war einfach selbstbewusster als zu Beginn des Studiums“, erinnert sich die gebürtige Dinslakenerin, die mittlerweile in Mülheim wohnt.

Die Hochschule Ruhr West (HRW) in Mülheim an der Ruhr bietet den deutschlandweit einzigen Studiengang Maschinenbau für Frauen an..
Die Hochschule Ruhr West (HRW) in Mülheim an der Ruhr bietet den deutschlandweit einzigen Studiengang Maschinenbau für Frauen an.. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Deshalb möchte sie Jüngeren ihr Studienfach und den Frauenstudiengang schmackhaft machen, beteiligt sich am sogenannten „Zertifikatsprogramm für Schülerinnen“, vermittelt Schülerinnen aus den Stufen 10 bis 12, dass das Maschinenbau-Studium nicht nur machbar ist, sondern auch viel Spaß macht. „Na ja, Strömungsmechanik und Reglungstechnik finde ich eher schwer. Aber das ist ja individuell ganz verschieden“, gibt 25-Jährige schmunzelnd zu. „Ich denke, es ist wirklich eine gute Sache, wenn mehr Mädchen an MINT-Berufe herangeführt werden.“

Maschinenbau für Frauen & Schülerinnenprogramm

Der Frauenstudiengang Maschinenbau umfasst vier Semester, danach wechseln die Teilnehmerinnen in den regulären gemischten Studiengang.

Die Module des Frauenstudienganges unterscheiden sich nicht von denen des regulären Studienganges. Studiengangsleiterin ist Prof. Dr. Alexandra Dorschu.

Der Einstieg ins Studium ist „geprägt von einer lockeren Atmosphäre des Ausprobierens, kleinen Teams und einem Begleitprogramm, das nicht nur fachliche sondern auch persönliche Skills schult“.

Praktika , Projekte und Kooperationen mit der Industrie und Exkursionen machen die Studieninhalte anschaulich.

Studienbeginn ist immer zum Wintersemester, Einschreibung ab Mai. Es gibt keine Zulassungsbeschränkungen. Vorzuweisen: Abi oder Fachabi. Studienabschluss nach sieben Semestern: Bachelor of Science.

Informationen und Studienberatung auf hochschule-ruhr-west.de oder unter frauenstudiengang@hs-ruhrwest.de oder allgemein unter Tel. 0208/88254-222. Auf Instagram: frauenstudiengang_maschinenbau.

Das Zertifikatsprogramm für Schülerinnen richtet sich an technikinteressierte Mädchen aus den Stufen 11 bis 13. Es dauert ein Schuljahr und bietet in verschiedenen Workshops, Exkursionen und Hospitationen Einblick in den Frauenstudiengang Maschinenbau und die HRW. Studentinnen und Schülerinnen kommen dabei zusammen.

Auskünfte erteilt Denise Sarholz unter Telefon 01575 4276225 oder frauenstudiengang@hs-ruhrwest.de. Vor allem auch Lehrer:innen sind eingeladen, sich zu informieren und Schüler:innen anzusprechen.

Schülerinnen dürfen an Mülheimer HRW zehn Workshops besuchen

Lena (16) besucht die Stufe 11 eines Oberhausener Gymnasiums. Weil sie sich für Technik interessiert und als Wahlfach auch Technik belegt hat, hat sie sich mit zwei Freundinnen für das HRW-Programm „Mädchen starten durch im Maschinenbau“ angemeldet. In einem Schnupperstudium an der HRW hatte sie zuvor schon einmal eine Mathevorlesung besucht und Einblick in Projekt-Arbeiten bekommen. Im Rahmen des Zertifikatsprogramms darf sie nun im Laufe eines Jahres an zehn Workshops zu unterschiedlichsten Themen mit Maschinenbaubezug teilnehmen und in das Fachgebiet, das Institut und die HRW insgesamt hineinschnuppern, wie Denise Sarholz erklärt.

Merle Kaßel (25, re.) und Schülerin Lena Machowski (16) an der Hochschule Ruhr West in Mülheim. Sie interessieren sich beide sehr für Technik.
Merle Kaßel (25, re.) und Schülerin Lena Machowski (16) an der Hochschule Ruhr West in Mülheim. Sie interessieren sich beide sehr für Technik. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

17 Schülerinnen sind 2024/25 dabei, darunter drei Mülheimerinnen aus der Luisenschule. Die restlichen Teilnehmerinnen kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet. Lena holt noch einige Termine nach, die sie im letzten Jahr nicht einhalten konnte, am Ende erhält sie ein Zertifikat. Was sie bisher beeindruckt hat? Der hohe Praxisanteil in diesem Maschinenbau-Studium. „Ich höre eigentlich gerne zu, aber für die Abwechslung ist es gut, wenn man mal etwas Praktisches macht“, sagt sie. Ein witziges Beispiel für anschauliche Lehre: der Spaghetti-Workshop. „Die Teilnehmenden bauen Fachwerk-Gebäude aus Spaghetti und testen diese auf ihre Standfestigkeit“, erklärt Denise Sarholz.

Mülheimer Projekt zur Mintförderung: Schülerin und Studentin bilden ein Tandem

Dass man künftig auch Tandems bilden will und eine Schülerin mit einer Studentin einfach mal einen Tag lang (oder auch mehrere) mitlaufen soll, findet Lena eine tolle Idee. Geholfen hat es ihr, dass Merle und andere Studentinnen in Talkrunden und bei Workshops viel von ihrem Maschinenbau-Studium berichtet haben. Über das Zertifikatsprogramm der HRW für Schülerinnen hat sie in ihrem Technik-Kurs an der Schule auch schon einen Vortrag gehalten und es anderen Mädchen empfohlen. Schon jetzt kann sich die 16-Jährige vorstellen, den Frauenstudiengang Maschinengang oder ein anderes technisches Studienfach auszuprobieren. Aber bis zum Abi dauert es ja noch ein bisschen...

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