Mülheim. Mülheimer haben Mit riesigem ehrenamtlichen Engagement ein Industrie-Denkmal vor dem Verfall gerettet. Jetzt erlebten sie ihren großen Tag.
Nur wenige Meter hatte die historische Straßenbahn zwischen dem Betriebshof der Ruhrbahn und der Alten Dreherei in Mülheim-Broich zurückgelegt. Für alle, die sich seit 2008 im Trägerverein „Haus der Vereine“ engagieren, war es allerdings ein bedeutender Schritt.
Denn zum ersten Mal konnte eine Straßenbahn auf Schienen in die Halle des früheren Eisenbahnausbesserungswerks einfahren, nachdem der Vereinsvorsitzende Martin Menke und Oberbürgermeister Marc Buchholz gemeinsam die Weiche gestellt hatten, um der historischen Tram den Weg zu ihrem neuen Ziel zu ebnen.
Gleise gehörten zum allerersten Architekten-Entwurf für Mülheims Alte Dreherei
„Das war von Anfang an unser Plan. In den ersten Architekten-Entwürfen für die Sanierung waren die Gleise bereits eingebaut“, sagt Menke, der mit seinem Team seit nunmehr 16 Jahren das Industriedenkmal in das „Haus der Vereine“ zu verwandeln versucht.
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Waren die Gleise fester Bestandteil der Planungen und bei der Vereinsgründung bereits mit der damaligen Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) abgesprochen, so sollten sie doch in der Realität lange auf sich warten lassen.
Mülheims Alte Dreherei – eine Chronik
- 1874: Errichtung des Backsteinbaus mit einer Fläche von 2000 Quadratmetern
- 1909: Erweiterung des Gebäudes von 70 auf 90 Meter Länge
- 1959: Schließung durch die Deutsche Bundesbahn
- 1991: Halle wird unter Denkmalschutz gestellt
- 2003: Abriss der Lokhalle
- 2008: Gründung des „Trägervereins Haus der Vereine in der Alten Dreherei e.V.“
- 2009: Erstes Oldtimer- und Baumaschinentreffen
- 2012: Einbau der zweiten Ebene in der früheren Industriehalle
- 2016: Einbau von zwei Abstellgleisen im Inneren der Halle
- 2019: Erweiterung der Gleisanlage
- 2024: Fertigstellung des Gleisanschlusses
Zunächst musste vor allem das Dach des Industriedenkmals aus dem 19. Jahrhundert saniert werden. 2016 wurden zwei Abstellgleise mit einer Weiche innerhalb der Halle verlegt. Dazu musste zunächst die Gussasphaltschicht abgetragen und der Bereich mit historischen Pflastersteinen neu ausgelegt werden.
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„Wir konnten immer erst weitermachen, wenn wir wieder Spendengelder zur Verfügung oder zum Beispiel diese Weiche gefunden hatten“, schildert Martin Menke. Denn alle nun verbauten Schienenteile lagen einst an anderen Stellen in Mülheim und Essen. „Wir haben sie zum Schrottpreis erworben“, sagt Menke. Rund 100.000 Euro an Spendengeldern seien investiert worden.
Gesamte Umgebung ist nun per Schiene erreichbar
Nachdem 2019 die Gleise vor der Halle verlegt wurden, floss nun ein Großteil der Gesamtsumme in den Lückenschluss der Gleisanlage inklusive Weiche. „Die musste nämlich von Profis gemacht werden“, betont Menke, während die sonstigen Arbeiten rund um die Alte Dreherei vollkommen ehrenamtlich durchgeführt werden.
Das Industriedenkmal ist nun direkt mit dem Betriebshof der Ruhrbahn verbunden. Von dort aus sind Essen, Bochum oder Witten mit den historischen Bahnen erreichbar. Zuvor war es schwierig, in den Betriebshöfen der Verkehrsgesellschaften Werkstattzeiten zu bekommen. Sollten ehrwürdige Exemplare in der Alten Dreherei bearbeitet werden, mussten sie zum Teil per Kran vom einen auf das andere, nur wenige Meter entfernte Gleis gehoben werden. Eine Rangierlok musste mit einem Container angeliefert werden.
Was in Mülheims Alten Dreherei in Zukunft noch geplant ist
Nun können die Bahnen bequem auf ihrem gewohnten Untergrund bis in die Halle rollen, wo der Trägerverein sogar über eine Hebeanlage verfügt, um auch von unten an der Technik arbeiten zu können. Drei historische Bahnen befinden sich in Broich gerade in Aufarbeitung. „Sie wollen wir erst einmal optisch wieder herrichten und dann auch technisch“, sagt Martin Menke. Damit die Bahnen künftig auch für besondere Ausfahren in Mülheim und Umgebung genutzt werden können.
Aktuell kümmert sich ein Team von etwa zehn Leuten um die Arbeiten. „Durch den Gleisanschluss hoffen wir natürlich auch darauf, ein paar jüngere Leute für uns gewinnen zu können“, sagt Menke. Denn langweilig wird es in der Alten Dreherei auch nach Erreichen dieses Meilensteins ganz sicher nicht.
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