Mülheim. Einsam muss in der Mülheimer Senioren-Residenz Wohnpark Dimbeck keiner sein. Es gibt viel Programm und ganz besondere Aktionen zu Weihnachten.
Für einen frechen Spruch ist Günter Frücht immer gut. Er scherzt gerne mit Mitbewohnern und Mitarbeiterinnen im Wohnpark Dimbeck. „Von zu Hause weg und hierher zu ziehen, war nicht so einfach“, sagt der 80-Jährige nachdenklich. Aber dann sind die trüben Gedanken auch schon wieder verflogen. Denn der ehemalige Eisenbahner fühlt sich wohl in der Alloheim Senioren-Residenz, engagiert sich sogar im Bewohnerbeirat. „Wer hier wohnt, findet immer Kontakt“, sagt Günter Frücht und fügt an: „Hier ist immer was los und ich mache alles mit, was kommt!“
Einsamkeit - sie kommt vor im Wohnpark Dimbeck, das kann man nicht leugnen. Schließlich gibt es Bewohner, die keine Angehörigen haben, deren Familie weit weg wohnt oder die kein gutes Verhältnis zur Verwandtschaft haben. „Diesen Bewohnern widmen wir uns in der Adventszeit besonders, sie werden auch schon einmal mit einem zusätzlichen Geschenk aus unserer Geschenke-Aktion bedacht“, sagt Residenzleiter Jens Schmidt. „Gemeinsam statt einsam im Advent“ heißt diese und findet in allen Alloheim Senioren-Residenzen statt. Ziel ist es, möglichst viele Geschenke zu sammeln, um sie am 24. Dezember an alleinstehende ältere Menschen in der Umgebung zu verteilen (in guten Jahren waren es bis zu 600 Präsente). Denn: Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen ohnehin einen Wunschzettel einreichen und bekommen am Heiligen Abend dann ein Geschenk vom Dimbeck-Team.
Silvester-Disco bringt Mülheimer Seniorinnen und Senioren in Schwung
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Einsam soll an Weihnachten keiner sein im Wohnpark. Zuerst gibt es ein Kaffeetrinken für und mit Angehörigen, dann in den Wohngruppen Kartoffelsalat und Würstchen und eine Bescherung. Es werden Weihnachtslieder gesungen. „Jeder soll sich gut aufgehoben fühlen“, sagt Ricarda Schneider vom Sozialen Dienst. Kollegin Katya Jordanova freut sich auch schon auf Silvester. Dann wird „ein Sektchen“ ausgeschenkt, Pizza gereicht und eine Disco veranstaltet.
Die Senioren-Disco, die regelmäßig stattfindet, ist für Günter Frücht ein Highlight des Veranstaltungskalenders. „Das machen die hier prima. Da werden deutsche Schlager gespielt, man kann tanzen und mitsingen“, lobt er. Freizeit-Angebote gibt es eine ganze Reihe in dieser Residenz: Spielen, Gymnastik, Singen, Gedächtnistraining, Kraft- und Balancetraining, Kegeln, Bingo, klassische Konzerte, Boccia, Wellness, Black Jack und vieles mehr. „Hier muss niemand alleine in seinem Zimmer sitzen, es ist immer etwas los“, so der Rentner.
„Zeitschenker“ besuchen die Bewohner in der Mülheimer Senioren-Residenz
So optimistisch wie er sind nicht alle Mitbewohnerinnen und -bewohner. Vor allem nicht, wenn sie neu eingezogen sind. „Manche integrieren sich sofort, andere trauern richtig. Sie haben ja viel zurückgelassen. Je fitter die Menschen noch sind, desto größer ist der Schmerz“, berichtet Ricarda Schneider. Manche sind freiwillig gekommen, andere aus Not. Der größere Teil der alten Menschen leidet an Demenz. Die, die noch gut zurecht sind, finden sich in einer eigenen Gruppe.
„Wir machen hier für jeden Menschen eine individuelle Planung gegen Einsamkeit“, erklärt Ricarda Schneider. Dazu gehört, dass zurückhaltende Bewohner einen festen „Zeitschenker“ zugeteilt bekommen. Einen Ehrenamtlichen, der jede Woche vorbeischaut. Man achte auch darauf, dass man Leute, die offenbar gut zueinander passten, in Kontakt bringe. Künftig will man ein Paten-System installieren: Alteingesessene sollen Neuankömmlinge in die Residenz einführen. Was eigentlich jetzt schon irgendwie passiert. „Wir gehen auf jeden zu, er muss sich einfach nur beteiligen“, sagt Günter Frücht.
Senioren-Residenz in Mülheim: Das Leben hier ist weniger einsam als zu Hause
„Viele Menschen blühen hier noch mal richtig auf“, hat Ricarda Schneider beobachtet. „Sie sind aus der häuslichen Isolation raus, sind hier von Pflegepersonal und anderen Bewohnern umgeben, leben wieder nach einem Tagesrhythmus. Unsere Mitarbeiterinnen schaffen Kontakte. Das ist die beste Steuerung gegen Vereinsamung“, findet Einrichtungsleiter Jens Schmidt. Was er auch schon mal (in einer anderen Residenz) erlebt hat und nachahmenswert findet: „Am 24. kam ganz spontan eine Familie vorbei und wollte mit einem alten Menschen, der keine Verwandten hat, Kaffee trinken und plaudern.“
Helga Widlok (86) und Hans-Joachim Burgard (85) haben sich hier an der Dimbeck kennengelernt und sind sogar ein Paar geworden. „Man kann hier nette Leute finden. Es liegt aber an einem selber, man muss den ersten Schritt wagen“, sagen die beiden Senioren. Günter Frücht kennt da keine Scheu, er hat sich zu Weihnachten ein Parfüm gewünscht, um „die Damenwelt um ihn herum zu betören“, wie er augenzwinkernd sagt.
Zu einem besonderen Chorkonzert mit Live-Hörspiel lädt die Senioren-Residenz, Dimbeck 6-12, am 22. Dezember um 12 Uhr alle Interessierten ein. Anschließend gibt es im Bistro Kaffee, Kuchen und stimmungsvolle Weihnachtslieder. Wer noch Weihnachtsgeschenke für allein lebende Senioren spenden will, kann sie im Foyer abgeben.
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