Mülheim. Fragwürdige Portale verkaufen Deutschlandtickets unter Preis, die sie mit gekaperten Iban-Daten erworben haben. Wie die Ruhrbahn darauf reagiert.
Als günstig gilt das Deutschlandticket. Auch wenn es bald 58 statt 49 Euro kosten soll, rechnet man damit, dass die Verkaufszahlen in diesem Monat noch einmal einen Sprung von 13 auf 15 Millionen Tickets machen werden. Doch manchen kann es offenbar nicht billig genug sein. Wie ein WDR-Recherche-Team herausfand, wird online mit den begehrten D-Tickets deutlich unter 49 Euro gehandelt. Ein Betrug. Den Schaden haben die Verkehrsunternehmen. Auch in Mülheim?
So soll die Masche ablaufen: Über Online-Portale und Messenger-Dienste werden die Tickets teils für unter 30 Euro pro Monat angeboten. Wer nachfragt, wie der Preis zustande kommt, erhält meist die Antwort, man kaufe sie „im Großhandel“ ein. Offenbar eine glatte Lüge.
Anbieter bezahlen über fremde Konten
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Denn stattdessen sollen die „Anbieter“ die Tickets über fremde Konten online bezahlen, deren IBAN-Daten sie vorher illegal beschafft haben. Möglich macht dies das Sepa-Überweisungssystem, das etliche Verkehrsunternehmen nutzen. Eine Prüfung der angegebenen Daten oder eine Zwei-Faktor-Authentifizierung ist dort in der Regel nicht erforderlich.
Auch müsse der Empfänger des Deutschlandtickets nicht mit dem Namen des Käufers übereinstimmen, denn - so erklärt es die Ruhrbahn gegenüber der Redaktion - könne man ein Ticket auch verschenken. So werden die Karten wohl von den Betrügern auf den Namen des Bestellers ausgestellt und sollen entsprechend funktionieren, ohne dass der Schwindel aufgedeckt wird.
10.000 Fälle: Verkehrsunternehmen bleiben auf Verlusten hängen
Fällt jedoch die unerwünschte Abbuchung auf, kann der Geschädigte innerhalb von acht Wochen den Betrag zurück buchen. Auf dem Betrag hängen bleibt dann aber wohl das jeweilige Verkehrsunternehmen. Eine Versicherung oder ähnliches, das die Verluste kompensieren würde, gebe es nach Auskunft der Ruhrbahn nicht.
Rund 10.000 Fälle sollen allein in NRW bekannt sein. Der VRR, immerhin der einwohnerstärkste Verkehrsverbund im größten Nahverkehrsballungsraum Europa und zuständig für die Finanzierung des ÖPNV, will sich zu der Masche und zu den Verlusten nicht äußern und verweist auf die einzelnen Verkehrsunternehmen als „Vertriebspartner“.
Betroffen ist aber auch die Ruhrbahn in Essen und Mülheim, wie eine Pressesprecherin des Verkehrsbetriebs bestätigt. Allerdings seien hier „nur wenige Betrugsfälle registriert worden“. Wieviele genau, lässt das Unternehmen offen.
So hat die Mülheimer Ruhrbahn reagiert
Doch nach Angaben der Ruhrbahn habe man hier schnell entgegengewirkt: Nachdem die ersten Unregelmäßigkeiten aufgetreten seien, habe man die Abläufe sowohl für die Bestellung eines Abonnements - etwa als Chipkarte/Barcode-Ticket - als auch für die Bestellung über die Apps überprüft und angepasst.
So seien bestimmte verdächtige Bestellungen nur noch gegen Vorabüberweisung umgesetzt worden. In den Apps wurde zudem die Zahlungsmöglichkeit über das problematische SEPA-Verfahren eingestellt. Zusätzlich sollen die Apps künftig eine 2-Faktor-Authentifizierung vorsehen, wenn die Bestellung über den Abo-Selfservice laufe. „Die Vorbereitungen für die Umsetzung laufen“, sichert eine Ruhrbahn-Sprecherin zu.
Freuen können sich die Inhaber der unter Preis erworbenen Deutschlandtickets allerdings nicht: Wie die Ruhrbahn mitteilt, werden diese Karten gesperrt, sobald sich die betrogenen Konteninhaber melden, von denen illegal Geld abgebucht wurde.
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