Mülheim. Belebungsversuche für den Rathausmarkt sind bislang ohne durchschlagenden Erfolg geblieben. Planer aus Mülheim treten nun an, dies zu ändern.
Das Wohnzimmer der Stadt, Mülheims „gute Stube“, eine „Stadtbühne“. . . Das alles sollte der Rathausmarkt endlich mal (wieder) sein. Geworden ist daraus bis heute nichts. Ein neuer Anlauf ist aber gemacht: Ein Mülheimer Planungsbüro hat den Rathausmarkt der Zukunft entworfen. Nun ist Eile gefragt, denn schon Ende September läuft die Frist ab, in der sich die Stadt um eine Städtebauförderung bewerben kann.
Nach den politischen Beschlüssen im Frühjahr hatte die Stadt per Ausschreibung ein Planungsbüro gesucht, das Vorentwürfe für die neue Platzgestaltung machen sollte. Die Vorgaben: Parkplätze und alter Kiosk weg, dafür ein neues Platzhaus, das die Theodor-Fliedner-Stiftung bewirtschaften soll – und insgesamt soll die Aufenthaltsqualität endlich so gesteigert werden, dass der Platz am Historischen Rathaus wieder seiner Bedeutung gerecht werden kann.
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Mülheimer Architekten: „Cool, dass wir es machen durften“
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Nach der Ausschreibung bekam ein örtliches Büro den Zuschlag für erste Planungen: Smyk Fischer Architekten aus Saarn. Das Büro hatte zuletzt nicht nur mit seinen Planungen für Mülheims neue Luftschiffhalle für Furore gesorgt. „Cool, dass wir es machen durften“, sagt Architekt Patrick Fischer. Er erzählt, dass er und sein Partner Martin Smyk selbst das Aufblühen im nahen Wallviertel live und mit Leidenschaft miterleben, wenn etwa ein Weinfest oder die Veranstaltungsreihe „Schön hier!“ stattfinde. „Es liegt uns am Herzen, das zu beobachten und hier was Schönes zu schaffen“, beschreibt Smyk die besondere Motivation, in der Heimatstadt etwas voranzubringen.
Die Heimatliebe von Smyk und Fischer lässt sich an ihrem Entwurf für den neuen Rathausmarkt ablesen. Vieles von dem ist aufgegriffen, was sich Mülheimer Bürgerinnen und Bürger schon vor mehr als einem Jahrzehnt gewünscht hatten. Das triste Grau mit Blech soll alsbald Geschichte sein. Mehr Grün und Aufenthaltsqualität sollen Einzug halten trotz etwa der Beschränkungen, die mit der Tiefgarage im Erdreich einhergehen.
Am Rathausmarkt: Neues Platzhaus mit Bistro, Spielzeugverleih und Co.?
Ein Fixpunkt in der Planung: Anstelle der zuletzt in einer Kunstaktion zumindest temporär aufgehübschten Kiosk-Ruine soll ein neues Platzhaus entstehen. In der Architektursprache von Smyk und Fischer soll es von allen Seiten aus betrachtet einladend daherkommen: mit geschwungenem Dach, insbesondere aber auch mit seiner gläsernen Transparenz. Die soll offenlegen, was in ihm stecken könnte.
Smyk und Fischer denken da nicht nur an jenen Bistrobetrieb, den die Fliedner-Werkstätten an Ort und Stelle mit nichtalkoholischen Getränken und kleinen Snacks betreiben sollen. Ein öffentliches WC soll zu den Öffnungszeiten im Haus nutzbar sein, obligatorisch: ein Aufzug und ein Lüftungsschacht für die Tiefgarage. Mehr noch, denken Smyk und Fischer etwa an einen Verleih von Hockern und Sitzsäcken oder einen Spielzeugverleih. An der Seite hin zum Radschnellweg sind überdachte Stellplätze für (Lasten-)Fahrräder vorgesehen, auch ein Automat mit Reparatursets und ein Bücherschrank. Einladend gedacht ist eine Infotafel, die Passanten auf die nächsten Veranstaltungen am Platz aufmerksam machen soll.
Mülheimer Rathausmarkt ohne Parkplätze, dafür mit Wasserfontänen
Im Entwurf ein weiterer großer, weil lange am politischen Widerstand gescheiterter Wurf: Das Auto-Blech soll verschwinden. Nur noch zwei oberirdische Parkplätze soll es (am Rand) geben, samt einer E-Ladesäule. So soll endlich jene Multifunktionsfläche (mit neuem Pflaster) entstehen, die allerlei Veranstaltungen möglich macht: ob Bühnen-Events, Streetfood-Festival oder Märkte – oder vielleicht dann doch noch mal der Wochenmarkt. Im Boden gar mitgedacht: Halterungen für die Option, mit Sonnenschirmen für Beschattung zu sorgen.
Auch ein Wasserspiel soll für Aufenthaltsqualität sorgen. Angedacht ist aber nicht etwa, den Nele-Brunnen zu entstauben und wieder öffentlich zu platzieren. Der Idee folgend, den Platz frei von Barrieren zu halten, skizzieren Smyk und Fischer ein nachts beleuchtetes Wasserfontänenfeld in der Platzmitte. Dieses soll Kinder zum Spielen, Familien zum Verweilen und Hochzeitspaare zum Foto-Shooting einladen.
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Ganzjährig sollen Pflanzbeete ein ansehnliches Bild abgeben
Eine dritte Sache, die bislang zur Verärgerung vieler nie zum Tragen kam, findet sich bei Smyk Fischer wieder: Begrünung. Bäume zu pflanzen, ist wegen der Tiefgarage schwer möglich, soll aber doch an zwei Standorten möglich werden. Die Architekten haben ansonsten Grünflächen eingeplant, die die wenig herzeigbaren Tiefgarageneinfahrten dank eines pflegeleichten, im Detail beschriebenen Pflanzkonzeptes ganzjährig und ansehnlich säumen sollen – etwa mit blauvioletten Bändern aus Salbei, Edeldisteln und Wild-Astern oder anderen Stauden, Ziergräsern, Hecken und Zierhölzern. Das Konzept für jene wenig pflegebedürftige Bepflanzung stammt aus der Feder des Schröer Studios (Osnabrück). An den Rändern der Pflanzbeete sollen Sitzmöglichkeiten platziert werden. Auch ein Hochbeet soll es geben.
Was erscheint den Planern am wichtigsten an ihrem Konzept? „Zum einen das Platzhaus, mit dem ein neuer Baukörper geschaffen wäre, der mit dem Raum in Kommunikation tritt, ohne in Konkurrenz zum Historischen Rathaus zu treten“, sagt Fischer. Es gehe darum, den historischen Bestand zu würdigen mit einer gradlinigen, zeitlosen Formsprache. Andererseits wolle man mit dem Konzept deutlich eine Einladung an Bürger aussprechen, den Platz in Zukunft rege zum Verweilen zu nutzen.
1,4 Millionen Euro hat die Stadt Mülheim in der Etatplanung zur Verfügung
In dieser Woche wird zunächst die Bezirksvertretung 1 über den Entwurf debattieren. Am 5. September ist der Planungsausschuss gefragt. Er soll die Pläne nach Willen der Verwaltung absegnen und so einen Förderantrag ermöglichen. Ob innerhalb des kurzen Zeitraums seit der letzten Baustelle am Platz noch einmal Fördermittel fließen werden, muss sich zeigen.
In der Haushaltsplanung berücksichtigt sind aktuell gut 1,4 Millionen Euro. „Mehrkosten durch Preissteigerungen sind durch Reduktionen im Entwurf zu kompensieren“, heißt es da einschränkend seitens der Verwaltung. Aber sie will die Planungen frühzeitig forcieren. So hoffen auch Smyk und Fischer, weiter gefragt zu bleiben – und die Sache (endlich) zu einem guten Ende zu bringen.
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