Mülheim. Erstmals hat das „OP“ seinen Neubau präsentiert. Bei einem Rundgang mit Schülern und Lehrern zeigt sich: Neue Räume führen auch zu neuem Lernen.
Es ist 15.15 Uhr an einem Freitagnachmittag und in der Mensa der Otto-Pankok-Schule ist noch ein Tisch mit zwei Schülerinnen besetzt. Schulleiter Jens Schuhknecht blickt mit breitem Grinsen zu ihnen hinüber und sagt: „Die sind jetzt nicht hier, weil sie hier sein müssen.“
Was er damit meint, ist: Die sind hier, weil sie es wollen. Weil es hier schön ist. Und nicht zuletzt: Weil es geht, weil hier nun endlich eine Mensa steht.
Mülheimer Gymnasium stand vor der Schließung
Vor zehn Jahren stand das innerstädtische Gymnasium kurz mal auf der Kippe. Zu alt, zu sanierungsbedürftig, zu geringe Anmeldezahlen. Die Fassade gleich ganz kaputt. „Damals stand eine andere Schulform im Raum, eine Schließung auch“, erinnert sich Ulrich Bender, stellvertretender Schulleiter.
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Stattdessen fiel die Entscheidung zur grundlegenden Sanierung und zu einem Teilneubau mit Fachräumen, neuer Aula und eben jener Mensa.
Neue Räume für neues Lernen
Am 18. Dezember wird in der Schule die offizielle Einweihung des neuen Gebäudes gefeiert. Eine Einladung an den Oberbürgermeister ist rausgegangen. Seit den Sommerferien werden die neuen Räume bereits genutzt.
„Hier herrscht richtige Aufbruchstimmung“, sagt der Schulleiter. Denn neue Räume, das bedeutet in diesem Fall auch neues Lernen. „Wir sehen den Raum als dritten Pädagogen“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Annika Renker.
Besonders innovativ: die Lerninseln
Ganz besonders stechen da die Lerninseln ins Auge. Das sind offene und großzügig mit Podesten, Möbeln und Themen ausgestattete Lern- und Aufenthaltsbereiche, in denen etwa Gruppen- oder Einzelarbeit geleistet werden kann.
„Dorthin können sich auch mal Schüler zurückziehen, die eine sehr ruhige Lernumgebung brauchen oder auch Schüler mit hohem Bewegungsbedarf, die eher an Stehpulten arbeiten“, erklärt Annika Beckers, Lehrerin und Schulentwicklerin.
Der Klassenraum öffnet sich
Stichwort „eigenverantwortliches Lernen“. Auch das soll gefördert werden und wird Unter- und Mittestufenschülern in einem extra Unterrichtsfach nähergebracht.
Ebenfalls wichtig: „Schule findet nicht mehr hinter verschlossenen Türen statt. Glaselemente erlauben jederzeit den Blick in den Klassenraum oder umgekehrt raus auf die Lerninseln. Diese Transparenz sorgt dafür, dass wir immer irgendwie zusammen sind“, sagt Gabriele Buchenthal, Lehrerin und Koordinatorin für Schul- und Unterrichtsentwicklung.
„Toiletten wie im Hotel“
Damit die neue Schule (O-Ton eines Schülers: „Die Toiletten sind wie im Hotel“) auch so schön bleibt, haben sich die Schülerinnen und Schüler zu Diensten verpflichtet. Siebtklässler Ayhan (13) beispielsweise hat mit seiner Klasse gerade Kontrolldienst in der Lerninsel. „Wir gucken nach, ob alles in Ordnung ist“, erklärt er.
Eltern und vor allem Schülerinnen und Schüler waren von Anfang an intensiv in den Planungsprozess eingebunden. „Das war uns wichtig und das haben wir auch gegenüber der Stadt deutlich gemacht“, sagt Ulrich Bender, der den gesamten Umbau von Anfang an für die Schule koordiniert hat.
Plötzlich waren keine Stahlträger mehr zu bekommen
Immer wieder habe es Planungsrunden und Gespräche gegeben. Genau das habe sich bezahlt gemacht, als es zwischendurch auch mal stockte, etwa wegen der Pandemie oder als wegen des Ukraine-Krieges auf einmal keine Stahlträger mehr zu bekommen waren. „Die Bauarbeiten fielen in eine Zeit, die nicht normal war, immer wieder begleitet von Rückschlägen“, bilanziert Bender. Zudem wurde der Bau deutlich teurer.
„Die Baustellenphase war natürlich auch anstrengend und laut. Aber wenn man jetzt durch die hellen, breiten Flure läuft, dann hat sich all das gelohnt“, sagt Schülersprecher Jakob Hähnel.
Vater kennt die Schule seit 45 Jahren
Fördervereinsvorsitzender Marten Breckling kennt die Otto-Pankok-Schule seit 45 Jahren. Erst hat er selbst dort Abitur gemacht, dann vor einem Jahr seine Tochter. „Ich kannte die Schule, als sie ganz oben und ganz unten war. Zurzeit geht es steil bergauf“, sagt er anerkennend.
Aber die Renovierung der Schule ist noch längst nicht abgeschlossen. Aktuell wird der Altbau saniert, was weiterhin Improvisationstalent erforderlich macht. So werden die Differenzierungsräume (angrenzende Bereiche an Klassenzimmern zur freien Verfügung) aktuell noch als Büros gebraucht und die Study Hall (ein Ort des multimedialen Lernens) wird aktuell noch als Schulbuchlager gebraucht. Das soll sich spätestens zum Sommer 2026 ändern, wenn auch das Altgebäude kernsaniert ist.
Selbst mit den neuen Räumen wird es noch knapp
„Das muss auch klappen, denn dann sind wir durchgängig fünfzügig“, sagt Jens Schuhknecht. Aktuell werden noch Container und der Zweitstandort Bruchstraße gebraucht, um genügend Räume für die Schülerschaft zur Verfügung zu haben.
Das wird sich auch so schnell nicht ändern. Denn 2026 kommt noch der G9-Jahrgang dazu. „Dann reichen die Räume nicht mehr aus.“
Digitalisierung bleibt ein spannendes Thema
Schule unterliegt ständiger Veränderung. Das gilt nicht nur für das Raumangebot, sondern erst recht für die Gestaltung des Schullebens. So bleibt die Digitalisierung ein großes Thema an der Schule. „Wenn die Stadt nicht jedem Schüler ein Gerät zur Verfügung stellen kann, müssen andere Lösungen her“, kündigt der Schulleiter an.
Ein Vortragsabend zum Thema ist etwa in der ebenfalls frisch sanierten Aula geplant. „Wir haben hier ganz sicher die modernste Bühnentechnik in ganz NRW“, sagt Jens Schuhknecht beim Rundgang sichtlich stolz. Der endet an besagter Mensa.
Ein kleiner Sieg der Lehrer
Ulrich Bender bleibt vor einer meterbreiten Glasschiebetür zwischen Mensa und Foyer stehen und erklärt: „Das war ein harter Kampf. Wir wollten unbedingt, dass hier eine Schiebetür hinkommt, damit wir die Räume verbinden können.“
Er hat es geschafft, was laut Bender nicht zuletzt an dem Willen aller Beteiligten lag. So auch am Mülheimer Architekturbüro Hütténes. Aber auch Fachlehrerinnen und -lehrer, die zu Hause Skizzen angefertigt haben, um ihre Vision von modernem Lernen umzusetzen.
Tag der offenen Tür am 23. November
Ein Ergebnis davon: Neben der großen Aula mit Bühne gibt es einen kleineren Proberaum, ebenfalls mit Bühne. Dieser kann etwa für Proben oder kleinere Aufführungen genutzt werden. So lange die Schulsanierung noch nicht abgeschlossen ist, wird er allerdings noch anderweitig benötigt: als Lehrerzimmer.
Am 23. November stellt sich das Otto-Pankok-Gymnasium Familien von 9 bis 13 Uhr mit einem Tag der offenen Tür vor.
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