Mülheim. „Frechdachs“ ist auf dem Sprung nach Mülheim: Spielzeug-Fan Marvin Baeck plant ein neues Geschäft. So will der junge Mann dem Internet trotzen.
Marvin Baeck entstammt einer Spielwaren-Dynastie, verkauft in sechster Generation Kinderspielzeug. Bislang hat er in Essen-Kettwig gearbeitet, mit seinen Eltern Sandra und Andreas Baeck den „Frechdachs“ gegenüber der Marktkirche geführt. Nun wächst gerade sein „eigenes Baby“ heran: Im November eröffnet der 29-Jährige in Mülheim „Frechdachs“ Nummer zwei. Zweieinhalb Jahre lang hat er nach einem geeigneten Standort gesucht.
Gefunden hat er ihn schließlich im Erdgeschoss des Hauses Düsseldorfer Straße 81. Ende 2017 hat in Saarn das letzte Mülheimer Spielwarengeschäft geschlossen; lediglich im Rhein-Ruhr-Zentrum gibt es seither noch eine größere Auswahl. Nun zeigen knallrote Sticker auf den Schaufenstern, versehen mit grinsenden Kindergesichtern, dass da bald was Neues kommt. Dort, wo bis vor einiger Zeit das „Copenhagen Coffee Lab“ selbst gerösteten Kaffee und dänische Backwaren angeboten hat, zieht bald wieder das pralle Leben ein. Die Aufkleber haben Zugkraft. Baeck berichtet von vielen Neugierigen, die stehen bleiben, anklopfen, nachfragen oder versuchen, durch eines der zwei Gucklöcher ins Innere zu lünkern. Noch allerdings ist dort kaum etwas zu sehen, nur sterile Wand und abgeklebter Boden.
Voraussichtlich am 9. November wird Marvin Baeck seinen Laden für die Mülheimer öffnen
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Voraussichtlich am 9. November schließt der Essener den Laden für die Mülheimer Kundschaft auf. Dann sind hoffentlich die Beleuchtung und besagter Boden fertig, vor allem aber der Ladenbauer, der auf den 150 Quadratmetern Verkaufsfläche eine auf Maß geschreinerte Einrichtung einbauen wird. „Zu guter Letzt brauchen wir natürlich noch Ware.“ Baeck rechnet mit „400 bis 500 großen Kartons voll mit Spielsachen“. Zwischen 8000 und 10.000 Artikel wird er im Programm haben, vorrangig Spielzeug für Jungen und Mädchen von null bis zehn, daneben Schulranzen, Trinkflaschen, Brotdosen, Regenschirme, Vorlesebücher und vereinzelt Kinderkleidung.
„Sigikid, Steiff und Schleich, Spiegelburg, Haba und Ravensburger, Lego, Playmobil und Tonies“, der Inhaber zählt bewährte Marken auf. Zum Sortiment soll auch Ausgefalleneres zählen - „etwa Puppen von Schildkröt, Holzfiguren von Ostheimer, Bastelsets von Djeco“ - und Trendartikel „wie die Kuscheltiere von Jellycat oder die radierbaren Stifte von Legami“. Bevor alles hübsch verlockend in den neuen Regalen angepriesen werden kann, gilt es noch eine Spezialaufgabe zu erledigen. Baeck hat dafür schon Freunde und Familie zusammengetrommelt. „Eine Woche lang werden wir 20 Stunden pro Tag Ware auszeichnen. Über die Hälfte aller Produkte muss von Hand mit bedruckten Klebeetiketten versehen werden.“
„Allein am Montag hatte ich sieben Anrufe von Müttern, die gern einsteigen wollen“
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Drei Angestellte, zum Teil in Teilzeit, bilden künftig sein Team. Personalnot hat der 29-Jährige nicht, erst recht nicht mehr, seitdem die knallroten Sticker hängen. Das Telefon klingele andauernd: „Allein am Montag hatte ich sieben Anrufe von Müttern, die einsteigen wollen.“ Spielwaren zu verkaufen, sei für viele Menschen eine schöne Vorstellung. Baeck kann das bestens nachvollziehen. Als Abkömmling der bekannten Roskothen-Familie, die bis heute in Duisburg Spielzeug verkauft und dies bis 2002 auch jahrzehntelang in Essen getan hat, steckt dem Handelsfachwirt diese Leidenschaft in den Genen. Und auch wenn er vorübergehend mal Soziale Arbeit studiert hat, am Ende des Tages führte ihn der Weg wieder genau dorthin, wo er schon „mit 12 oder 13“ an der Kasse angefangen hat: ins Spielwarengeschäft der Eltern.
Baeck spricht von der „der emotionalsten Branche“, in der man tätig werden kann. „Wir haben keine gute Marge, aber wir vertreten sehr schöne Werte.“ Er gehe „jeden Tag mit einem Lächeln im Gesicht“ nach Hause - „weil bei uns einfach jeder glücklich ist“. Die Kinder strahlten schon beim Betreten des Ladens und auch die meisten Eltern seien voll Vorfreude. „Das ist eigentlich nie nur eine geschäftliche Beziehung“, sagt Baeck, da gehe es immer um mehr.
Wegen des besonderen Einkaufsgefühls ist der Ladenbesitzer sicher, dass er neben dem Internet bestehen kann. „Suchmaschinen grenzen die Auswahl stark ein“, vom Sortiment vor Ort könne man sich ganz anders inspirieren lassen. „Bei uns bleibt die Kreativität erhalten“, so Baeck. Und manch kleiner Kunde, der bis jetzt nur Amazon und Co. kennt, mache demnächst vielleicht eine ganz neue Erfahrung. „Gestern habe ich gehört, wie ein Kind vor der Tür seinen Vater gefragt hat: Papa, was ist eigentlich ein Spielzeugladen?“
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