Mülheim. Die Kübel in Mülheims City sorgen seit Jahren für Diskussionen. Undicht, vertrocknete Pflanzen, Ratten: Die Stadt greift ein. Was geplant ist.
Die Schloßstraße soll umgestaltet werden. Für viele Bürgerinnen und Bürger dürfte das ein Anlass zur Freude sein. Immer wieder gibt es Klagen über den zusehends schlechteren Zustand der Hauptstraße in Mülheims Innenstadt. Wie das Team Stadtentwicklung nun vorschlägt, sollen das Pflaster, Sitzmöbel sowie Leuchtmittel teilweise erneuert werden. Die wohl auffälligste Veränderung, die schon bald ansteht: 20 der insgesamt 39 Baumkübel auf der Schloßstraße sollen entfernt werden, ihr Zustand sei „problematisch“.
2009 waren die opulenten Kübel im Rahmen der „Qualitätsoffensive Innenstadt“ installiert worden. Das geht aus einem aktuellen Beschlussvorschlag hervor, der zunächst in der Bezirksvertretung 1 angehört und im Planungsausschuss beschieden werden soll. Ziel sei damals die Begrünung und Neugestaltung der Schloßstraße gewesen, das „Landschaftsarchitekturbüros „WES & Partner“ hatte das Vorhaben umgesetzt. „Das hat dem damaligen Wunsch nach mehr Grün in der Innenstadt entsprochen“, wie es vom Team Stadtentwicklung heißt.
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Mülheimer Kübel: Lange gewollt, schlecht gealtert
13 Jahre später jedoch sind die Kübel aus Aluminium, übrigens eine Sonderanfertigung einer Oldenburger Firma, Geschichte - zumindest mehr als die Hälfte von ihnen. In der Vergangenheit hatten die Baumkübel immer wieder für Ärger gesorgt. Die ehemalige grüne Baudezernentin Helga Sander hatte das Projekt seinerzeit vorangetrieben, mit der Begründung, es sei die einzige Möglichkeit, die Schloßstraße, die unter der eine Tiefgarage liegt, nachhaltig zu begrünen.
Der Ärger riss nicht ab: Erst waren einige Töpfe kurz nach ihrer Installation undicht, dann vertrockneten mehrere der gepflanzten Mahagonikirschen binnen kurzer Zeit, bei starkem Regen stand das Wasser in ihnen, Fäulnis setzte an und zu guter Letzt mussten einige der Kübel versetzt werden, damit die Feuerwehr im Notfall besser passieren kann. Vor vier Jahren hatte ein Vertreter der Deutschen Marktgilde das Dauerthema, das zeitweise in den Hintergrund geraten war, wieder in Erinnerung gebracht. „Schön wäre es, wenn wir die Kübel nicht mehr als Hemmnis hätten“, brachte er 2020 im Planungsausschuss hervor.
Mülheimer Planungsdezernent kündigte bereits 2020 eine Lösung an
Bereits vor vier Jahren hieß es, dass die Lebensdauer der Bäume fast erreicht sei, da die Wurzeln im Inneren der Kübel mit dem Bewässerungssystem verworren seien. Planungsdezernent Felix Blasch, damaliger Planungsamtsleiter, kündigte an, dass die Verwaltung bei den weiteren Planungen zur Innenstadt-Aufwertung eine Lösung suchen wolle. Und die steht nun bevor.
Geplant sei, die Schloßstraße „absehbar umfänglich zu erneuern und gestalterisch aufzuwerten“, wie es in der Vorlage heißt. Bereits im „Integrierten Handlungskonzept Mülheim an der Ruhr, Innenstadt und Eppinghofen“ sei festgehalten worden, dass der öffentliche Raum aufzuwerten sei, um die Attraktivität für Veranstaltungen zu erhöhen. Möglich werde das etwa „durch eine Neuordnung der Fußgängerzone, beispielsweise durch den Austausch, die Entfernung oder die Versetzung der zahlreichen Einbauten.“ Dadurch könne mehr Raum geschaffen und die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert werden. Denn: „Die verbleibenden Flächen reichen gerade so aus, um die notwendigen Durchfahrts- und Aufstellflächen für die Feuerwehr sicherzustellen“, wie es vom Team Stadtentwicklung heißt.
Mülheims Schloßstraße soll sich nachhaltig verändern
Der Platz bleibt nicht das einzige Problem. Die Kübel seien mittlerweile „in einem problematischen Zustand.“ Vom ursprünglichen Substrat seien nur noch Teile übrig, einzelne Kübel seien von Ratten befallen, die Bewässerungssysteme kaputt. „Im weiteren zeitlichen Verlauf ist dies bei allen Pflanzungen absehbar, da die Sträucher aufgrund der geringen Ausdehnungsmöglichkeiten für den Wurzelballen (trotz Pflegemaßnahmen) nur begrenzt lebensfähig sind“, so das Team Stadtentwicklung. Um alle 39 Kübel zu erhalten, müsste die Stadt schätzungsweise 261.000 Euro investieren, für Bewässerung und Pflege kämen jährlich 10.000 Euro hinzu.
Stattdessen werden es nun also weniger Kübel - ein erster Schritt „zu einer neuen Gesamtkonzeption für die Neugestaltung der Schloßstraße“. Folgen soll eine neue Gesamtmaßnahme. „Die notwendigen Planungsmittel hierfür sollten vor diesem Hintergrund in der Haushaltsplanung 2026 berücksichtigt werden, um nach Möglichkeit 2027 eine Antragsreife zu erreichen und die notwendigen Mittel für die Refinanzierung der Planung sowie die bauliche Umsetzung beantragen zu können.“
Arbeiten in Mülheims City sollen Ende 2024 starten
Daniel Bach vom Amt für Stadtplanung und Wirtschaftsförderung geht davon aus, dass im 4. Quartal 2024 die 20 Kübel von der Schloßstraße schwinden werden. „Wenn der Beschluss durch ist, müssen wir erstmal ausschreiben.“ Es sei gut möglich, dass sie ein Teil der Arbeiten an den verbleibenden beziehungsweise auszutauschenden Pflanzen bis ins Frühjahr 2025 ziehen wird - „wegen der Brutzeit“. Danach wolle man sukzessive die Neugestaltung der Schloßstraße angehen.
Insgesamt liegen die Kosten für die Entfernung der Kübel und die Neubepflanzung laut erstem Kostenvoranschlag bei 411.474,09 Euro. „Die erforderlichen Mittel werden durch Nutzung von Mehrerträgen (z. B. im Bereich Baugenehmigungen) im Jahr 2024 sowie Umschichtungen im Budget des Dezembers im Jahr 2025 bereitgestellt“, heißt es in der Vorlage.
Übrigens: Die Lieferung und Verankerung der Kübel kostete damals 312.000 Euro, dazu kamen 171.000 Euro für die Erstbepflanzung. Bewässerung und Pflege schlugen über die Jahre mit rund 10.000 Euro zu Buche - macht unterm Strich mit der geplanten Maßnahme einen Kostenaufwand von mehr als 900.000 Euro.
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