Mülheim. Wie gut finden sich Menschen mit Behinderungen auf den Seiten der Stadt Mülheim zurecht? Was eine Studie lobt, welches Potenzial sie aufzeigt.
Das Projekt „Atlas digitale Barrierefreiheit“ hat rund 11.000 Internetseiten von Städten und Gemeinden auf ihre Barrierefreiheit, also ihre Gebrauchsfähigkeit für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, getestet. Wie gut oder schlecht es um das Angebot in Mülheim steht, wurde dabei auch untersucht.
Bei der Analyse wurden fünf Aspekte in den Vordergrund gerückt. Kann man die Schriftgröße auf der Seite ändern? Gibt es eine Vorlese-Funktion? Gibt es ein Angebot in leichter Sprache? Wird das Thema Barrierefreiheit auf der Seite erwähnt - und kann man in wenigen Minuten erfahren, wo man einen Termin zur Verlängerung seines Personalausweises vereinbaren kann?
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Mülheims Internet-Auftritt bekommt nur zwei von möglichen fünf Punkten
Die Stadt Mülheim kann nur die beiden letzten dieser Fragen mit „Ja“ beantworten. Oder immerhin? Mit diesen zwei von fünf möglichen Punkten liegt muelheim-ruhr.de nämlich zwar knapp unter dem NRW-Schnitt von 2,23, aber immerhin auch knapp über dem Bundesdurchschnitt von 1,88.
Die Stadt Mülheim erhält einen Punkt dafür, dass das Thema Barrierefreiheit in ihrem Internet-Auftritt thematisiert wird. Gibt man den Begriff in die dortige Suche ein, werden 84 Treffer angezeigt. Unter anderem ist zu lesen, dass die Stadt „bemüht ist, ihre Internetseiten und mobilen Anwendungen (…) barrierefrei zu machen.“ An selber Stelle wird auch erwähnt, dass es nicht-barrierefreie Inhalte gibt. Es ist vermerkt, dass diese Erklärung bereits über drei Jahre alt ist.
Die Webseite muelheim-ruhr.de: Übersichtlichkeit sieht anders aus
Der Internet-Auftritt der Stadt wirkt auf den ersten Blick sehr altbacken, wenig modern. So haben die Internetseiten vor vielen Jahren ausgesehen. Was sofort auffällt, ist, dass die Schrift sehr klein und die Inhalte sehr eng angeordnet sind. Allein auf der Startseite sind über 70 Links angeordnet, die man anklicken kann, um zu weiteren Inhalten gelangen. Übersichtlichkeit sieht anders aus.
Die Internetseite werde zurzeit Schritt für Schritt gestalterisch und inhaltlich überarbeitet, erklärt Stadtsprecherin Tanja Schwarze. „Ziel ist eine nutzerfreundlichere Webseite in einem modernen und responsiven Design, die durch ein unkompliziert bedienbares, barrierefreies und intelligentes Content-Management-System zu bearbeiten ist.“ Wenn eine Internetseite „responsiv“ ist, dann ist sie mit verschiedenen Endgeräten wie Computer, Tablet oder auch Handy problemlos zu benutzen.
Stadt Mülheim arbeitet am Relaunch ihrer Webseiten
Vorreiter für das neue Layout sei der Internetauftritt des Bereichs Kunst & Kultur der Stadt. „Mit diesem Piloten sind wir dabei, weitere Seiten zu relaunchen“, also neu zu starten, „und das neue Design weiter zu optimieren. Das neue Layout bedeutet gleichzeitig, dass die Benutzeroberfläche der Internetseite grundlegend überarbeitet wird - gemäß den Anforderungen an die Barrierefreiheit sowie ihrer responsiven Bedienbarkeit“, erklärt Tanja Schwarze.
Ali Arslan verlor im Erwachsenen-Alter sein Augenlicht und betreut die Hör-Zeitung „Echo Mülheim“. Der Internet-Auftritt der Stadt ist ihm wohlbekannt, denn er arbeitet für den städtischen Kulturbetrieb in der Stadtbibliothek im Medienhaus. Er bewertet die Seiten auf muelheim-ruhr.de hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit eher positiv. „Im Vergleich zu anderen Einrichtungen und Privatfirmen ist die Stadt Mülheim besser“, erklärt er. Das könne auch damit zu tun haben, dass er quasi an der Quelle sitze und Defizite, die ihm in diesem Zusammenhang auffallen, umgehend meldet, sodass direkt Abhilfe geschaffen werden kann. „Die Stadt hat in den vergangenen vier Jahren sehr viel in diesem Bereich getan“, so Arslan.
„Die Stadt hat in den vergangenen vier Jahren sehr viel in diesem Bereich getan.“
Betroffener User wünscht sich im Netz insgesamt mehr Vorlese-Funktionen
Er würde sich freuen, wenn Unternehmen ihre Homepages grundsätzlich so gestalten, dass speziell die Vorlese-Systeme von Menschen mit Seh-Beeinträchtigungen die verwendeten Schriften erkennen können. „Manchmal kommt es vor, dass Schriftart und -Farbe eher unfreundlich gestaltet sind und die Schrift dann von unterstützendem Programm nicht erkannt werden kann. Gängige Schriftarten und Schwarz-auf-Weiß sind da immer am besten.“ Auch das sei auf den Seiten der Stadt aber sehr gut umgesetzt, so Ali Arslan.
Informationen zum „Atlas digitale Barrierefreiheit“ finden Sie unter https://atlasdigitalebarrierefreiheit.de.
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