Mülheim. . Die Hörzeitung Echo Mülheim, suchte nach neuen Vorlesern - es meldeten sich vier Mädchen. Hinter dem Engagement steckt eine besondere Motivation.

Die aktuell 60 Abonnenten der unentgeltlichen und wöchentlich verschickten Hörzeitung Echo Mülheim dürfen sich auf junge Stimmen freuen. Charlotte, Randi, Meryem und Harper aus der Klasse 4a der Gemeinschaftsgrundschule am Oemberg liehen dem Macher der Hörzeitung für Blinde und Sehbehinderte, Ali Arslan, jetzt ihre Stimme: Um Texte aus der aktuellen Ausgabe der Seniorenzeitung „Alt, na und!“ einzulesen.

Die Mädchen, die in der Grundschul-Dependance an der Karl-Forst-Straße in Selbeck die Schulbank drücken, investieren an diesem Nachmittag eineinhalb Stunden, um für die nächste Ausgabe von Echo Mülheim im Tonstudio der Stadtbibliothek zum Beispiel Texte über die bevorstehende Europawahl, zum 250. Geburtstag von Gerhard Tersteegen oder über den Sozialverband VDK vorzulesen. Mit der Lektüre der Seniorenzeitung, die sie vorher daheim als Deutsch-Hausaufgabe geübt haben, betreten die Grundschülerinnen thematisch Neuland. „Bitte, etwas lauter! Bitte, noch einmal“, sagt Ali Arslan, wenn die Kinder sich verlesen oder ihre Stimme zu leise wird.

Langsam und deutlich sprechen

Randi weiß genau, warum sie heute hier ist und was sie zu tun hat. „Wir müssen langsam und deutlich sprechen, damit die Hörer alles verstehen. Das ist manchmal mittelschwer. Aber es ist auch ein schönes Gefühl, wenn man Leuten helfen kann, die keine Zeitungen mehr lesen können“, erklärt die Viertklässlerin.

Sie und ihre Mitschülerinnen sind, so verrät ihr Klassenlehrer, Stephan Damberger, die Top-Vorleserinnen ihrer Klasse. Sie haben Ali Arslan, der selbst hochgradig sehbehindert und deshalb mit einem Blindenstock unterwegs ist, 2018 bei einer Projektwoche kennengelernt. Damals stellte er den Grundschülern im Rahmen einer Projektwoche Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte wie etwa eine sprechende Uhr, eine sprechende Waage oder ein akustisches Farberkennungsgerät vor.

„Jeder Mensch braucht mal Hilfe“

Als Ali Arslan nach Vorlesern für die von ihm betreute Hörzeitung fragte, waren die Vier sofort bereit, in das bisher aus 22 erwachsenen und ehrenamtlichen Vorlesern bestehende Lektorenteam einzusteigen. „Jeder Mensch braucht in seinem Leben mal Hilfe. Und deshalb finde ich es gut, dass die Kinder hier lernen, dass auch sie anderen Menschen helfen können“, freut sich Charlottes Mutter Sandra Klugewitz. Und Stephan Damberger betont: „Mit Ali Arslan haben die Kinder einen Menschen kennen gelernt, der ihnen zeigt, dass man auch mit einem Handicap sein Leben selbstbestimmt leben kann.“