Mülheim. Für 75.000 Euro bauten Stadt und Ruhrbahn eine Haltestelle barrierefrei um. Damit hat man mehr Probleme geschaffen, kritisiert ein Bürgerverein.
Der Ärger in Selbeck über die vor ein paar Monaten verlegte und barrierefrei ausgebaute Haltestelle „Stooter Straße“ will nicht abreißen. Dabei hatten Ruhrbahn und Stadt im Sinn, dort mehr Komfort für Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen. Doch die Verlegung soll für manche das Gegenteil bewirkt haben, bemängeln ein Eigentümer und der Selbecker Bürgerverein. Sie sprechen von mehr geschaffenen Barrieren - an anderen Stellen.
Denn zunächst einmal haben Leitstreifen auf dem Boden, aber auch die Verlängerung der Haltestelle auf knapp 18 Meter, das Einsteigen vor allem bei Gelenkbussen sicherer gemacht. Um die Richtlinien der Barrierefreiheit einzuhalten, mussten Ruhrbahn und Stadt den Haltepunkt allerdings vorverlegen. Vor das Haus an der Kölner Straße 389.
Hauseigentümer beklagt sich über Müll und zugestellten Hauseingang
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Eine Entscheidung, deren Folgen nun sichtbar werden: Über mehr Müll, der von wartenden Buskunden nun in seinem Vorgarten landete, beklagt sich der Eigentümer. Obwohl es dort einen Mülleimer gibt.
Der steht mitten auf dem Weg und mit nur wenig Abstand rechts vom Zugang zum Haus, unmittelbar links steht bereits das Wartehäuschen. Auch zur Straße hin ist es hier ein Stückchen schmaler als an dem alten Platz. Deshalb knubbelten sich jetzt viele Menschen um das Häuschen und den Mülleimer, so der Eigentümer.
Weniger Platz für Kinderwagen, Rollatoren und Fahrräder
Auch komme es immer wieder dazu, dass Wartende sich unter den Baldachin des Hauses stellen, wenn es regnet, erzählt dieser. Oder Schüler, die sich in den Eingang setzen. An denen sollen sich dann die Hausbewohner vorbeischlängeln müssen.
Vorbeischlängeln müssen sich ebenso Fahrräder, die an dieser Stelle noch bis vor kurzem per blauem Schild auf dem Bürgersteig fahren mussten. Inzwischen ist es ihnen freigestellt (weißes Schild). Und auch für Kinderwagen und Rollatoren wird der Platz zwischen Häuschen und Straße schon mal eng, wenn dort Wartende stehen. Am früheren Haltepunkt war das allerdings nicht viel besser.
Bürgerverein wundert Priorität beim barrierefreien Ausbau von Haltestellen
Aus Sicht des Selbecker Bürgervereins ist die Verlegung auch für den Autoverkehr auf der Kölner Straße ungünstig. Denn die Haltestelle sei jetzt näher an die Nebenstraßen Stooter und Karl-Forst-Straße gerückt. Aus denen soll sich der Verkehr auf die Kölner einfädeln. Hält der Bus aber hier, staut sich hinter ihm die Autoschlange so weit, dass Fahrzeuge aus diesen Nebenstraßen nicht mehr einbiegen können.
Barrierefreiheit sei sinnvoll, sagt der Selbecker Bürgerverein. Nur seien die Barrieren für Radfahrer, Fußgänger mit Kinderwagen und Rollatoren hier nicht gelöst, sondern eher verschärft worden, weil der Platz einfach zu knapp sei.
Dass man ausgerechnet diese Haltestelle für 75.000 Euro umbaute und nicht zuerst jene an den Fliedner-Werkstätten, wo es deutlich mehr Betroffene gebe, wundert den Bürgervereinsvorsitzenden Volker Schrödter überdies. Denn schließlich müsse die Ruhrbahn beim barrierefreien Umbau deutlich priorisieren, weil nicht genug Geld für alle Haltestellen vorhanden ist. Insgesamt aber habe man an dieser Stelle mehr reale Probleme geschaffen als gelöst, kritisiert der Bürgerverein.
Verwaltung weist Kritik zurück: Neue Haltestelle sei alternativlos
Die Kritik an der Verlegung der barrierefreien Haltestelle weisen Stadt und Ruhrbahn allerdings weit von sich: Sie sei wegen der notwendigen Länge „alternativlos“ gewesen, Beschwerden lägen ihnen zudem nicht vor.
Zur Müllfrage gibt die Stadt an, dass der Papierkorb bewusst 1,5 Meter vom Grundstück abgerückt worden sei. Wenn Müll daneben fiele, so begründet es die Verwaltung, würde er damit auf dem Gehweg und nicht auf dem Grundstück landen. Und auch der Zugang zum Haus sei barrierefrei möglich. Wenn Schüler sich in den Hauseingang setzten, dann, weil es „cool“ sei - die Haltestelle sei aber breit genug, um sich dort aufhalten zu können.
Rückstau an der Kölner Straße wegen Fahrgastwechsel hält Verwaltung für „unvermeidlich“
Und auch die Verkehrslage sieht man in der Verwaltung anders: Zwar räumt sie ein, dass Autos von der Karl-Forst-Straße nicht einfahren können, wenn der Bus am Haltepunkt hält. Rückstau sei aber „für die kurze Dauer des Fahrgastwechsels auf der stark befahrenen Kölner Straße unvermeidlich“. Das sei aber nur vier Mal in der Stunde der Fall.
Einlenken will man möglicherweise beim Fahrradverkehr. So könnten an der Kölner Straße künftig Fahrradschutzstreifen angelegt werden. Zuvor aber will man den Verkehr erst zählen. Schon kurzfristig - am 20. Juni - will man über die Ergebnisse im Mobilitätsausschuss berichten.
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