Mülheim. Die einen haben ihn herbeigesehnt, die anderen gefürchtet: Gut ein Jahr nach Beschluss ist Mülheims Mountainbike-Spot auch offiziell in Betrieb.
Vor fast drei Jahren überreichten die Trailriders Ruhr Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz eine Schaufel mit dem Emblem des damals neu gegründeten Radsportvereins – mit der Bitte, sich für eine legale Mountainbikestrecke im Broicher Wald einzusetzen. Am Sonntag konnte der OB die Schippe zurückgeben, als der Spot nach längerer Bauphase offiziell eingeweiht wurde.
„Wir sind schneller fertig geworden als Stuttgart 21“, scherzte Michael Harnisch, zweiter Vorsitzender der Trailriders. Die größte Herausforderung beim Aufbau war die Tatsache, dass die Ehrenamtlichen alles per Handarbeit verrichten mussten. „Das war unendlich viel Arbeit“, ergänzte Vereinschef Tim Schneebeck.
Mülheimer Radsportverein: „Wir wollen keinen Massentourismus“
Fotos von der Eröffnung der neuen Mountainbike-Strecke
Zumal nur ein Teil der insgesamt 160 Mitglieder immer vor Ort sind. „Davon kennen nur die wenigsten den Spot, weil sie in anderen Bike Parks in der Region unterwegs sind“, so Harnisch. So sei ein Kern von 20 Personen entstanden, der sich federführend um den Aufbau der insgesamt vier „Lines“ – also Teilstrecken mit unterschiedlicher Schwierigkeit – gekümmert hat. „Wir wollen aber auch gar keinen Massentourismus“, betonte der zweite Vorsitzende.
Vielmehr sei die neue Strecke für die Jugend aus der unmittelbaren Umgebung entstanden. „Seit der Entstehung sind vor allem Mitglieder unter 18 Jahren in den Verein eingetreten“, verriet Tim Schneebeck. An die 40 Jugendliche zähle der Klub mittlerweile.
Trailriders Ruhr räumen Widerstände bei Entstehung des Spots ein
Dass es durchaus Widerstände gab, wollte Michael Harnisch auch bei der offiziellen Eröffnung nicht verschweigen. „Der Naturschutzbeirat war aber vor Ort und sehr zufrieden“, bestätigte er. Auch von Anwohnerinnen oder Anwohnern seien aktuell keine Klagen mehr zu vernehmen. „Alle, die hierhin kommen, finden es klasse“, sagt Harnisch, der selbst gesteht, dass das Aufstellen von Kameras im Bereich des Spots „kritisch“ gewesen sei. Aber seitdem habe es bis auf den zweifachen Werkzeug-Diebstahl keinen Vandalismus mehr gegeben.
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„Das ging nur, weil alle daran geglaubt haben, dass mit dieser Strecke eine legale Mountainbikestrecke entstehen konnte, die den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den Naturschutzverbänden so gerecht wird, dass man mit den Trailriders jetzt einen Ansprechpartner hat, wenn etwas sein sollte“, meinte Bürgermeister Marc Buchholz.
Abriss der bestehenden Strecke brachte den Prozess 2021 erst ins Rollen
Dass die Verwaltung mit dem Abriss der bestehenden Strecke den Neubau überhaupt erst notwendig gemacht hatte, begründete der OB so: „Wir tragen als Stadt Verantwortung dafür, was im Wald passiert.“
Er betonte, dass im Zuge des Neubaus kein Baum gefällt worden sei, „der nicht ohnehin hätte gefällt werden müssen.“ Totholz sei entfernt und in die Sprünge verbaut worden. „Hier ist kein Bagger durch den Wald gefahren und hat eine Strecke frei geräumt“, betonte Buchholz.
„Erste Regel: Die Strecken müssen Spaß machen“
Mit vier Strecken stehen für jeden Schwierigkeitsgrad unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Die schwarze und schwerste Strecke ist aktuell noch gesperrt. Hier müssen die Trailriders noch nachbessern. „Unsere erste Regel lautet, dass die Strecken Spaß machen müssen und die macht aktuell noch keinen Spaß“, so Harnisch.
Auf den anderen drei „Lines“ haben die Radsportler an vielen Stellen die Wahl zwischen einem Hindernis mit und ohne Sprung oder der einfachen Durchfahrt. „Die grüne kann jeder fahren, der eine Bremse hat“, lud Harnisch auch Anfänger zur Probefahrt ein.
In Zukunft soll der Spot vor allem für Sprung- und Techniktraining im Nachwuchsbereich genutzt werden. Einmal im Jahr soll es eine Lehrveranstaltung zum Umgang mit dem Wald geben. Marc Buchholz‘ Wunsch, die Strecke möge vor allem unfallfrei genutzt werden, wurde leider schon am Eröffnungstag nicht erhört. Ein Junge, der dem Verein nicht angehört und zum ersten Mal vor Ort war, überschätzte wohl seine Kräfte an einem Sprung und musste nach einem Sturz mit Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch ins Krankenhaus gebracht werden.
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