Mülheim. In Mülheim gründeten sich in den letzten zwei Jahren unterdurchschnittlich wenige Unternehmen. Warum die Stadt weniger auf Quantität setzt.
Obwohl die deutsche Wirtschaft spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges schwächelt, werden in Deutschland jährlich Hunderttausende neue Unternehmen gegründet. In Mülheim liegen die Zahlen allerdings unter dem bundesweiten Durchschnitt. Warum das trotzdem kein Grund zur Sorge ist.
Laut der Wirtschaftskanzlei Goldenstein wurden in den vergangenen beiden Jahren in Mülheim lediglich 12,32 Unternehmen pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern gegründet. Deutschlandweit liegt der Schnitt deutlich höher, und zwar bei 15,62 neuen Unternehmen, heruntergerechnet auf 1000 Einwohner. Unter den 50 größten deutschen Städten belegt Mülheim damit nur Rang 40. Ganz vorne liegt in dieser Statistik Leverkusen (27,19), Schlusslicht ist Halle an der Saale (9,12).
Wie Mülheims Wirtschaftsförderung die Zahlen einordnet
In der Mülheimer Wirtschaftsförderung ist man kein Freund von solchen reinen Zahlenwerken. „Die Zahlen kommen schon ungefähr hin, es wurden dabei aber nur Neugründungen berücksichtigt und weder Nachfolgen, noch Umfirmierungen“, ordnet Abteilungsleiter Kay Zellmann ein. München als die Startup-Hauptstadt Deutschlands tauche in dieser Statistik beispielsweise auch nur auf Rang 32 auf.
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„Das sagt natürlich über die wirkliche Qualität und die Rahmenbedingungen einer Stadt nichts aus und ist nicht das, was einen Wirtschaftsstandort am Ende ausmacht“, sagt Zellmann. Eine reine Vielzahl von neuen Firmen sei erst einmal kein aussagekräftiger Faktor. Denn: „Mehr als die Hälfte der Gründungen, die heute stattfinden, sind in drei Jahren nicht mehr am Markt vertreten“, weiß Zellmann.
Mülheimer Wirtschaftsförderer: „Wir brauchen nicht 20 Prozent mehr Gründung“
Oft flüchten sich Menschen aus der Not heraus, zum Beispiel wegen sonst drohender Arbeitslosigkeit, in die Selbstständigkeit. Auch im Bereich der Zuwanderung finden viele Neugründungen statt. „Wir brauchen nicht 20 Prozent mehr Gründung, sondern müssen die identifizieren, die langfristig erfolgreich sein können“, so Zellmann.
Die städtische Wirtschaftsförderung betreibt dazu auch das Startup-Center. „Wir begleiten die Gründer von der Idee bis zur Umsetzung und teilweise auch noch in den ersten Jahren“, schildert der Experte. Die Stadt unterstütze bei der Flächensuche, Raumfindung oder Vermittlung zu Investoren. „Manchmal müssen wir den Leuten auch davon abraten, wenn es wirtschaftlich nicht tragbar ist“, erklärt Zellmann.
Hochschule Ruhr-West hat die Gründerszene in Mülheim positiv beeinflusst
Wer eine individuelle Beratung in Anspruch nehme, mache aber deutlich weniger Fehler. „Diese Firmen sind besser vorbereitet“, sagt der Wirtschaftsförderer und resümiert: „Das ist das, was wir beeinflussen können. Wir können nicht die Anzahl der Leute beeinflussen, die gründen wollen.“
Die Rahmenbedingungen sind seiner Meinung nach in Mülheim schon gegeben. Durch die Hochschule Ruhr-West habe die Zahl der innovativen Gründungsideen in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Freilich herrsche in Mülheim nicht die gleiche Investorendichte wie in den größten deutschen Städten, aber das Beispiel von CTP und dem ehemaligen Vallourec-Gelände zeige doch, dass es auch in Mülheim gelingen kann, international tätige Unternehmen als Partner zu gewinnen.
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