Mülheim. Fast zehn Jahre nach ihrer Trennung spricht eine Mutter über ihre Patchwork-Erfahrungen und Fehler. Sie plant eine Selbsthilfegruppe in Mülheim.
Streit und Stress, mehrere Umgangsverfahren vor Gericht, Einschaltung des Jugendamtes, der Familienhilfe: Julia B. (Name geändert) und ihr Partner haben harte Jahre hinter sich. „Und wir sind damit noch nicht am Ende“, sagt die Mülheimerin. Insgesamt fünf Kinder gehören zu ihrem Haushalt, wenn alle da sind. Gemeinsame Kinder hat das Paar nicht. Sie sind eine Patchwork-Familie.
Verschiedene Beratungsangebote nach Trennung/Scheidung, die es in Mülheim gibt, haben sie wahrgenommen, fanden sie mal hilfreich, mal ärgerlich. Nun möchte Julia B. eine neue Selbsthilfegruppe für Patchwork-Familien gründen, willkommen sind Paare ebenso wie einzelne Mütter oder Väter, in jedem denkbaren Modell. „Es gibt ja inzwischen zig Varianten“, sagt Julia B., die hier gerne anonym bleiben möchte, um die Kinder zu schützen.
Mülheimerin: „Patchwork ist eine komplizierte Geschichte“
Sie selber sei seit fast zehn Jahren vom Vater ihrer Kinder getrennt, die beide bei ihr wohnen. Drei weitere Kinder brachte der neue Partner mit. Anfangs waren sie nur an jedem zweiten Wochenende da, die Situation sei aber immer noch im Fluss, berichtet Julia B. „Patchwork ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung, eine ganz komplizierte Geschichte“, so ihre Erfahrung. „Wer hat welche Rolle, auch gegenüber den Kindern des anderen? Wie weit darf man sich in die Erziehung einmischen?“
Hinzu kämen die finanziellen Belastungen, weil jeder Elternteil eine größere Wohnung mit Kinderzimmern braucht, und viele praktische Fragen, die geregelt werden müssen: Urlaub, Weihnachten, Geburtstage... „Wer nicht organisieren kann, ist für Patchwork nicht gemacht“, meint die Mülheimerin. Auch Eifersucht unter den Kindern könne eine Rolle spielen oder ein schlechtes Gewissen des Elternteils, der sie nur am Wochenende sieht - meist des Vaters. Daher will sie ausdrücklich auch Männer ermuntern, in der geplanten Selbsthilfegruppe mitzuwirken.
Ziel: die Kinder stets im Blick behalten
Die Gesprächsgruppe soll einen Raum für den Austausch von Erfahrungen bieten, um gemeinsam neue Lösungswege zu finden. Neben emotionaler Unterstützung sollen auch rechtliche und praktische Themen besprochen werden: „Ziel ist es, Wege zu finden, um als Patchwork-Familie glücklich zu leben und die Kinder stets im Blick zu behalten“, heißt es in der Ankündigung.
„Wir haben viel durchgemacht und auch viele Fehler gemacht“, sagt Julia B. „Wenn es eine solche Gruppe schon gegeben hätte, wären uns und unseren Kindern viele Tränen und Konflikte erspart geblieben.“
Interessierte für die neue Selbsthilfegruppe „Patchworkfamilien“ können sich beim Selbsthilfe-Büro Mülheim melden unter 0208 300 48 14 oder per E-Mail an selbsthilfe-muelheim@paritaet-nrw.org.
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