Mülheim. Nur die Wäsche, die in der Maschine steckte, und die Schuhe aus dem Flur sind Radek, Tonia, Elias und Maya geblieben. Verwandte sammeln Spenden.
„Du musst nach Hause kommen - die Wohnung brennt.“ Mit dieser Alptraum-Botschaft hat ein Familienvater aus Mülheim am Mittwochabend seine Lebensgefährtin beim Einkaufen schockiert. „Meine Schwester stand gerade am Hähnchenstand - da klingelte das Handy“, erzählt Jennifer Stoepke. Auch Angehörige und Freunde wurden kontaktiert. Kurze Zeit später fanden sich alle vor dem Haus der „völlig fertigen, hemmungslos weinenden“ Schwester an der Saarner Straße ein. Der entsetzte Blick ging gen Dachgeschoss. Alle ahnten: Hinter diesen verkohlten Fenstern kann nicht mehr viel übrig sein.
Die Befürchtung wurde schnell traurige Realität: Feuerwehr und Polizei erklärten die Wohnung nach Abschluss der Löscharbeiten für unbewohnbar, erlaubten dem Familienvater und seiner Mutter aber noch einmal kurz den Zutritt. „Sie sind mit zwei Müllsäcken hoch“, so Jennifer Stoepke, „doch sie haben eigentlich nichts Brauchbares mehr gefunden.“ Die Ranzen der beiden Kinder seinen zwar nicht verbrannt, aber dermaßen stark verrußt, dass der Brandgeruch auch nach einer intensiven Wäsche noch im Gewebe hängt. „Nur die Schuhe aus dem Schuhschrank im Hausflur haben überlebt. Und die Wäsche, die im Keller in der Maschine war.“ Mehr sei nicht übrig aus dem Leben von Radek (44), Tonia (40), Elias (9) und Maya (7).
Zum Glück gibt es bei dem verheerenden Feuer im Mülheimer Mehrfamilienhaus keine Verletzten
Auch wenn das Entsetzen weiter gewaltig ist, eines tröstet: Es gab keine Verletzten bei dem verheerenden Feuer im Mehrfamilienhaus. „Radek und die Kinder waren im Garten und haben Rasen gemäht“, sagt Jennifer Stoepke. Auch die liebevolle Art, mit der sich Feuerwehrleute und Seelsorger vor Ort um Schwester und Schwager kümmerten, habe geholfen: „Die haben es geschafft, dass Tonia sich beruhigt. Und sie haben alle mit Getränken und Decken versorgt - das tat gut.“ Die Mutter eines Schulkameraden hätte die Kinder zum Glück schnell abgeholt. „Sie haben trotzdem zu viel gesehen“, fürchtet Jennifers Ehemann Christian Brillo-Stoepke.
Die betroffene Familie ist vorübergehend bei Radeks Mutter untergekommen, erzählen die Verwandten. Ihre Fassungslosigkeit sei noch immer immens: „Meine Schwester starrt nur vor sich hin und weint. Die ist fertig mit der Welt, hat Existenzängste.“ Weil das Feuer laut Polizei im Wohnzimmer ausgebrochen ist, seien dort sicher auch alle Fotos und Dokumente, die in den Schränken lagen, zerstört worden. „Damit sind alle Erinnerungen weg.“
Bis Freitagnachmittag sind über „Go fund me“ schon fast 10.000 Euro zusammengekommen
Immaterielle Schätze wie diese kann keiner ersetzen - materielle dagegen schon. Nur Minuten nachdem Jennifer Stoepke und die beste Freundin ihrer Schwester, Jenny Dau, am Mittwoch vor Ort ankamen, hatten die beiden die Idee einer Spendenaktion. „Ich habe meinen Mann zu Hause angerufen - und nur eine halbe Stunde später hatte er einen Aufruf bei ,Go fund me‘ online gestellt.“ Christian Brillo-Stoepke tritt auf gofundme.com/f/familie-nach-brand-obdachlos als Organisator auf, bittet um Geld- und Sachspenden. Bis Freitagnachmittag waren allein auf diesem Weg fast 10.000 Euro zusammengekommen. Auch über Mülheimer Facebook- und Instagram-Gruppen hat sich die Geschichte vom Wohnungsbrand verbreitet. Etliche Tüten und Rucksäcke voll mit Kleidung, Spielzeug, Schulsachen und anderem wurden seither bei Stoepkes abgegeben.
Die Hilfsbereitschaft „auch zum Teil wildfremder Leute“ beeindruckt Jennifer Stoepke tief: „Das ist Wahnsinn. Wir sind dafür unendlich dankbar.“ Auch Jenny Dau, die Tonia seit der Kindheit nicht von der Seite weicht, beteuert im Pressegespräch mehrfach: „Mit so etwas haben wir niemals gerechnet.“ Ihrer Freundin, die seit kurzem als Integrationshelferin in einer Kita arbeite, und ihrem Lebensgefährten, Arbeiter bei einem Automobilzulieferer, werde das sicher sehr helfen. „Die möchten gern weiter in der Wohnung an der Saarner Straße leben. Da hängt ihr Herz dran. Aber es wird teuer, alles wiederaufzubauen.“
Die Kriminalpolizei ist weiter vor Ort und ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung
Was das verhängnisvolle Feuer ausgelöst hat, ist indes nach wie vor fraglich, teilte Polizeisprecher Matthias Werk am Freitag auf Nachfrage mit. „Die Kriminalpolizei ist weiter vor Ort und ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung.“ Laut Werk ist es gut möglich, dass bei der Aufklärung noch spezielle Brandsachverständige zu Rate gezogen werden. Die Wohnung sei jedenfalls bis auf Weiteres nicht nutzbar.
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