Mülheim. Ein halbes Jahr lang hat das Balkonkraftwerk Strom von der Sonne über Mülheim geerntet. Wie hoch war der Ertrag, und wo lagen die Schattenseiten?
Lohnt sich ein Balkonkraftwerk in Mülheim? Seit dem vergangenen September liegen die Panels zum Sonnenstromfarmen jedenfalls auf dem Dach unseres Gartenhauses. Für die Installation brauchte es die nachbarliche Hilfe, Hirnschmalz, Schweiß und eine Menge „Räuberscheiße“ - doch haben sich die Anstrengungen gelohnt? Die Zwischenbilanz kann sich zumindest sehen lassen.
Denn nachdem wir die Montage hinter uns hatten, ging der Rest unkompliziert: Stecker vom Wechselrichter in die normale Schukosteckdose, diesen mit dem eigenen WLAN verbinden. Und der Strom fließt. Das Ablesen des Ertrags ist denkbar einfach per App möglich. Alle paar Minuten kann man genau sehen, was gerade vom Wechselrichter von Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt wird.
Nachbars Fichte „klaut“ mir Strom
Gut startete der September 2023 mit 39,44 Kilowattstunden (kW/h) im Monat, wenn man berücksichtigt, dass erst ab dem 9. September gemessen wurde und die Panels wegen der Dachneigung Richtung Osten gerichtet sind. Nach Süden hin könnte man sicher noch ein Viertel mehr erreichen. Zudem macht eine Fichte des Nachbarn ab 15 Uhr vorübergehend einen Strich durch die Ernte, obwohl der Baum gut 20 Meter entfernt liegt - doch im Herbst steht die Sonne eben niedrig.
Und doch macht das immerhin 1,79 Kilowattstunden pro Tag aus, und bliebe es dabei, hätte man im Jahr satte 653,35 Kilowattstunden Sonnenenergie geerntet. Das entspricht etwa 20 Prozent eines durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushalts (2000 bis 3500 kW/h). Wenn es da nicht eine Spaßbremse gäbe: den Winter.
Im Oktober konnte man über 35,33 Kilowattstunden noch zufrieden sein. Auf traurige Talfahrt ging es erst danach von November (10,54 kW/h) zum verregneten Dezember (4,51 kW/h). Erst im Februar meldete die App mit 16,35 kW/h wieder zweistellige Werte. Und sogar der wechselhafte März strahlte mit 40,74 Kilowattstunden wieder zufriedenstellend auf das Gartenhäuschen.
Die fetten Sonnenmonate kommen noch
Insgesamt hat das Balkonkraftwerk in sieben Monaten Sonnenenergie in 153,76 Kilowattstunden Strom umgewandelt. Natürlich nur tagsüber. Die tägliche Grundlast im Haushalt - der Kühlschrank und andere Verbraucher, die etwa im Standby sind - ist an den meisten Tagen zumindest mehr als abgedeckt. Wer aber etwa in Homeoffice arbeitet oder klug das Wäschewaschen oder Laden seines E-Autos plant, kann noch mehr davon profitieren. Ansonsten geht der Rest für den Eigenverbrauch verloren.
Hätte ich die Summe beim Stromanbieter für 34 Cent kaufen müssen, wären dafür rund 52 Euro fällig gewesen. Ich bin bisher also zufrieden und die fetten Sonnen-Monate kommen ja noch, wie bereits der vergangene April mit allein 56,89 Kilowattstunden angedeutet hat.
So viel Strom und CO₂ sparte das Balkonkraftwerk
Ein Blick in die Kristallkugel sagt mir, dass ich bis September bei etwa 400 Kilowattstunden landen werde. In einem Jahr hat das Balkonkraftwerk damit rund 136 Euro erwirtschaftet - wenn ich den Ertrag komplett selbst verbrauchen könnte. Doch selbst, wenn ich nur den Großteil nutzen könnte: Bei Anschaffungskosten von rund 600 Euro hätte das Balkonkraftwerk diese nach spätestens sechs Jahren eingespielt. Angesichts einer möglichen Haltbarkeit von 20 Jahren für mich ein gutes Ergebnis.
Und die Klimabilanz? Das Umweltbundesamt ging beim Strommix für das Jahr 2022 von 498 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde erzeugtem Strom aus. Dagegen allerdings muss man auch den CO₂-Fußabdruck rechnen, den ein Panel hinterlässt. Nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) beträgt er zwischen 30 und 60 Gramm pro Kilowattstunde. Ob selbst verbraucht oder nicht, habe ich damit rund 67 Kilogramm CO₂ in diesem halben Jahr gespart.
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