Am Niederrhein. Die Volksbank Niederrhein blickt mit Sorge auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Wie sah das vergangene Jahr aus? Die Bilanz überrascht.
Der Wirtschaft in Deutschland geht es schlecht, die Lage ist besorgniserregend: Das betonte Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein. Wie jedes Jahr lud die Bank zum Bilanzgespräch in ihren Hauptsitz in Alpen. Und wie jedes Jahr ließ es sich Lohmann nicht nehmen, neben der Entwicklung der Volksbank auch die Entwicklungen weit über den Niederrhein hinaus in den Fokus zu nehmen. „Müsste ich die Jahre 2024 und 2025 mit einem Titel überschreiben, dann wäre das: In Deutschland wächst alles, außer die Wirtschaft“, erklärte er.
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Und trotzdem: Die Volksbank Niederrhein kann mit Blick auf das vergangene Geschäftsjahr ein überaus positives Fazit ziehen. Das belegen Zuwächse in fast allen Bereichen. Teilweise sprach Lohmann von „sensationellen Zahlen“. So konnte das Geschäftsvolumen bis Ende 2024 auf 4,95 Milliarden Euro gesteigert werden, ein Zuwachs von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Kundeneinlagen stiegen auf 1,73 Milliarden Euro (+ 8,4 Prozent), das Kundenkreditgeschäft auf 1,78 Milliarden Euro (+ 10,1 Prozent) und die Provisionserträge auf 15,61 Millionen Euro, ein Plus von 3,3 Prozent. Unterm Strich verkündete Lohmann einen Bilanzgewinn von 3,67 Millionen Euro. Die Gewinnsumme stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent an – „ein tolles Ergebnis“, hob der Vorstandsvorsitzende hervor.
Volksbank Niederrhein: Mitgliederzahl knackt die 25.000
Auch bei der Dividende kann Lohmann frohlocken: Die Mitglieder der Genossenschaftsbank werden mit einer Dividende von 5 Prozent beteiligt. Steigerungen gibt es auch bei der Zahl der Mitglieder. So konnte die Volksbank 2024 das 25.000. Mitglied begrüßen, zum Jahresende waren es 25.266. Und auch die Zahl der Mitarbeitenden ist gestiegen: Waren es 2023 noch 261, sind es bis Ende 2024 insgesamt 270 gewesen. „Die Verwaltungs- und Personalkosten sind ebenfalls gestiegen“, betonte Lohmann. Ersteres liege vor allem an den hohen Kosten für die IT, auf die die Volksbank selbst keinen Einfluss nehmen kann. 2023 hatte die Bank Verwaltungskosten in Höhe von 10,58 Millionen Euro, vergangenes Jahr waren es dann 11,27 Millionen, ein Plus von 6,6 Prozent.
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Trotz der positiven Bilanz blicken Lohmann und sein Team mit Sorge auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland. „Die Debatten, die man dazu im Bundestag hört, sind befremdlich“, betonte er. „Viel Politik-Talk, wenig Handeln.“ Der Vorstandsvorsitzende wählte drastische Worte für seine Einschätzung: „So schlecht habe ich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft noch nie wahrgenommen.“ Lohmann blickte auf zahlreiche Unternehmen zurück, die im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden mussten. „Ich gehe davon aus, dass es 2025 noch mehr werden.“
Guido Lohmann kritisiert wachsende Bürokratie
Die Erwartungen, die die Bürgerinnen und Bürger an die neue Bundesregierung haben, seien aufgrund der „strukturellen Krise“ enorm hoch, erklärte Lohmann weiter. So hoch, dass die zukünftige Regierung sie nicht erfüllen werden kann, schätzt er. Zudem würden Unternehmen in Deutschland nicht mehr im großen Stil investieren, ein Trend, der seit 2021 „massiv“ ansteige. Und: „Die angestrebte Energiewende hat in die falsche Richtung geführt.“ Die Energiewende sei nötig, betont Lohmann. Aber: Es wäre besser, sie durch Anreize statt durch Verbote voranzutreiben.
„Die angestrebte Energiewende hat in die falsche Richtung geführt.“
Scharfe Kritik übte Lohmann auch an der immer mehr zunehmenden Bürokratie. So seien in den vergangenen fünf Jahren allein 13.000 neue EU-Gesetze hinzugekommen. „Das belastet die Unternehmen extrem.“ Auch aus persönlichen Gesprächen mit Geschäftstreibenden hätte der Vorstandsvorsitzende diese Sorgen gespiegelt bekommen. „Bürokratie kostet Geld, aber vor allem persönliche Kraft.“
Volksbank Niederrhein hat mehr als 221.0000 Kundenwünsche bearbeitet
Eine schlechte Wirtschaftslage auf der einen Seite, erfolgreiche Ergebnisse der Volksbank auf der anderen: Wie passt das zusammen? Lohmann sieht den Erfolg vor allem in der Arbeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Es ist sensationell, wie die sich für die Kundinnen und Kunden einsetzen“, lobte er. Im vergangenen Jahr hat das Service-Center der Volksbank 221.300 Kundenwünsche bearbeitet, rund 2360-mal beim Online-Banking geholfen. Mehr als 6000 Chat-Anfragen wurden zudem bearbeitet, außerdem 8500 Terminvereinbarungen geregelt. Lohmann: „Die Früchte, die wir seit Jahren säen, können jetzt geerntet werden.“
Gesellschaftliches Engagement
Der Volksbank Niederrhein liegt auch nach wie vor das gesellschaftliche und soziale Engagement in der Region am Herzen. So floss auch 2024 Geld in zahlreiche Projekte: Vom Karneval in Neukirchen-Vluyn, über Kinder-Kulturangebote in Kamp-Lintfort bis hin zum Tierschutz. „Das wird auch in Zukunft so bleiben“, betonte Vorstandsvorsitzender Guido Lohmann.