Am Niederrhein. Die Volksbank Niederrhein verkündet Rekordwerte für das Geschäftsjahr 2023. In vielen anderen Bereichen kriselt es jedoch. Die Details.
Krieg in der Ukraine, Inflation, Energiekrise: Das Jahr 2023 stand ganz im Zeichen der Krisen. Das globale Geschehen hat auch Auswirkungen auf die Lagen vor Ort. Das ist bei der Volksbank Niederrhein nicht anders. Und dennoch: trotz aller wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen sprach Vorstandsvorsitzender Guido Lohmann bei der jüngsten Jahresbilanz am Freitag in Alpen von einem „Kracherjahr“.
Im vergangenen Jahr sei es gelungen, das Geschäftsvolumen auf 4,6 Milliarden Euro zu steigern, ein Sprung von mehr als 5 Prozent. Neuer Rekordwert. „Da sind wir sehr stolz drauf“, sagte Lohmann. Erfolge verkündet die Volksbank auch in anderen Bereichen. So konnte sie entgegen dem bundesweiten Trend auch bei den Spareinlagen deutlich zulegen (rund 5 Prozent), zudem konnte der Provisionsüberschuss weiter ausgebaut werden (rund 1 Prozent). Der Bilanzgewinn beläuft sich auf 3,5 Millionen Euro, ein Zuwachs von 5 Prozent. Für Mitglieder schlägt die Genossenschaftsbank mit Blick auf das erfolgreiche Jahr der Vertreterversammlung eine Sonderdividendenzahlung vor. Mit 4 Prozent habe man zuvor gerechnet, nun sind es 5 Prozent. „Mit einer Dividende von 5 Prozent beteiligen wir im Sinne unserer genossenschaftlichen Grundüberzeugung unsere Mitglieder“, so Lohmann.
Volksbank Niederrhein verzeichnet rund 2100 neue Mitglieder
Die sind im vergangenen Jahr merklich angestiegen. 24.158 sind es, rund 2100 neue Mitglieder (6,4 Prozent) konnte die Volksbank gewinnen. Stolz ist Vorstand Lohmann auch auf seine 261 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zahl ist mit Blick auf die vergangenen Jahre konstant geblieben. „Wir haben auch nicht vor, da abzubauen“, sagte Lohmann am Freitag. Gründe für den Erfolg sieht der Vorstandsvorsitzende unter anderem auch beim Service-Center. „Da sitzen bei uns Bankkaufleute“, erklärte er. Fast 235.000 Kundenwünsche konnte das Team hier 2023 bearbeiten, dazu fast 4500 Chat-Anfragen sowie rund 10.500 Terminvereinbarungen. „Eine starke Leistung.“
Mit den Ergebnissen knüpft die Volksbank Niederrhein an die Erfolge der vergangenen Jahre an. Trotz aller Widrigkeiten. Guido Lohmann nutzt das Bilanzgespräch wie üblich auch für den Blick über die Grenzen des Niederrheins hinaus – und positioniert sich bei gesellschaftlichen Themen mit einer klaren Haltung. So sei die Tatsache, dass Scholz in den USA dafür warb, der Ukraine zu helfen, richtig. Dass die AfD den Ausstieg Deutschlands aus der Europäischen Union fordere, sei „gesellschaftlicher und politischer Selbstmord“. Auch mit Blick auf die Demonstrationen gegen rechts, an denen er selbst teilnahm, sagt Lohmann voller Überzeugung: „Es darf nicht sein, dass wir uns diesen Extremisten beugen.“
Volksbank Niederrhein: Zu viel Bürokratie in der Kritik
Schwierigkeiten in der Welt spiegeln sich auch immer vor der eigenen Haustüre wider. „Die Weltwirtschaft hat immer Auswirkungen auf die Situation vor Ort.“ Firmen klagen über eine katastrophale Auftragslage, Bürokratie und Fachkräftemangel verstärken die Probleme vieler Betriebe. Lohmann: „Da sagt dann ein Handwerker, dass er erstmal drei Stunden Formulare ausfüllen muss.“ Bereiche, die besonders hart von der Lage betroffen sind, sieht die Volksbank Niederrhein vor allem in der Fahrzeugbau-, Bau- und Handwerkerbranche.
Auch beim Wohnungsbau beobachtet Guido Lohmann akute Probleme. „Die Auftragsbücher sind leer. Ich rechne mit weniger als 200.000 neuen Wohnungen in 2024.“ Steigende Mietpreise seien die logische Konsequenz. Mit Blick auf das laufende Jahr sieht er weitere Herausforderungen, wie eine unverändert schwierige wirtschaftliche Lage, kein Wachstum, kaum Investitionen. „Ich denke, auch wir werden moderat wachsen, vielleicht 1 bis 2 Prozent“, sagt Lohmann. Vermutlich kein weiteres Rekordjahr, der Wachstum sei aber das große Ziel. „Das muss unser Anspruch sein.“