Moers. Continental kündigt mehrere Werkschließungen an, unter anderem in Moers. Wie viele Arbeitsplätze wegfallen und von wem es scharfe Kritik gibt.
Angesichts der Krise der Autoindustrie plant Continental bei seiner Kunststofftechniksparte „Contitech“ Werksschließungen in vier Bundesländern. Insgesamt sind rund 580 Arbeitsplätze betroffen, wie das Unternehmen mitteilte. Geplant ist die Einstellung der Produktion in Bad Blankenburg (Thüringen), Stolzenau (Niedersachsen) und Moers sowie die Einstellung des Werkzeugbaus am Doppelstandort Frohburg und Geithain (Sachsen).
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Zudem sollen die Aktivitäten des künftig eigenständigen Geschäftsfeldes Original Equipment Solutions (OESL) am Standort Hamburg verkleinert werden. Im Zuge der geplanten Verselbstständigung des Continental-Unternehmensbereichs Automotive soll außerdem eine Produktionslinie vom Contitech-Standort in Hannover an einen Automotive-Standort verlagert werden.
Werksschließung in Moers: Produkt soll aus dem Portfolio genommen werden
„Mit den geplanten Maßnahmen reagieren wir auf eine veränderte Marktsituation, die in einigen Kundenbranchen von starken und anhaltenden Nachfragerückgängen geprägt ist“, sagte Continental-Vorstandsmitglied Philip Nelles. „Insbesondere die Entwicklungen in der Automobilwirtschaft und beim Braunkohleabbau in Europa stellen uns vor Herausforderungen.“
Ziel sei es, die geplanten Maßnahmen so sozialverantwortlich wie möglich zu gestalten und möglichst vielen Beschäftigten einen Wechsel in andere Unternehmensteile zu ermöglichen, sagte Nelles.
„Mit den geplanten Maßnahmen reagieren wir auf eine veränderte Marktsituation, die in einigen Kundenbranchen von starken und anhaltenden Nachfragerückgängen geprägt ist.“
Von der geplanten Schließung des Standortes Moers seien alle 47 Arbeitsplätze betroffen, teilt Continental mit. Der Standort leide unter einem anhaltend rückläufigen Geschäft mit Spezialgurten. „Bei diesen Spezialgurten handelt es sich um ein Nischenprodukt, das weder von einem anderen Standort noch einer anderen Region übernommen werden kann“, heißt es. Deshalb habe sich Contitech dazu entschlossen, dieses Produkt aus seinem Portfolio zu nehmen.
Continental möchte Werk auch in Moers schließen: Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft
Heftige Kritik für die Pläne des Konzerns gab es vom Continental-Gesamtbetriebsrat Rubber und der Chemie-Gewerkschaft IGBCE. „Wir sind zutiefst betroffen und bestürzt“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Matthias Tote. Er forderte ein finanziell starkes Auffangnetz für seine Kolleginnen und Kollegen, die zum Teil in strukturschwachen Regionen arbeiteten.
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IGBCE-Konzernbetreuer Michael Linnartz sagte, Continental taumele seit Jahren von einer Restrukturierung zur nächsten. Die Belegschaften hätten immer wieder Zugeständnisse machen müssen. „Und trotzdem biegt der Konzern alle paar Monate mit neuen Streichplänen um die Ecke. Das ist hilflos, destruktiv und demotivierend“, sagte Linnartz.
Werksschließung in Moers: Scharfe Kritik von Jan Dieren und René Schneider
Kritik an den Plänen kommt auch von den SPD-Politikern Jan Dieren (Bundestagsabgeordneter für Moers) sowie René Schneider (Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Wesel II). In einer gemeinsamen Mitteilung fordern sie Unterstützung für die Beschäftigten von Contitech. Schneider appelliert an das Unternehmen, die Forderungen des Gesamtbetriebsrats nach einem starken Auffangnetz für die Beschäftigten umzusetzen. „Die Beschäftigten müssen über ihren Betriebsrat jetzt in die Entwicklung von sozialverträglichen Lösungen eingebunden werden. Wo immer möglich, müssen die Betroffenen in gleichwertige Arbeitsverhältnisse vermittelt werden“, sagt der Abgeordnete für den Kreis Wesel: „Aber nicht für alle wird das eine realistische Option sein. Deshalb braucht es auch eine starke finanzielle Unterstützung der Betroffenen.“
„Die Beschäftigten müssen über ihren Betriebsrat jetzt in die Entwicklung von sozialverträglichen Lösungen eingebunden werden.“
Jan Dieren, in Berlin Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, kritisiert zudem, dass die Entscheidungen für eine Standortschließung über die Köpfe der Beschäftigten hinweg getroffen wurde: „Seit Jahren haben Betriebsräte und Beschäftigte gefordert, die jetzt betroffenen Standorte zukunftssicher aufzustellen. Dafür haben sie auch konkrete Vorschläge gemacht, die vom Management aber ignoriert wurden. Das zeigt einmal mehr: Die Beschäftigten wissen, was sie tun. In solche wichtigen Entscheidungen müssen diejenigen eingebunden sein, die den Laden in den Unternehmen und Betrieben wirklich am Laufen halten.“
Automobilbranche: Continental legte zuletzt trotz Krise zu
Im vergangenen November überraschte Continental mit einem deutlichen Gewinnanstieg. Trotz eines leicht rückläufigen Umsatzes stieg im dritten Quartal der Gewinn unter dem Strich auf 486 Millionen Euro und lag damit fast 63 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Sowohl in der von Branchenschwäche geprägten Autozulieferung als auch in der Reifensparte hatte der Konzern spürbar zulegen können.
Unternehmensangaben zufolge sind bei Contitech weltweit etwa 39.000 Menschen in 37 Ländern und Märkten beschäftigt. In Deutschland sind es demnach rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an über 22 Standorten. Die Sparte fokussiert sich auf die Entwicklungs- und Materialkompetenz für Produkte und Systeme aus Kautschuk, Kunststoff, Metall und Gewebe.