Kamp-Lintfort. Kamp-Lintfort wird für sein gutes und vor allem frühes Konzept zur Wärmeplanung gelobt. So sollen andere Städte von dem Modell profitieren.
Die Wärmewende ist spätestens seit dem Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes zum Jahresbeginn 2024 in aller Munde und sorgt vielerorts für Diskussionsbedarf. Sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Energieversorger und Kommunen sehen sich vielen Herausforderungen und Unsicherheiten ausgesetzt, denn das Gesetz sieht die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung bis 2026 ab 100.000 Einwohnern bzw. bis 2028 unter 100.000 Einwohnern vor.
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Um sich über Umsetzungswege, den Umgang mit Herausforderungen und technologisch sinnvolle Lösungen im Zusammenhang mit der Wärmeplanung auszutauschen, veranstaltet der Deutsche Städte- und Gemeindebund gemeinsam mit dem Energiedienstleister Westenergie AG drei Regionalkonferenzen, zu denen Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen eingeladen sind. Der Auftakt fand am Montag in den Räumlichkeiten des Schirrhofs in Kamp-Lintfort statt.
Kamp-Lintfort veröffentliche Wärmeplanung als erste Kommune in NRW
Kamp-Lintfort gilt mit Blick auf die Wärmeplanung als Vorreiter. Bereits im Juni dieses Jahres veröffentlichte die Hochschulstadt ihren Wärmeplan als erste Kommune Nordrhein-Westfalens. Angesichts dessen stellte Axel Witzke, Leiter der Stabstelle Klimaschutz und Klimafolgenanpassung der Stadt Kamp-Lintfort, zunächst den Prozess der Kamp-Lintforter Wärmeplanung samt eingebundener Akteure, Zeitplan der Förderungsanträge und Ergebnissen der Analysen des Stadtgebiets vor.
„Wichtig sind die Transparenz und die Bürgerbeteiligung“, hob er in seinem Impulsvortrag hervor. Dazu bestehe für Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich zur Individualberatung an die Stadtwerke, die Verbraucherzentrale oder die Klimaschutzstelle der Stadt zu wenden. Außerdem halte er es für wichtig, die Wärmeplanung nicht zu kurzfristig anzusetzen. In Kamp-Lintfort hat man den Ausbau des Fernwärmenetzes beispielsweise auf das Zieljahr 2040 ausgerichtet. „Lieber etwas mehr Zeit einplanen als zu wenig“, so Witzke.
Kommunale Wärmeplanung in Kamp-Linftort: Digitaler Zwilling half bei Erstellung
Zur Erstellung des Wärmeplans arbeitete die Stadt Kamp-Lintfort eng mit der Westenergie AG und deren Tochterunternehmen digikoo zusammen, mit deren Hilfe ein sogenannter digitaler Zwilling der Stadt erstellt werden konnte, der Modellierungen der Wärmeversorgung ermöglichte. Catharina Friedrich, Geschäftsführerin von digikoo, stellte den Anwesenden die Möglichkeiten durch den Einsatz eines digitalen Zwillings in einem weiteren Impuls vor. Ihre Erkenntnis aus Projekten in ganz Deutschland: „Szenariobasiertes Planen hilft bei der Objektivierung und Entscheidungsfindung für erste Schritte.“
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Anschließend an die Impulsvorträge widmeten sich sechs Vertreter von sich mit Energie- und Wärmewende befassender Unternehmen und Ämter unter Moderation von Timm Fuchs vom Deutschen Städte- und Gemeindebund den Fragen: „Was sind die Erfolgsfaktoren von Kamp-Lintfort, wie können weitere Kommunen jetzt daraus profitieren und wie gelingt es, das Tempo bei der Umsetzung zu erhöhen?“. Rudolf Graaf vom Städte- und Gemeindebund NRW sieht die größten Herausforderungen in der finanziellen Förderung sowie der Umsetzung. Bund und Land schreibt er die Aufgabe zu, den Energieversorgern und Stadtwerken finanzielle Sicherheit zu bieten
Bürgermeister war Treiber der kommunalen Wärmeplanung in Kamp-Lintfort
Ein weiterer Aspekt, über den Einigkeit herrschte: Kommunen müssen das Rad nicht gänzlich neu erfinden. Zwar gebe es regionale Besonderheiten, die in die jeweilige kommunale Wärmeplanung einfließen müssten. Es müsse jedoch keine Kommune ihre Wärmeplanung allein angehen, so Carsten Petersdorff von NRW.Energy4Climate, der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz, die bei der Umsetzung von Maßnahmen für Klimaschutz und Energiewende Unterstützung bietet. Des Weiteren sei die Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltung und Politik ein wichtiger Schalthebel, um Akzeptanz zu schaffen und Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen.
„Der Beschleunigungsgeber bei uns ist eben der Bürgermeister gewesen“, stellte Witzke im Rückbezug auf das Paradebeispiel Kamp-Lintforts fest. Den kommunalen Vertreterinnen und Vertretern im Publikum gab er für die Wärmeplanung mit auf den Weg: „Was den Prozess beschleunigt: Die frühzeitige Beschaffung von Informationen und kurze Arbeits- und Kommunikationswege“. In Kamp-Lintfort seien diese durch die Einrichtung der städtischen Stabstelle für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung und die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken gegeben gewesen.