Moers. Kein Personal, kein Platz. Trotz Herausforderungen besteht der Kindergarten St. Martin in Moers-Repelen seit 70 Jahren. Was ihn besonders macht.

Früher war sie selbst als Kind im Kindergarten St. Martin, heute ist sie die Leiterin: Sarah Brand übernahm im April 2024 die Verantwortung und Leitung der katholisch integrativen Kindertagesstätte in Moers-Repelen und prägt somit ein ganz besonderes Jahr der Einrichtung. 2024 feiert der Kindergarten St. Martin sein 70-jähriges Bestehen. Im kleinen Kreis mit Eltern feierten sie das Jubiläum, das Sommerfest im nächsten Jahr wird dann am 27. Juni groß gefeiert. Was seitdem passiert ist, sich verändert hat und für die Zukunft geplant ist.

Die Anfänge in Moers

Vor 70 Jahren, genauer gesagt am 3. September 1954, wurde der Kindergarten St. Martin unter der Leitung von „Fräulein“ Deutsch gegründet. „Ja, damals hieß das noch Fräulein“, scherzt Leiterin Brand. Mit 90 Kindern und zwei Gruppen startete die Einrichtung groß. Bereits fünf Jahre später eröffnete eine dritte Gruppe. Heute ist der Kindergarten viergruppig aufgebaut und betreut 76 Kinder – zwei Gruppen mit integrativem Konzept, zwei altersgemischte Gruppen für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren.

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Meilensteine des Kindergartens in Moers-Repelen

Von 1974 bis 2016 übernahm Johanna Scheffler die leitende Position des Kindergartens St. Martin – und prägte die Entwicklung 42 Jahre lang maßgeblich. Unter ihrer Leitung wurden zwei Meilensteine des Kindergartens gesetzt: Die integrativen Gruppen und die U3-Gruppen. Schon seit 1998 betreut die Einrichtung Kinder mit Beeinträchtigungen verschiedenen Grades. Seit 2006 kommen Kinder gemischten Alters in zwei Gruppen zusammen. Sowohl für die neue Leiterin Sarah Brand als auch für ihre Stellvertreterin Claudia Voßler sind das die Meilensteine in der Historie des Kindergarten St. Martin. „Sie war das Herz des Kindergarten St. Martin“, betonen sie. 

Für Sarah Brand, Leiterin der Kindertagesstätte St. Martin in Moers-Repelen, ist der Zusammenhalt ihres Teams das Wichtigste.
Für Sarah Brand, Leiterin der Kindertagesstätte St. Martin in Moers-Repelen, ist der Zusammenhalt ihres Teams das Wichtigste. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Um das möglich zu machen und den sich verändernden Anforderungen von Kind, Eltern und Kinderschutzgesetz gerecht zu werden, waren über die Jahre hinweg viele Umbauten und Erweiterungen nötig. Das ging natürlich nicht an den Kindern vorbei. „Kinder sind die empathischsten Wesen, die es gibt. Und so ein Umbau bedeutet auch immer Einschränkung.“

„Ohne das Team wären wir nicht da, wo wir sind.“

Mit der Verabschiedung Schefflers als Leiterin ging auch die langjährige Beständigkeit des Kindergartens. Zusammen mit dem spürbaren Personalmangel sei das eine schwere Zeit gewesen, und ist es immer noch. Sarah Brand übernahm die Leitung mit vielen Herausforderungen. Immer mehr Elternteile arbeiten in Vollzeit. Der Betreuungsumfang steigt. Seit Jahren kämpft der Kindergarten mit Überbelegung. „Die Kinder merken nicht, dass ein bis zwei Kinder mehr in der Gruppe sind, gleichzeitig wollen wir für jedes Kind da sein. Und dafür brauchen wir ein bis zwei Körner mehr Kraft.“

All das könne sie als frische Leiterin nur durch den Zusammenhalt ihres familiären Teams schaffen. „Die schwierigen Zeiten, die man gemeinsam meistert, haben das Team gestärkt. Und darauf bin ich stolz.“

Elternbereitschaft in Moers ist riesig

Die Elternbereitschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der langjährigen Erfolgsgeschichte des Kindergarten St. Martin. „Ohne die Eltern hätten wir all das gar nicht erreichen können.“ Durch ihr Engagement für kleine Bauprojekte, wie der Niedrigseilgarten im Außenbereich, oder ihr Entgegenkommen in Zeiten des Personalmangels senken sie nicht nur Kosten, sondern tragen auch zum Fortbestand des Kindergartens bei. „Primär stehen die Kinder im Vordergrund, gleichzeitig wollen wir aber auch die Eltern ins Boot holen.“ So bleibt Brand den Eltern gegenüber immer transparent, auch in schwierigen Phasen.

Die vielen Umbauten der vergangenen Jahre machen den Kindergarten in Moers zu dem, was er heute ist.
Die vielen Umbauten der vergangenen Jahre machen den Kindergarten in Moers zu dem, was er heute ist. © Kindergarten St. Martin | Kindergarten St. Martin

Die kleine Familie St. Martin in Moers-Repelen

Brands Ziel war es immer, die leitende Position übernehmen zu dürfen. Weniger Kontakt zu den Kindern habe sie dadurch aber nicht. „Ich frühstücke mit den Kindern, weil ich die Gruppennähe brauche. Meine Tür ist offen. Manchmal sitzen die Kinder mit mir zusammen am Schreibtisch.“ Auch zu Johanna Scheffler hat die neue Leiterin immer noch Kontakt.

Die Gemeinschaft ist deutlich spürbar. Denn: Nicht nur der Kindergarten feiert dieses Jahr Jubiläum, sondern auch andere Kolleginnen und Kollegen, die seit Jahrzehnten die Kindertagesstätte mitgestalten und prägen. Das macht sowohl Sarah Brand als auch Claudia Voßler stolz.

Kita-Zukunft in Moers

An erster Stelle stehe, eine eigene Routine und Beständigkeit aufzubauen. Zusätzlich hat Brand im Juni den Förderverein Kita St. Martin Moers e.V. ins Leben gerufen, um eine eigene Küche im Haus zu finanzieren. In Zukunft möchte die neue Leitung auch den Seniorennachmittag mit Gesang der Kinder wieder einführen, um generationsübergreifende Gemeinschaft herzustellen. Denn laut ihr liegt zwischen Jung und Alt gar nicht so viel, „nur das Alter“ macht den Unterschied.

Auch 20. und 50. Jubiläum

Am 8. November gibt es noch zwei weitere Jubiläen im Kindergarten St. Martin zu feiern: Die Familie Brandhoff gründete vor 50 Jahren den Martinsumzug der Kindertagesstätte und Sohn Sebastian Brandhoff wird zum 20. Mal in diesem Jahr als Reiter den Umzug begleiten.

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