Moers. Die Zwillinge Maria und Josef besuchen eine Kita mit Sprach-Förderung. Für ihre syrische Mutter ein Segen. Doch wie funktioniert der Kita-Alltag?

„Damit fühlen sich die Kinder sicherer in ihrer Kita-Umgebung“, sagt Moerserin Reem Faraj und befürwortet das Sprach-Kita-Programm des Landes NRW. Die Syrerinwohnt mit ihrer Familie seit mehr als acht Jahren in Moers. Ihre Zwillinge, Maria und Josef, besuchen die Kindertageseinrichtung an der Kreuze Straße. Zwar gehört die Einrichtung nicht zu den offiziellen Sprachkita-Einrichtungen, aber Reem ist davon überzeugt, dass je früher die Kinder die deutsche Sprache lernen, desto schneller werden sie sich in die Gesellschaft integrieren.

Das Bundesfamilienministerium hat das Modellprogramm „Sprach-Kitas“ im Jahr 2016 ins Leben gerufen. Das Programm richtet sich an Kitas, in denen viele Kinder mit sprachlichen Problemen betreut werden. Die Kita-Teams erhalten zusätzliche Fachkräfte für die sprachliche Bildung sowie Hilfe von Fachberatungsstellen. „Das Bundesprogramm Sprach-Kitas fokussiert sich auf die alltagsintegrierte Sprachbildung, Unterstützung der Fachkräfte sowie die Zusammenarbeit mit Eltern und Familien. Diese Bereiche kommen allen Kindern und Familien zugute, nicht nur Kindern ohne Deutsch als Familiensprache“, so Michael Kuhl, Pressesprecher FRÖBEL-Kindergarten Marie Curie in Moers.

Sprach-Kitas helfen Kindern in Moers bei der Integration

Den FRÖBEL-Kindergarten Marie Curie besuchen aktuell 28 von insgesamt 75 Kindern, die mehrsprachig aufwachsen. Für Kuhl sei die Besonderheit der Sprach-Kitas die Arbeit von Fachkräften, die die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas bei ihrer Arbeit unterstützen.

PlusKITAs in Moers

Nach Angaben der Stadt Moers gehören sieben der insgesamt 17 Kindertageseinrichtungen den sogenannten plusKITA-Einrichtungen. „Die plusKITA wird vom Gesetzesgeber als Kindertageseinrichtung mit einem hohen Anteil von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf des Bildungsprozesses, insbesondere mit sprachlichem Förderbedarf“ (KiBiz § 44 Abs. 1) definiert. Das zusätzliche pädagogische Personal ist somit schwerpunktmäßig für die Sprachförderung und die Elternarbeit zuständig“, so Pressesprecher Klaus Janczyk.

Im Rahmen der plusKITA gibt es zudem spezielle Projekte, in denen Eltern und Kinder unter der Betreuung von geschulten Fachkräften zusammenarbeiten und so Sprachförderung nicht nur in der Kita, sondern auch Zuhause stattfindet. „Die plusKITA-Kräfte unterstützen aber auch bei der alltagsintegrierten Sprachförderung in der Gruppe, so werden alle Kinder gefördert, nicht nur diejenigen mit Migrationshintergrund. Als weiterer Vorteil sieht eine andere städtische Einrichtung die Kleingruppenangebote, in denen die Kinder voneinander lernen und sich untereinander fördern“, teilt Janczyk mit.

In der Praxis ist das Sprach-Kita-Programm eine Erleichterung: Das Modellprogramm könnte für Kinder aus Familien mit Migrationshintergrundeine gute Chance sein, neben ihrer Muttersprache, auch Deutsch als Zweitsprache zu lernen. „Das Sprach-Kita-Programm ermöglicht Bildungsangebote in Kitas, die einen besonders hohen Anteil von Kindern mit Sprachförderbedarf aufweisen“, so Kuhl.

NRW setzt die Förderung der Sprach-Kitas bis 2026 fort

Gefördert war das Sprach-Kita-Programm bis Mitte 2023 vom Bundesfamilienministerium. Doch die NRW-Landesregierung setzt sich für die Förderung von „Sprach-Kitas“ ein. Bis 2026 sollen jährlich rund 38 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Das hat das Land am Mittwoch, 20. Dezember 2023, bekannt gegeben. „Damit hält sie ihr Versprechen, eine langfristig angelegte finanzielle Unterstützung zu ermöglichen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landes.

Für jede „Sprach-Kita“ stellt das Programm eine zusätzliche halbe Fachkraftstelle zur Verfügung. „Einige große Einrichtungen erhalten zwei halbe Fachkraftstellen. Auch die Förderung der prozessbegleitenden Fachberatung wird mit 93 halben Stellen fortgesetzt und so die Verbundstruktur als eins der herausragenden Merkmale der Sprach-Kitas erhalten“, so die NRW-Landesregierung.

Michael Kuhl freut sich über die Fortsetzung der Förderung. Denn der Beschluss ermöglicht es den Trägern, das vormalige Bundesprogramm der Sprach-Kitas auch nach der halbjährigen Überbrückungszeit in NRW weiterzuführen. „Damit bleibt das über Jahre entwickelte Knowhow in den Sprach-Kitas enthalten und die wichtigen Bildungsangebote für Kinder mit Sprachförderbedarfen sind gesichert. Dadurch können unsere zusätzlichen Sprachfachkräfte auch weiterhin im Rahmen des Sprach-Kita-Programms tätig sein.“