Moers. Das Samstagsprogramm beim Comedy-Arts-Festival 2024 war umfangreich. Leo Bassi feierte sein 40-jähriges Moers-Jubiläum. So kamen die Auftritte an.

Der Mix macht‘s. Das 48. Comedy-Arts-Festival für Humorkunst, es bot am Samstag in der Enni-Eventhalle auch beißenden Humor, der in diesen politisch wirren Rechtsruck-Zeiten seine bittere Daseinsberechtigung hat. Aber schließlich gehen die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht nach Hause. Einen Abend lang alle Alltagsprobleme beiseite schieben und beste Unterhaltung genießen – das ist ein Stück pure Lebensfreude.

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Leo Bassi allerdings, 1952 in New York City geboren und in einer italienisch-französischen Zirkusfamilie aufgewachsen, rüttelt das Publikum kräftig auf. Er steht seit Jahren nicht als Clown, sondern als Narr auf der Bühne, der den Mut hat, den Menschen die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern, dass einem das Lachen vergeht. In Moers ist er kein Unbekannter. Der „gefährlichste Clown der Welt“, dessen Waffe gegen Faschismus der Humor ist, feiert an diesem Samstag sein 40-jähriges Moers-Jubiläum.

Leo Bassi in Moers: „Ich bin Mussolini“

„Ich bin Mussolini. Ich bin wieder da“, ruft Bassi dem Publikum zu. Überall ist in Großbuchstaben „DUCE“, also Führer zu lesen, der als Faschist und Diktator Italien bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ins Verderben führte. Schwere Kost an einem leichten Abend. Auf einer riesigen Leinwand läuft ein Film ab mit dem, was damals ablief. Damals – keine 80 Jahre ist es erst her. Es gab politisch nur eine Richtung: nach rechts. Bassi setzt sich eine Mütze auf - mit einem riesigen roten Pfeil darauf. Dieser Pfeil wackelt bei jedem Schritt hin und her. Eine aberwitzig komische Situation, die völlig im Gegensatz zum Inhalt seiner Worte steht.

Der Auftritt von Leo Bassi in Moers sorgte für Begeisterung.
Der Auftritt von Leo Bassi in Moers sorgte für Begeisterung. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Er trägt Uniform, den rechten Arm stramm nach vorne oben gestreckt. Zum Hitlergruß erhoben. Immer dem Führer hinterher, direkt ins Verderben. Das war damals. Und nur einen Wimpernschlag weiter in der Geschichte steht Deutschland offenbar wieder am Scheidepunkt. Dann setzt sich der Narr eine Mütze auf, mit vielen Pfeilen in alle möglichen Richtungen. Wohin geht’s in Deutschland? Geht‘s noch?

Leo Bassi beim Comedy-Arts in Moers: Manche Gäste waren überfordert

Am Ende seiner fast einstündigen Vorstellung, die ausschließlich auf englisch gehalten ist, steht „Hopefully...“ auf der Leinwand. Hoffnungsvoll. Dazu ertönt das bekannte Lied „Bella ciao“, das sich in der Version der italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg zu einer Hymne der antifaschistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegung entwickelte.

Mit dem politisch wachrüttelnden Auftritt überfordert er vor allem diejenigen, die in der Fremdsprache nicht folgen können. Andrea und Frank aus Duisburg aber sind eigens wegen des Auftritts von Leo Bassi nach Moers gekommen. „Wir kennen ihn seit vielen Jahren, er ist immer sehr politisch. Aber auch sehr intensiv und wichtig in diesen Zeiten“, sagen sie. Die beiden sind froh, dass sie an diesem Samstag wieder die Möglichkeit haben, den Künstler, der mittlerweile in Spanien wohnt, zu erleben.

Die Besuchenden in der Enni-Eventhalle in Moers spendeten viel Applaus.
Die Besuchenden in der Enni-Eventhalle in Moers spendeten viel Applaus. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Nach der Pause kommt dann ebenfalls hohe Kunst, aber leichtere Kost fürs Publikum. Für spontanen Applaus und positiven Rufen von Zuschauern sorgt Tutty Tran. Der Vietnamese mit dem Vornamen Thomas, Sohn von geflüchteten Boat People, der in Deutschland aufgewachsen ist, nimmt nicht nur sich selbst auf die Schippe, sondern ahmt unfassbar komisch den Akzent seines Vaters nach. Das Publikum kann sich kaum halten vor Lachen.

Comedy-Arts-Festival 2024 in Moers am Samstag: Robeat und Tino Bomelino begeistern

Genauso wie bei Robeat, der Mann, der mit Geräuschen seinen Lebensunterhalt verdient. Er hat sein Instrument immer dabei: Seinen Kopf. Völlig faszinierend erzeugt er unterschiedlichste Töne, Rhythmen, sogar Melodien. Macht das Geräusch einer knarrenden Türe nach, die geöffnet wird, oder das Zirpen eines Vogels. Seine Wangen flattern unaufhörlich, die Halsmuskeln sind angespannt. Der Europameister in seinem Fach begeistert die Zuschauer komplett und lässt sie mit seinem außergewöhnlichen Talent ehrfürchtig zurück. Bei so viel Tränen vor Lachen müssen manche die Taschentücher herausholen.

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Ganz anders, aber genau so urkomisch ist Tino Bomelinos Show. Immer führt er die Zuschauer auf Wege, die dann in eine völlig andere, skurrile Richtung führen. Perfekt ist er auch - nicht verkleidet - als Mücke auf der Bühne unterwegs. Weiß nicht, wo er sich niederlassen soll, fliegt dann weiter. Unterbrochen wird er von anerkennenden und begeisterten Pfiffen und Rufen. Ein Traum von Spaß, den er liefert.

Comedy-Arts-Festival in Moers: Tosender Applaus für alle Künstler

Draußen vor ihrem lila Laster geben die Lila Laster Ladies ihr Bestes. Die Kostüme, die Akrobatik, die Leichtigkeit des Schauspiel-Seins, absurd und komisch, hat es in sich. Das Publikum ist begeistert. Locker und genauso leicht, aber auch mit positiver gesellschaftlicher Botschaft führt drinnen Marcel Mann durch den Abend. Der Synchronsprecher und Gewinner im Quatsch Comedy Club macht allen Menschen Mut, so zu leben, wie sie möchten und dazu zu stehen. Er habe sich als schwuler Mann nie outen müssen, weil er schon als Kind wußte, dass er schwul ist.

Marcel Mann moderierte beim Comedy-Arts-Festival in Moers am Samstag.
Marcel Mann moderierte beim Comedy-Arts-Festival in Moers am Samstag. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Tosender Applaus für den besonderen Abend ist allen Künstlern sicher. Auch Tania und Helmut Lauterbach, die nur ein paar Schritte von der Enni-Eventhalle entfernt wohnen, müssen erst einmal ihre Lachmuskeln entspannen. „Es war ein toller Abend und eine grandios gelungene Mischung an Unterhaltung“, strahlen sie.