Herne. Mord, Vergewaltigung, Stalking: In Herne gab es 2024 mehr Gewalt. Das zeigen Zahlen des Weissen Rings. Es wurden acht Vergewaltigungen gemeldet.
2024 sind wieder deutlich mehr Menschen in Herne Opfer von Gewalt geworden. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Weissen Rings. Dort können sich Menschen melden, die Opfer von häuslicher Gewalt, Überfällen oder auch Stalking werden. Während 2023 die Zahlen leicht zurückgegangenen sind, sind sie nun wieder angestiegen - auf 171. Das ist der höchste Stand seit zehn Jahren.
Den größten Anteil dabei hatten mit knapp 30 Prozent immer noch Sexualdelikte: Alleine acht Vergewaltigungen und 33 sexuelle Missbräuche wurden in diesem Jahr registriert. Aber auch die Fälle häuslicher Gewalt sind im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Doppelte angestiegen (2023: 15, 2024: 31). Darüber hinaus gab es 2024 eine versuchte Tötung bzw. Mord mehr als noch 2023: Die Zahl liegt jetzt bei fünf. Zweimal wurde kinderpornografisches Material gefunden.
Weitere Nachrichten aus Herne - Lesen Sie auch:
- Herne: Ungewöhnlicher Imbiss in der Herner City geplant
- „Überfüllteste Feier der Welt“: Chinesen werben für Crange
- Herner Friseurmeisterin: „Mein Leben war nicht so einfach“
„Es ist generell beunruhigend zu sehen, dass sich in diesem Jahr deutlich mehr Menschen – und es sind überwiegend Frauen – als Opfer häuslicher Gewalt bei uns gemeldet haben“, sagt Andrea Schmitt, die seit Anfang 2024 die Außenstelle in Herne leitet. „Die gestiegenen Fallzahlen können aber auch daran liegen, dass sich mehr Menschen trauen, Hilfe zu suchen und dass die Hilfsangebote des Weissen Rings durch unsere Öffentlichkeitsarbeit in Herne bei den Menschen in Erinnerung bleiben.“
Die meisten Fälle habe es wie im Vorjahr im Juni (24) gegeben, in den ruhigsten Monaten Februar und November seien jeweils noch acht Fälle bearbeitet worden. Neben der persönlichen Betreuung und Beratung der Opfer von Kriminalität, leiste der Weisse Ring auch monetäre Hilfe in finanziellen Notlagen, die durch eine Straftat entstanden sind.
„Es ist generell beunruhigend zu sehen, dass sich in diesem Jahr deutlich mehr Menschen als Opfer häuslicher Gewalt bei uns gemeldet haben.“
So seien im Jahr 2024 insgesamt 66 Beratungsschecks im Wert von insgesamt 12.450 Euro ausgegeben worden, die beispielsweise für eine anwaltliche Erstberatung genutzt werden können. Zudem habe die Außenstelle Herne direkte finanzielle Hilfen in Höhe von 10.145 Euro geleistet, was einem Anstieg um 1620 Euro im Vergleich zum Vorjahr entspreche.
In puncto Öffentlichkeitsarbeit habe das Präventionsteam der Außenstelle Herne in diesem Jahr etwas ganz Besonderes anbieten können: kostenlose Selbstbehauptungskurse für Seniorinnen und Senioren in Kooperation mit der Herner Kampfkunstschule Bushikan e.V. An insgesamt vier Terminen hätten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in praktischen Übungen von erfahrenen Trainerinnen und Trainern erlernt, wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten sollten und selbstbewusst auftreten, teilt der Weisse Ring mit.
„Für 2025 ist aufgrund der hohen Nachfrage im Vorjahr eine Neuauflage der Selbstbehauptungskurse fest eingeplant“, so Schmitt. „Außerdem planen wir weitere neue Veranstaltungen.“

Der Weisse Ring finanziere sich fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Nachlässe und Bußgeldzuweisungen der Gerichte. Auf öffentliche Mittel werde bewusst verzichtet, sodass die politische Unabhängigkeit gewährleistet werden könne. So kämen mehr als fünfzig Prozent der Einnahmen den Opfern zugute. Dreißig Prozent der Einnahmen würden für Prävention und öffentliches Eintreten ausgegeben, der Verwaltungsaufwand betrage nur rund fünfzehn Prozent, teilt der Weisse Ring mit. Die Zusammenarbeit mit der Polizei werde seit vielen Jahren intensiviert, zudem bestehe eine gute Vernetzung zu weiteren Beratungsstellen, an die Hilfesuchende bei Bedarf vermittelt werden.
Den Weg zum Weissen Ring finden die Opfer durch die Polizei, andere Institutionen, die zentrale Opfernummer 116 006, die Herner Telefonnummer 0151/55164935 oder über die Internetseite (herne-nrw-westfalen-lippe.weisser-ring.de). Auch eine anonyme Kontaktaufnahme und Beratung sei möglich.