Herne. Ein „Must Go“: Ein chinesisches Reiseportal wirbt für einen Besuch in Herne. Achterbahnen und bunter Nervenkitzel sind dort heiß begehrt.

Eiffelturm, Fujiama, Dubai – und die Cranger Kirmes! Das chinesische Reiseportal GoTrip hat die Kirmes in die Liste seiner Traumziele aufgenommen. Das Portal, das sich an die Einwohnerinnen und Einwohner der Sonderverwaltungszone Hongkong richtet, preist die Kirmes in den höchsten Tönen.

Cranger Kirmes: „Die überfüllteste Feier der Welt“

Zwischen allen First-Class-Reisezielen taucht auf der Instagram-Seite des Portals ein Video mit dem beliebten Fahrgeschäft „Shake n Roll“ der Schwerter Schaustellerfamilie Schäfer auf. Der Clip ist unterlegt mit chinesischen Schriftzeichen. Die Übersetzung spricht von Deutschlands zweitgrößtem „Feiervergnügungspark nach dem Münchner Bierfest“.

Man spreche bei der Cranger Kirmes von der „überfülltesten Feier der Welt“ (was wohl aus chinesischer Sicht als Kompliment gemeint ist). Ein besonderer Reiz für die Chinesen: „Die Feier öffnet nur um den August jedes Jahres für zehn Tage!“ Wie das Portal auf einen Preis von 123 Hongkong-Dollar (umgerechnet gut 15 Euro) Eintritt kommt, bleibt dagegen ohne Erklärung. Das Datum der kommenden Cranger Kirmes jedenfalls ist richtig angegeben: 31. Juli bis 10. August 2025.

Mehr Besucherinnen und Besucher nicht aus der Region

Wie GoTrip ausgerechnet auf die Cranger Kirmes kommt, bleibt auf Nachfrage unbeantwortet. Das für die Kirmes verantwortliche Herner Stadtmarketing jedenfalls freut sich über die Reichweite bis ins Land der Mitte. Das chinesische Portal bietet außer der Werbung für die Kirmes auch Direktbuchungen für Flüge und Hotels.

Ob die große Reisewelle aus China einsetzt, bleibe abzuwarten. „Man merkt aber schon, dass ein zunehmender Prozentsatz der Besucherinnen und Besucher von außen kommt“, sagt Kirmessprecher Alexander Christian. Vor allem aus den Niederlanden gebe es etliche Gäste, die für Tagesausflüge über die Grenze kommen. Auch aus Belgien gebe es immer wieder Gäste, die sich von der Größe der Cranger Kirmes mit ihren 500 Ständen und Fahrgeschäften beeindrucken lassen.

Cranger Kirmes in Herne
Beliebter Nervenkitzel: In China liebt man große Achterbahnen wie hier die Alpina-Bahn. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Studie untersucht Anteil der Gäste aus dem Ausland

Der Crange-Kult stoße im Ausland durchaus auf Interesse: Der Kirmessprecher erinnert an ein belgisches Kamerateam, das im vergangenen Jahr die Kirmes für einen Beitrag im französischen Staatsfernsehen begleitet habe. Mit einer überraschenden Erkenntnis: „Die waren ganz begeistert vom Backfisch.“ Den gebe es offensichtlich auf französischen Volksfesten so nicht.

Einen Touristenansturm wie auf dem Münchener Oktoberfest darf man auf Crange in diesem Jahr trotz der China-Werbung wohl eher nicht erwarten. In München stammen laut einer Erhebung der Stadt 21 Prozent der Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland – das ist mit Abstand Spitze. Allerdings belegte eine Wirtschaftsstudie des Deutschen Schaustellerbundes aus dem Jahr 2023, dass durchschnittlich sechs Prozent der deutschen Volksfestbesucherinnen und -besucher den Kirmesbesuch mit einer mehrtägigen Reise mit Übernachtung verbinden. Im Schnitt gibt jeder Besucheende laut Studie 6,90 Euro für Übernachtungen in der Stadt oder der Region aus. Genaue Zahlen für Crange liegen nicht vor.

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Chinesische Gäste unter Verdacht: Nicht nur in guter Absicht unterwegs

Die Studie geht davon aus, dass die meisten Touristen aus dem benachbarten Ausland der einzelnen Regionen kommen, in NRW aus den Niederlanden, in Ostdeutschland aus Polen und Tschechien, im Südwesten aus Frankreich.

Chinesische Gäste wurden übrigens schon häufiger auf der Cranger Kirmes gesichtet. Zum Argwohn der Schaustellerinnen und Schausteller würden die Gäste auffällig genau den Aufbau der Fahrgeschäfte und das Design detailreich mit der Kamera dokumentierten, so der Vorwurf. Der Verdacht: Es sollten Vorlagen für Nachbauten der oft urheberrechtlich geschützten Anlagen erstellt werden.