Herne. Mord, Stalking, Vergewaltigung: In Herne gibt es weiterhin viele Opfer von Gewalt. Das sind die aktuellen Zahlen vom Weissen Ring in Herne.

Wenn Menschen Opfer von häuslicher Gewalt, Überfällen oder auch Stalking werden, können sie sich an den Weissen Ring wenden und dort um Hilfe bitten. Im vergangenen Jahr haben das in etwa so viele Hernerinnen und Herner gemacht wie schon 2022. Die Quote ist nur leicht gesunken - um vier Prozent. Das teilt die Außenstelle des Weissen Rings in Herne mit. Das ist erstaunlich, denn im Vorjahr waren die Zahlen noch deutlich gestiegen.

„Dieser Rückgang ist nicht so hoch, wie wir es erhofft hatten, aber es ist gut, dass es keinen weiteren Anstieg gab“, sagt Andrea Schmitt, neue Leiterin der Außenstelle Herne. Insgesamt wurden laut Schmitt 163 Fälle bearbeitet, im Vorjahr waren es 170. Zum Vergleich: 2021 waren 137 Fälle.

Im Juli 2023 habe die Außenstelle die meisten Hilfegesuche mit 22 Fällen notiert, der ruhigste Monat sei mit nur drei Fällen der September gewesen. Die Zahl der sexuellen Übergriffe sei um etwa fünf Prozent gesunken, mache aber mit 35 Prozent immer noch den größten Teil der Arbeit der Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler aus.

Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt ist leicht gesunken

Andrea Schmitt ist die neue Leiterin der Außenstelle des Weissen Rings in Herne.
Andrea Schmitt ist die neue Leiterin der Außenstelle des Weissen Rings in Herne. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Aber auch Raub, Diebstahl und Einbruch machen einen großen Teil der Arbeit aus. 25 solcher Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert. Die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt ist leicht zurückgegangen (von 19 auf 15), ebenso wie die Zahl der Körperverletzungen (von 22 auf 17). Gestiegen ist hingegen die Zahl der Stalking-Opfer. 2022 gab es elf, 2023 schon 18 Fälle.

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Insgesamt seien 62 Beratungsschecks an Hilfesuchende ausgegeben worden, die zum Beispiel für eine kostenlose anwaltliche Erstberatung genutzt werden können. Monetäre Hilfen habe die Außenstelle in Höhe von 8525 Euro ausgegeben, sagt Schmitt. Im Vergleich zum Jahr 2022 wurden somit 4475 Euro weniger ausgezahlt. „Das bedeutet allerdings nicht, dass der Weisse Ring generell weniger Geld für die Betreuung der Opfer von Straftaten zur Verfügung gestellt hat, sondern nur, dass deutlich weniger Menschen in Folge einer Straftat auf finanzielle Unterstützung durch den Verein angewiesen waren. Der Weisse Ring hilft weiterhin jedem Menschen in angemessener Form, wenn er oder sie durch eine Straftat in eine finanzielle Notlage gerät“, betont sie.

Anoynme Kontaktaufnahme ist beim Weissen Ring möglich

Der Weisse Ring finanziere sich fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Nachlässe und Bußgeldzuweisungen der Gerichte. Auf öffentliche Mittel werde bewusst verzichtet, sodass die politische Unabhängigkeit gewährleistet werden könne. So kämen mehr als 50 Prozent der Einnahmen den Opfern zugute, teilt der Weisse Ring mit. 30 Prozent der Einnahmen würden für Prävention und öffentliches Eintreten ausgegeben, der Verwaltungsaufwand betrage nur rund 15 Prozent. Die Zusammenarbeit mit der Polizei werde seit vielen Jahren intensiviert, zudem besteht eine gute Vernetzung zu weiteren Beratungsstellen, an die Hilfesuchende bei Bedarf vermittelt würden.

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Den Weg zum Weissen finden die Opfer durch die Polizei, andere Institutionen, die zentrale Opfernummer 116 006, die Herner Telefonnummer 0151/55164935 oder über die Internetseite (herne-nrw-westfalen-lippe.weisser-ring.de). Auch eine anonyme Kontaktaufnahme und Beratung ist möglich.

Im Jahr 2023 gab es für das Team zudem drei Anlässe zum Feiern: Mit Ulrich Pehlke und Katrin Rickert wurden gleich zwei Mitglieder des Teams für fünf Jahre Engagement beim Weissen Ring geehrt. Im September wurde die Außenstelle Herne nach 16 Jahren von Brigitte Grüning an Andrea Schmitt übergeben.