Essen. Die Uni Duisburg-Essen ist bei X ausgetreten, andere Essener Institutionen wollen die Entwicklung weiter beobachten. Dafür gibt es einen Hauptgrund.
Das Netzwerk X - früher Twitter - gerät im Zuge der politischen Aktivitäten von Eigentümer Elon Musk immer stärker in die Kritik. Erst jüngst hat sich die Universität Duisburg-Essen einer Austritts-Initiative von über 60 wissenschaftlichen Instituten in Deutschland angeschlossen. Die aktuelle politische Ausrichtung der Plattform sei mit ihren Grundwerten nicht vereinbar, teilte die Universität als Begründung mit. Auch andere Essener Institutionen denken teilweise über einen Ausstieg nach, zögern aber noch - aufgrund der weiterhin hohen Reichweite und vor allem der Schnelligkeit von X. Faktoren, die für eine Universität möglicherweise nicht ganz so wichtig sind.
„Mir schlagen da, offen gesagt, seit Beginn der Diskussion im Jahr 2022 zwei Herzen in der Brust“, sagt etwa Silke Lenz, Stadtsprecherin und Leiterin der städtischen Öffentlichkeitsarbeit. Seit 2011 nutze die Essener Stadtverwaltung X und habe immerhin einen Stamm von 18.600 Followern aufgebaut. Neben Bürgerinnen und Bürger seien darunter auch andere Behörden und Institutionen, Unternehmen, Interessenvertretungen sowie Medienvertreter.
Stadt Essen zögert, die in Jahren erworbene Reichweite einfach aufzugeben
Eine solche, in vielen Jahren aufgebaute Reichweite, um die eigenen Anliegen und Nachrichten zu verbreiten, gibt man ungern auf, wenngleich Städte wie Bochum diesen Schritt trotzdem schon gegangen sind. „Wir haben in Essen noch eine recht vitale Followerschaft und erreichen mit unseren Themen auch noch bestimmte Communities“, bemerkt Lenz. Besonders im Notfall und wenn es aus anderen Gründen schnell gehen soll, habe die Plattform Stärken, ferner auch, wenn es gilt, Multiplikatoren zu erreichen.
Die andere Seite aus Sicht der Stadtsprecherin: „Vom ethisch-moralischen Standpunkt her muss der Kanal selbstverständlich weiter beobachtet werden, wobei sich die Regularien für X in Europa auch von denen in den USA unterscheiden.“ Es gebe für X jedenfalls aktuell keinen Kanal-Ersatz. „Leider“, ergänzt Silke Lenz. „Mastodon hat sich aus meiner Sicht nicht durchsetzen können, Bluesky ist im Keim erstickt.“
Aus diesen pragmatischen Gründen bleibe das Essener Presse- und Informationsamt der Plattform X erst mal treu - „bis es tatsächlich für unsere Zielgruppe an Relevanz verloren hat oder europäische Richtlinien klar dagegen sprechen“, so die Stadtsprecherin.
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Polizei hat mit 36.000 Followern die wohl größte Reichweite unter den Essener Behörden
Die Essener Behörde mit der wohl größten X-Reichweite ist die Polizei – knapp 36.000 Menschen aus Essen und Mülheim folgen dem Account. Die Polizei nutzt das Netzwerk in erster Linie, um schnell Informationen zu teilen – zum Beispiel bei Straßensperrungen oder dynamischen Einsatzlagen, ansonsten verbreitet sie dort aber auch Pressemitteilungen zu Fahndungen, Unfällen oder Zeugenaufrufen.
Derzeit gibt es keine konkreten Überlegungen, sich aus dem Netzwerk zurückzuziehen. „Wir sind auf X angewiesen, als Einsatzkanal gibt es keine wirklichen Alternativen“, sagt Pressesprecher Matthias Werk. Zwar ist die Essener Polizei auch bei Facebook, Instagram, Youtube und Whatsapp unterwegs, doch nur über X ließen sich Informationen unmittelbar teilen, um in dringenden Anliegen eine möglichst breite Bevölkerung zu erreichen. So werde der Kanal in Einsatzlagen auch von Medien als Quelle genutzt. Zudem legt laut Werk ein Erlass des Innenministeriums den Polizeibehörden in NRW nahe, das Netzwerk zu nutzen. „Aber wir schauen uns die aktuellen Entwicklungen bei X natürlich an“, so der Sprecher.
Erstmal weiter nutzen will die Plattform die Ruhrbahn. „Wir planen aktuell keinen Ausstieg“, sagt Sprecherin Sylvia Neumann. Mit zwei Kanälen ist das für Essen und Mülheim zuständige Verkehrsunternehmen auf X vertreten, geteilt werden vorwiegend Informationen über Ausfälle, Verspätungen oder Bauarbeiten. Dabei soll es vorerst bleiben.
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