Herne. Fachinhalte für die Steuerbranche - das ist seit fast 80 Jahren das Kerngeschäft des NWB-Verlags. Doch längst ist NWB auch Softwareanbieter.
Für den normalen Leser sind die folgenden Überschriften Fachchinesisch: „Behandlung von Druckvorlagen für Umschließungen, Beistellungen sowie auf Beistellungen entfallender Einkaufsprovisionen.“ Oder „Umfang der Besteuerung nach Durchschnittssätzen bei einer Putenmast.“ Doch im Steuer- und Wirtschaftsrecht handelt es sich um Nachrichten, die von den Akteuren aufmerksam registriert werden. Und es spiegelt wider, dass sich der Herner NWB Verlag immer stärker hin zu einem digitalen Unternehmen entwickelt.
Inhalte seit fast 80 Jahren unverändert, die Arbeitsweise ist völlig anders
Denn beim „Fachchinesisch“ handelt es sich um Meldungen auf dem Newsticker des NWB-Nachrichtenportals. Jeden Tag gibt es neue Entscheidungen im Steuerrecht, die NWB veröffentlicht. Die Inhalte des Verlagsgeschäfts haben sich in den knapp 80 Jahren seit der Gründung nicht verändert, so die Geschäftsführer Ludger Kleyboldt und Mark Liedtke im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. NWB beschaffe die Inhalte, die Akteuren in der Steuerbranche helfen, rechtssicher zu agieren. Doch die Arbeitsweisen des Verlags unweit des Herner Bahnhofs hätten sich radikal verändert, nicht nur wegen des Newstickers. „Neben einem Fachverlag sind wir inzwischen auch zu einem guten Teil ein IT-Unternehmen.“
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Herne verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Selbstverständlich gebe es Gesetze, Verordnungen und Entscheidungen im Steuerrecht nach wie vor in Papierform - NWB steht für Neue Wirtschaftsbriefe -, doch längst seien die Inhalte digital verfügbar. Dabei spiele inzwischen auch die Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle. Sie helfe dabei, spezielle Inhalte in der Onlinedatenbank leichter zu finden, so Kleyboldt und Liedtke. Diese selbst entwickelte Software nutze NWB nicht nur selbst, sondern biete sie auch anderen Fachverlagen an. Bei diesem Thema, aber auch bei anderen sieht sich der Verlag an der Spitze und als Vorreiter. Ein Beispiel sei der Nachhaltigkeitsbericht. Den veröffentliche NWB sei mittlerweile zehn Jahren, nun gewinne das Thema auch bei anderen Unternehmen immer stärker an Gewicht. Diese Vorreiterrolle, aber auch die Branche an sich lassen Kleyboldt und Liedtke zuversichtlich nach vorne schauen, das Geschäft entwickle sich unabhängig von der konjunkturellen Lage. „Wir planen weiteres Wachstum.“
Ein Problem - das NWB allerdings längst nicht exklusiv hat: Die Suche nach Fachkräften gestalte sich schwierig. Immerhin: „In der Regel können wir die offenen Stellen besetzen.“ Dazu könnte auch beitragen, dass NWB quasi ausgezeichnete Referenzen als Arbeitgeber hat: NWB ist 2023 und 2024 von der Plattform Kununu als „Top Company“ ausgezeichnet worden. Auf Kununu können Mitarbeiter ihre Firma bewerten und sie weiterempfehlen. NWB übererfülle die meisten Bewertungskriterien, hatte Personalleiterin Anja Willich vor einiger Zeit im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion gesagt.
Doch diese Auszeichnung hat sich anscheinend ausgerechnet in der eigenen Stadt nicht herumgesprochen. „Wir bekommen relativ wenig Bewerbungen aus Herne selbst“, erzählen Kleyboldt und Liedtke. Sie haben einen Vorschlag, wie das in Zukunft verändert werden könne - nicht nur mit Blick auf NWB: Unternehmen und weiterführende Schulen könnten enger kooperieren.